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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
Autoren: Sherman Lee
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finster.
    Doreen begann wieder, leise zu weinen. "Ich kann nicht singen. Und weil ich nicht singen kann, wollte Mr Ratcliff, daß ich nett bin zu den Arbeitern. Aber das wollte ich nicht. Aber Mr Ratcliff gab nicht nach. Er schlug mich."
    Rose Watts trat zu ihr und umarmte sie. "Armes Kind."
    "Da habe ich mir eine Hose angezogen und einen Hut aufgesetzt, hab ein Pferd genommen und bin abgehauen", sagte Doreen. "Plötzlich war's ganz leicht."
    "Und Sarah blieb da?" sagte Sam zweifelnd.
    "Sarah wäre auch gern fort. Aber erstens ist sie schwanger und zweitens hat sie doch die kleine Mary, um die sie sich kümmern muß. Sie kann nicht davonlaufen."
    Sam machte große Augen. "Sie ist also tatsächlich schwanger!"
    "Aber ja", sagte Doreen. "Das paßt Mr Ratcliff gar nicht. Aber er behält sie, weil sie nun mal singen kann und die Leute sie mögen."
    Big Sams Zorn legte sich. Er erhob sich vom Tisch und setzte sich neben Doreen auf die Ofenbank. "Ich habe Hopi-Indianer getroffen, denen Ratcliff die Farm weggenommen hat. Ich war dort, aber Ratcliff und ihr Frauen wart weg. Wie kam das?"
    Doreen blickte ihn erstaunt an. "Sie haben die Farm gefunden? Sie waren da? Sind die Männer noch dort?"
    "Nein..." Sam rieb sich die Stirn.
    "Was ist aus ihnen geworden?"
    "Sie sind alle tot", sagte Big Sam.
    Doreens Augen leuchteten. "Auch der Fallensteller?"
    Sam nickte. "Auch der."
    "Und der häßliche Comanche mit seinen vielen Narben?"
    "Tot, der Mexikaner auch."
    "Haben Sie sie getötet?"
    "Nein, das waren Krieger der Hopi. Die Bande hat sich nicht ergeben, obwohl wir in der Übermacht waren. Hatten wohl Angst vor dem Marterpfahl. Auf jeden Fall schossen sie zuerst."
    "Wie immer", sagte Doreen.
    "Nun sag, wie kam es, daß ihr und euer Boß nicht mehr da wart?" sagte Big Sam.
    Doreens Augen schweiften ab ins Ungewisse. "Nachdem der Doktor und Nogales den Stall niedergebrannt hatten, wohnten wir alle im Haus. Das ging aber nicht gut. Ich will auch nicht darüber reden. Mr Ratcliff hat sogar angefangen, zu schießen. Jedenfalls nahm er uns eines morgens, als mal Tauwetter war, und fuhr mit uns davon. Den anderen hat er viel Geld dagelassen. Dafür sollten sie uns Frauen gehen lassen. Wir sind dann den Chisholm-Trail runtergefahren. Und dann trafen wir auf die Katy Railroad in Texas. Mr Ratcliff hat die Arbeiter dort gesehen und gleich gewußt, was er tun wollte. Mr Ratcliff liebt das Geld mehr als alles andere auf der Welt."
    "Er ist an der Katy in Texas..." sagte Big Sam gedankenverloren.
    "Er nennt sich jetzt nicht mehr Arthur Ratcliff", sagte Doreen. "Jetzt heißt er Clifford Arthur."
    "Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet", sagte Big Sam. Er seufzte. "Was wirst du nun tun, Doreen?"
    Sie blickte ihn aus grünen Augen an. "Sarah ist mir wie eine Schwester geworden. Vielleicht haben Sie einmal Arbeit für mich auf der Farm. Ich hab gesehen, wie sie brannte. Ich helfe mit, sie wieder aufzubauen."
    "Du hast keine Familie?"
    "Meine Mutter und mein Vater sind tot", sagte Doreen traurig. "Fragen Sie den Fallensteller, warum."
    "Das tut mir leid", sagte Big Sam.
    "Ich würde gern auf Ihrer Farm mithelfen", sagte Doreen. "Wenn Sarah erst wieder da ist. Sie werden sie doch holen?"
    Big Sam verzog den Mund zu einem Grinsen. "Allerdings. Bis wir wieder da sind, hilfst du Sister Rose Watts mit den Kindern. Sammy kennst du ja. Der wird Augen machen, wenn er dich sieht. Er hat mir erzählt, du hast ihm irgendwo mal Zucker gegeben. Das hat er dir nie vergessen. Wenn du willst, Doreen, dann fängt für dich hier ein neues Leben an." Big Sam erhob sich und packte die schwere Sharps Rifle. "Ich aber muß los."
     

*
     
    Die kühle Luft war erfüllt vom Klappern und Klirren wuchtiger Hammerschläge. Bolzen fuhren in stählerne Schienen. Schwitzende Iren rammten ihre Schaufeln in Schotter und Kies. Drahtige Chinesen schleppten riesige Bohlen heran und legten eine vor die andere. Yard um Yard, Meile um Meile schoben sich die Gleise der Katy Railroad durch die winterbraune Prärie nach Westen.
    Im Gedränge der grauen Zeltstadt fiel der große Reiter auf seinem Falben nicht weiter auf. Es sei denn, man blickte genau hin. Die Wachleute der Katy Railroad Gesellschaft sahen die drei Gewehre des Mannes in ihren fransenbesetzten Scabbards sehr wohl. Doch sie erkannten außerdem den Ranger-Hut und ließen ihn vorsichtshalber in Ruhe. Sie wußten nicht, daß der Mann in dem gelben Mantel kein aktiver Lawman mehr war.
    Sie brauchten das auch nicht zu
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