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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan
Autoren: Henry Rider Haggard
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richtiger, zu der ich dir den Weg weisen kann, falls es nicht noch andere Kaffern-Frauen geben sollte ...«
    »Was willst du damit sagen?« fragte ich.
    »Ich will damit sagen, Macumazahn, daß nur schwarze Füße auf der Straße reisen, die ich öffnen kann; über solche, in denen des weißen Mannes Blut fließt, habe ich keine Macht.«
    »Dann ist es also erledigt«, sagte ich, erhob mich wieder und ging ein paar Schritte auf die Tür zu.
    »Komm zurück und setz dich, Macumazahn! Ich habe das nicht gesagt. Bin ich der einzige Herrscher über die Magie in Afrika, das, wie man sagt, ein großes Land ist?«
    Ich kam zurück und setzte mich, denn meine Neugier – eine große Schwäche von mir – war erregt worden.
    »Ich danke dir, Zikali«, sagte ich, »doch ich will nichts mehr mit euren Medizinmännern zu tun haben.«
    »Nein, nein, weil du Angst vor ihnen hast – völlig grundlos, übrigens, da sie alle Schwindler sind, alle, außer mir. Ich bin das letzte Kind der Weisheit; die anderen sind nur ausgestopfte Lügen, wie Chaka feststellte, als er jeden einzelnen von ihnen tötete, den er erwischen konnte. Doch es mag vielleicht einen weißen Medizinmann geben, der über weiße Geister herrschen kann.«
    »Falls du die Missionare meinst«, sagte ich hastig.
    »Nein, Macumazahn, ich meine nicht eure betenden Männer, die aus einer Form gegossen sind und nur mit einem Maßstab messen und nur sagen, was man sie gelehrt hat zu sagen, und nicht selbständig denken.«
    »Manche tun das, Zikali.«
    »Ja, und dann fallen die anderen mit dicken Knüppeln über sie her. Der wirkliche Priester ist jener, zu dem der Geist kommt, der sich von dessen Hülsen ernährt und durch eine Maske spricht, die von den Vätern seiner Väter geschnitzt wurde. Ich bin so ein Priester, und das ist der Grund dafür, daß alle, die an mich glauben, mich hassen.«
    »Falls dem so sein sollte, Zikali, dann hast du ihnen diesen Haß reichlich zurückgezahlt, doch schleiche jetzt nicht länger wie eine Katze um den heißen Brei herum, sondern sag mir, was du meinst. Von wem sprichst du?«
    »Das ist ja das Problem, Macumazahn. Ich weiß es nicht. Diese Katze, oder besser: diese Löwin, liegt in den Höhlen eines weit, weit entfernten Berges, und ich habe sie noch nie gesehen – nicht in der Wirklichkeit.«
    »Wie kannst du über etwas sprechen, das du noch nie gesehen hast?«
    »Auf dieselbe Art, Macumazahn, wie eure Priester von etwas sprechen, das auch sie noch nie gesehen haben, denn sie, oder zumindest ein paar von ihnen, wissen davon. Ich werde dir ein Geheimnis verraten. Alle Seher, die zur selben Zeit leben – und wenn sie groß sind –, stehen miteinander in Verbindung, weil sie miteinander verwandt sind und ihre Geister sich beim Schlaf oder in ihren Träumen treffen. Und deshalb kenne ich eine Meisterin unserer Kunst, eine wahrhaftige Löwin unter den Schakalen, die seit Tausenden von Jahren schlafend in den nördlichen Höhlen ruht, und die von mir, obwohl ich nur ein einfacher Mensch bin, weiß.«
    »Schön und gut«, sagte ich gähnend. »Aber vielleicht, Zikali, können wir jetzt einmal zur Sache kommen. Was ist mit ihr? Wie heißt sie? Und, falls es sie geben sollte, wird sie mir helfen?«
    »Ich werde deine Fragen in umgekehrter Reihenfolge beantworten, Macumazahn. Ich glaube, daß sie dir helfen wird, wenn du ihr hilfst, auf welche Art du das tun kannst, weiß ich nicht, weil Medizinmänner zwar oft ohne Bezahlung arbeiten, so wie ich es tue, Macumazahn, Medizinfrauen das jedoch niemals tun. Was ihren Namen angeht, so wird sie unter unseresgleichen die ›Königin‹ genannt, weil sie die beste von allen ist, und die schönste aller Frauen. Was das andere betrifft, so kann ich dir nichts sagen, außer, daß sie seit jeher gewesen ist und, wie ich vermute, in dieser oder jener Gestalt immer sein wird, solange die Welt besteht, da sie das Geheimnis des ewigen Lebens entdeckt hat.«
    »Du meinst damit, daß sie unsterblich ist, Zikali?« sagte ich mit einem Lächeln.
    »Das habe ich nicht gesagt, Macumazahn, weil mein kleiner Verstand den Gedanken an Unsterblichkeit nicht formen kann. Aber als ich ein Kind war, was lange, lange zurückliegt, hatte sie schon so lange gelebt, daß sie kaum den Unterschied zwischen damals und heute erkennen konnte, und schon zu jener Zeit bewahrte sie in ihrem Busen alle Weisheit, die jemals gesammelt worden war. Ich weiß das, weil wir uns, wie ich bereits sagte, zwar nie begegnet sind, jedoch von
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