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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich
Autoren: Amei Müller
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da aufgegabelt, da überkam ihn Mitleid. Er gedachte des
Amtsbruders, der diesen hoffnungsvollen Sprößling gezeugt.
    »Yogi, weiß dein Vater, wo du bist?«
    »Na ja, so ungefähr...«
    »Wie wär’s mit einem Anruf?«
    »Mann, das wär’ ‘ne Idee!« Der Yogi
schien nicht sonderlich begeistert, Jette auch nicht.
    »Laß ihn doch in Ruhe, Floh!« rief sie.
«Was mischst du dich ein! Sie wer’n ihn anmeckern. Ich weiß doch Bescheid!«
    Aber da war Florian schon draußen, und
Yogi trabte mißmutig hinterher.
    Der Harztiger riß den Blick von der
Blumenwiese und machte sich an seiner Pfeife zu schaffen.
    »Wo wird er nächtigen?«
    »Bei uns«, sagte Andreas, »im
Schlafsack.«
    »Hm«, machte der Harztiger und stieß
eine schwarze Rauchwolke aus, »ich fürchte, das wird Schwierigkeiten geben.«
    Florian kehrte zurück.
    »Er telefoniert«, meldete er, »und es
gibt Schwierigkeiten mit der Übernachtung. Die Zimmer sind belegt. Sie wollen
nicht, daß er bei den Kindern schläft. Mir scheint, sie haben was gegen uns...«
    »Wen wollte das verwundern«, sagte der
Harztiger zu seiner Pfeife. Ich hörte diese Worte wohl und dachte, daß auch der
Harztiger gut daran täte, seine Zunge im Zaum zu halten, besonders, wenn er so
genau ins Schwarze getroffen hatte wie gerade jetzt. Zum Glück hatten die
anderen Familienmitglieder nicht vernommen, was er der Pfeife anvertraut, denn
Henriette hatte zu maulen angefangen und ihren Vater zu kritisieren.
    »Niemand hätt’ was gemerkt. Aber du
mußt alles ausposaunen. Ehrlich, Floh, du kannst einen nerven.«
    Nun latschte der Yogi wieder herein mit
hängenden Schultern und umdüstertem Blick, ein Bild des Jammers.
    »Am Montag ist Penne! Mann, das hab’
ich total vergessen!«
    Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und
seufzte schwer.
    »Hab’ ich’s nicht gesagt?« klagte
Jette. «Hab’ ich’s nicht gewußt, daß sie Terror machen!«
    Sie verstummte, überwältigt von
Schmerz, und auch die Familie saß schweigend. Nur der Harztiger schickte
unbekümmert Rauchkringel hinüber zur Blumenwiese und schien vom Schicksal des
jungen Paares nicht sonderlich betroffen.
    »Wo wohnen Sie, Yogi?« fragte er
zwischen zwei Rauchkringeln.
    »Och, nicht weit, bei Frankfurt...«
    »Ich fahre morgen über Frankfurt.«
    Kaum hatte der Yogi diese Mitteilung
vernommen, so richtete er sich freudig auf. Er fragte nicht, ob es dem
Harztiger vielleicht genehm sei, ihn ein Stück Weges mitzunehmen, nein, er nahm
dies als gegeben an.
    »Mann, das ist ein Hammer!« rief er.
»Dann geht ja alles in Ordnung!«
    Ach, wie kam es Florian so schwer an,
seine Tochter mit erneuten Unkenrufen zu verärgern.
    »Es klappt nicht mit der Übernachtung,
Yogi. Ich muß dich in eine Jugendherberge bringen.«
    »Wieso, ich hab’ doch meinen
Schlafsack.«
    »Es geht nun mal nicht, hier im Hotel.«
    Wieder sank der Yogi in sich zusammen.
Der Harztiger aber erhob sich, murmelte eine Entschuldigung und verschwand nach
draußen. Er kehrte zurück, noch bevor sich der Yogi von diesem zweiten
Schicksalsschlag erholt, und spielte wiederum die Rolle, welche Florian so gern
übernommen hätte, nämlich die des gütigen väterlichen Freundes.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Wenn du
damit einverstanden bist, für eine Nacht mein Neffe zu sein, Yogi, dann kannst
du dich bei mir häuslich niederlassen.«
    Er richtete einen bekümmerten Blick auf
Yogis strubbelige Haare und seine wenig ansprechende Kleidung, schaute dann
hinüber zu Fränzchens Haarkrone und der Blumenwiese darunter, seufzte und fuhr
fort: »In meinem Zimmer ist noch ein Bett frei.«
    »Okay, Onkel, du bist Spitze!« Vor
übergroßer Dankbarkeit machte der Yogi sogar Anstalten, die Hand des Harztigers
zu ergreifen, aber der konnte keine entbehren, denn er war dabei, die Pfeife
wieder in Brand zu setzen. Die Lobpreisungen der Familie allerdings mußte er
über sich ergehen lassen. Schließlich aber seufzte er und bat darum, es nun
genug sein zu lassen und sich einem anderen Objekt zuzuwenden.
    Ob er vielleicht Skat mitspielen wolle,
fragte Manfred. Schwager Michael und er würden gerne ein Spielchen machen, es
fehle ihnen jedoch ein dritter Mann. Er bedaure unendlich, antwortete der
Harztiger, aber er habe seit ewigen Zeiten nicht mehr Skat gespielt und müsse
deshalb befürchten, ein rechtes Ärgernis für seine Mitspieler zu werden.
Deshalb wolle er lieber verzichten. Man solle sich aber um ihn keine Sorgen
machen. Er würde gemütlich sein Pfeifchen
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