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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...
Autoren: Allan Frewin Jones
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immerhin in dieselbe Schule. Was sollte ich machen? Mit einer Tüte über dem Kopf herumstolpern, für den Fall, daß sie mir über den Weg läuft?«
    »Mein Gott, du bist ja so schlau. So schlau! Ein Naturtalent, das sämtliche Prüfungen besteht, ohne etwas dafür zu tun.«
    »Ich habe gelernt.«
    »Liebesbriefe hast du geschrieben.«
    »Ich hab’ gelernt. Aber ich kann machen, was ich will, dir ist es doch nie gut genug. Und jetzt gibst du auch noch ihr das Zimmer, das du mir versprochen hast.« Das war zuviel. Bald hatte er den Punkt erreicht, an dem ihm seine Stimme nicht mehr gehorchte.
    Und sie starrte ihn an. Unschlagbar.
    Er hielt es noch zehn Herzschläge lang aus, dann lief er nach oben in sein Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Er setzte sich auf die Bettkante. Nickys Briefe lagen unter dem Kopfkissen, doch sie jetzt zu lesen wäre unmöglich gewesen. Genausogut hätte er sich ein Messer in den Bauch rammen können. Er nahm seinen Radiowecker und zerrte an der Schnur. Sie riß, und der Stecker blieb in der Steckdose. Er warf den Wecker durchs Zimmer und fegte dann mit dem Arm sämtliche Sachen vom Nachttisch. Das Krachen, als sie auf den Boden fielen, freute ihn. Er lächelte ein starres Maskenlächeln. Einen Moment lang dachte er daran, Nickys Briefe zu zerreißen. Alle waren gegen ihn.
    Einige Minuten später kam seine Mutter mit einer Tasse Tee und einem Stück Kuchen herauf.
    Sie schaute auf das Chaos. »Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Nicht sehr.«
    »Hoffentlich hast du nicht alles zerschlagen.« Sie stellte die Tasse und den Teller auf den kleinen Tisch und bückte sich, um aufzuheben, was auf dem Boden lag. Nicky hatte ihm zum Geburtstag einen Keramikfrosch geschenkt, einen großen dunkelgrünen Frosch mit weit aufgesperrtem Maul, das man als Ablage für Kleinigkeiten verwenden konnte.
    Die Mutter hielt ihm die zerbrochenen Teile hin. »Danny...« Sie schauten sich an.
    Er verzog die Lippen und zuckte mit den Schultern, als mache er sich nichts daraus.
    »Dein Vater hat Klebstoff dafür. Wir kleben ihn wieder zusammen.«
    »Mach dir keine Mühe.«
    »Danny, hör zu. Ich weiß, wie sehr du gekränkt bist. Aber es gibt einen guten Grund, weshalb Lisa bei uns wohnen wird. Nicht nur, weil sie ein Dach über dem Kopf braucht. Sie zahlt uns auch Miete, und wir..., wir brauchen das Geld. Jetzt, wo das Geld von Alice wegfällt. Ich weiß, daß Geldprobleme dir nichts sagen, und es gibt auch keinen Grund, weshalb du dich in deinem Alter damit befassen solltest, aber es ist etwas passiert, etwas Schlimmes, und wir brauchen jeden Penny.«
    »Was heißt das, etwas Schlimmes?«
    Die Mutter schloß die Augen. Sie sah so hilflos und schwach aus, daß er, wenn sie Nicky gewesen wäre, sofort die Arme um sie gelegt hätte. Er hätte sie, so fest es ging, an sich gedrückt, bis dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwunden wäre.
    Als sie die Augen wieder öffnete, hingen Tränen in den Wimpern. »Es hat etwas mit deinem Vater zu tun«, sagte sie.
    Ihm war bewußt, daß er mit halboffenem Mund dasaß, doch irgendwie brachte er den Mund nicht zu.
    »Wir wollten es dir erst sagen, wenn alles vorbei ist. Wir haben gehofft, es würde sich etwas ergeben. Aber das war nicht der Fall. Noch nicht. Es wird aber. Ich weiß, daß sich etwas ergeben wird. Nur jetzt noch nicht.«
    Seine Gedanken rasten. Was war mit seinem Vater? War er krank? Würde er sterben? Hatte er einen Unfall gehabt? Wollte er die Mutter wegen einer anderen Frau verlassen? War die Polizei hinter ihm her? Die Mafia?
    »Sie haben ihm gekündigt.«
    Danny stieß die Luft aus. »Ist das alles?«
    Sie starrte ihn an. »Alles?«
    »Ich dachte, du würdest mir jetzt sagen, daß er Aids hat oder so was.«
    »Danny.« Sehr langsam stand sie auf. »Er hat seine Arbeit verloren.«
    »Er wird eine andere finden, oder?«
    »Nun..., ja... Aber..., ja, ich bin sicher. Ich bin ganz sicher, daß er etwas anderes finden wird. Aber..., aber so einfach ist das nicht, Danny. Es ist nicht so, daß man einfach hingehen und sich eine neue Arbeit aussuchen könnte.«
    Danny lachte. »Es gibt doch Arbeitsvermittlungsstellen.«
    »Bist du gerade von einem anderen Planeten gelandet, oder was?«
    »Was meinst du«
    »Es ist eine Katastrophe, Danny. Er hat bereits fünfzig Bewerbungen losgeschickt. Er hat bereits zwölf Bewerbungsgespräche gehabt. Er findet keinen Job.«
    »Glückspilz.«
    »Danny! Ich kann’s nicht glauben. Verstehst du wirklich nicht, was das für uns
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