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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan
Autoren: Henry Rider Haggard
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Zeit zu Zeit im Schlaf miteinander sprechen, denn so kommt sie über die Einsamkeit hinweg, und ich glaube, obwohl dies nicht mehr als ein Traum gewesen sein mag, daß sie mir in der letzten Nacht sagte, ich solle dich zu ihr schicken, um Antworten auf gewisse Fragen zu finden, die du mir heute stellen würdest.«
    Jetzt wurde ich wütend und sagte: »Warum machst du dich lustig über mich, Zikali, mit einem solchen Geschwätz? Wenn aber ein Funken Wahrheit darin liegen sollte, so zeige mir, wo diese Frau, die ›die Königin‹ genannt wird, lebt, und wie ich zu ihr gelangen kann.«
    Der alte Zauberer nahm wieder den kurzen Assegai zur Hand und scharrte mit seiner Klinge Asche aus dem Feuer, das zwischen uns brannte, und sprach dabei zu mir, recht gleichgültig, wie mir schien, vielleicht nur, um meine Aufmerksamkeit abzulenken, von einem bestimmten weißen Mann, dem ich auf meiner Reise begegnen würde, und über seine eigenen Angelegenheiten, und über einige andere Dinge, von denen mich zu der Zeit keines interessierte. Er klopfte die Asche zu einer ebenen Fläche und zeichnete darin mit der Spitze seines Speers eine Karte, ritzte Rillen, die Bäche darstellen sollten. Wellenlinien für Seen und Sümpfe, andere Markierungen für Busch und Wald, und scharrte kleine Aschehaufen zusammen, um Hügel darzustellen. Als er mit allem fertig war, forderte er mich auf, um das Feuer herumzukommen und sein Werk anzusehen, durch das er jetzt noch mit der Klinge seines Assegais eine gewundene Furche zog, die einen Fluß darstellen sollte, und scharrte dann am Nordende der Karte Asche zu einem größeren Haufen zusammen, um einen hohen Berg zu markieren.
    »Sieh es dir genau an, Macumazahn!« sagte er. »Und vergiß nichts, denn wenn du diese Reise unternimmst und etwas vergißt, wirst du sterben. Nein, es ist nicht nötig, daß du es dir in dieses Buch kopierst, das du immer bei dir hast, denn ich werde es in dein Gehirn einprägen.«
    Und plötzlich packte er mit beiden Händen einen Haufen der warmen Asche und schleuderte sie mir ins Gesicht, wobei er leise etwas murmelte, und sagte dann laut: »So, jetzt wirst du dich erinnern.«
    »Bestimmt werde ich das«, antwortete ich hustend, »und ich hoffe, daß du so etwas nicht noch einmal tust.«
    Tatsache ist, daß ich, aus welchem Grund auch immer, nie ein Detail dieser recht komplizierten Karte vergaß.
    »Der große Fluß muß der Sambesi sein«, murmelte ich, »doch der Berg deiner Königin, falls das ihr Berg sein sollte, liegt weit davon entfernt, wie soll ich allein dorthingelangen?«
    »Das weiß ich nicht, Macumazahn, doch vielleicht gelingt es dir in Begleitung von anderen. Zumindest glaube ich, daß in früheren Zeiten viele Menschen zu diesem Ort gereist sind, da ich hörte, es habe dort einst eine große Stadt gestanden, die das Herz eines mächtigen Reiches war.«
    Jetzt spitzte ich die Ohren, denn obwohl ich kein Wort von Zikalis Geschichte von einer wunderbaren Königin glaubte, war ich doch immer an vergangenen Zivilisationen und ihren Spuren interessiert. Ich wußte auch, daß das Wissen dieses alten Medizinmannes umfangreich und tiefgehend war, wie immer er auch dazu gelangt sein mochte, und ich nahm nicht an, daß er mich in dieser Frage anlog. In der Tat faßte ich auf der Stelle den Entschluß, diese Reise zu unternehmen, falls sie irgendwie durchführbar sein sollte.
    »Wie sind die Menschen zu dieser Stadt gereist, Zikali?« fragte ich.
    »Über das Meer, nehme ich an, doch hielte ich es für besser, wenn du es nicht auf diesem Wege versuchen würdest, da ich glaube, daß die Meeresseite wegen ausgedehnter Sümpfe jetzt unpassierbar ist und es wahrscheinlich sicherer wäre, dich auf deine Füße zu verlassen.«
    »Du möchtest, daß ich dieses Abenteuer auf mich nehme, Zikali. Warum? Ich weiß, daß du niemals etwas ohne Grund tust.«
    »Oho! Du bist klug, Macumazahn, und blickst tiefer in die Wurzel der Dinge, als die meisten anderen. Ja, ich möchte, daß du gehst, und zwar aus drei Gründen: Erstens, damit du deine Seele über gewisse Fragen beruhigen kannst, und ich dir dabei helfen möchte. Zweitens, weil ich auch die meinen beantwortet haben möchte, und drittens, weil ich weiß, daß du sicher zurückkehren und mir eine Stütze sein wirst bei Dingen, die in noch ungeborenen Tagen geschehen werden. Denn sonst hätte ich dir nichts von dieser Geschichte erzählt, da es für mich wichtig ist, daß du am Leben bleibst und die Sonne siehst.«
    »Genug,
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