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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
Autoren: Sherman Lee
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eine grüne Bluse. Sie wirkte blaß und schien selbst Angst zu haben.
    "Wir sind weit gereist, Nachbar." Die Stimme gehörte dem letzten Mann im Kreis. Big Sam wandte sich um. "Sie haben da so eine schöne Tränke. Gestatten Sie, daß wir und unsere Pferde einen Schluck aus Ihrem Brunnen nehmen."
    Der Redner trug einen eleganten Stetson, dazu einen teuren grauen Anzug, der ihn sehr gut kleidete. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, die ein streichholzbreiter Schnurrbart zierte. Big Sam erkannte den professionellen Spieler.
    Was für ein zusammengelaufener Haufen, dachte der ehemalige Ranger. Was hält sie zusammen?
    "Nicht nötig", sagte Big Sam laut. Seine Rechte deutete nach Westen. "Seht ihr die Ponderosas da unten? Da findet ihr den Arkansas River. Ist gar nicht weit." Er blinzelte. "Und wenn ihr zügig weiterreitet, dann kommt ihr noch heute nach Tulsey. Sind nur zehn Meilen. Da könnt ihr euch in Red Crow Halperns Boarding House den Staub aus den Kleidern klopfen."
    "Wer will denn gleich nach Tulsey", sagte ein Bandido. Sein Hengst stampfte auf.
    "Wir lieben die Wildnis", fügte der Fallensteller hinzu.
    "Wir hatten eigentlich gehofft, einen Bissen zu essen zu bekommen." Der Spieler lächelte und wandte sich zu den Frauen. "Für unsere Damen."
    Der Comanche schielte in Richtung Blockhütte. Das Haus stand still und verschlossen wie eine Festung zwischen den rauschenden Ulmen.
    In Big Sams Kopf stoben die Gedanken herum wie Funken in einem Feuer, in das der Wind hineinfährt. Im Haus waren Sarah und Mary, seine fünfjährige Tochter.
    Und seine Winchester.
    Er seufzte. "Gut. Mal sehen, was sich machen läßt", sagte er. "Wo die Tränke ist, seht ihr. Komm, Sammy." Er wandte sich zum Haus.
    "Wir kommen mit", sagte ein Bandolero.
    "Nicht nötig", sagte Big Sam mit kaum geöffneten Lippen.
    "Wieso?" fragte der Bandit.
    Big Sam zuckte mit den Schultern.
    "Willst du uns nicht im Haus haben? Hast du etwas gegen ehrbare Fahrensmänner?"
    "Traust du uns nicht?" knurrte sein Compagnero und ritt heran.
    Big Sam ignorierte die Bande. Er marschierte unbeirrt weiter Richtung Haus, Schritt für Schritt, Sammys Hand in seiner Rechten. Die Bande schien ihm nicht zu folgen.
    Noch sechzig Yards.
    Sams langer Schatten ging vor ihm her, Sammys kürzerer neben ihm. Die Abendsonne tauchte die aufgebrochene Erde, die Prärie und den Himmel in ein flammendes Rot.
    Noch fünfzig Yards.
    Die Zeit, sonst so flüssig, wurde zäh wie gerinnendes Blut. Sekunden gerannen zu einer Ewigkeit.
    Das Haus lag noch vierzig Yards entfernt, als Big Sam hinter sich ein Sausen hörte. Ein Lasso schlang sich um seinen Hals und riß ihn nach hinten um. Er landete im Staub. Sofort griffen seine Hände nach dem Tau und hielten es fest. Der Druck um seinen Hals ließ nach. Er hustete.
    "Daddy!" Sammy war ebenfalls hingefallen. Er klammerte sich an das Hosenbein seines Vaters.
    Big Sam erhob sich taumelnd. Staub war ihm in die Augen geraten. Tränen rannen über seine kantigen Wangen. Er hörte das Schnalzen einer Bullenpeitsche, dann schlang sich etwas um sein freies Bein und riß ihn abermals zu Boden.
    Sammy ließ seinen Vater los.
    Ein Ruck und das Lasso um Big Sams Hals zerrte ihn durch den Staub, weg vom Haus. Sams Hände zogen am Seil und verhinderten, daß das Lasso ihn erwürgte. Seine massigen Schultern durchpflügten die schwarze Erde. Eine Staubwolke hüllte ihn ein, bis er an den Baumstamm prallte und seine Fahrt durch den Dreck ein Ende hatte.
    Sein Gespann Rinder muhte voller Angst.
    Big Sam blickte auf.
    Hinter den Staubschwaden tobte der Kreis der Reiter. Sie ließen ihre Pferde steigen. Die trommelten mit den Vorderläufen in die Luft und wieherten. Sie stampften und rannten durcheinander.
    Die Erde um Big Sam bebte.
    Er biß die Zähne zusammen und richtete sich inmitten des Getümmels auf. Er grub seine Absätze in die Erde. Dann riß er an dem Lasso und holte den Bandolero, der es festhielt, aus dem Sattel. Der Mann schlug auf wie ein Kartoffelsack. Sein Sombrero wirbelte unter die Hufe der Pferde.
    Da schnalzten wieder Peitschen — diesmal waren es drei oder vier. Die Hiebe prasselten auf Big Sam nieder. Er duckte sich und legte seine Arme schützend um seinen Kopf. Die Peitschen-Enden zerschnitten das grobe Baumwollhemd auf seinem Rücken. Striemen zeichneten sich ab, Blut tränkte den Stoff.
    "Halt!" brüllte der vom Pferd gefallene Bandit und hob die Hand.
    Die Peitschen schwiegen.
    "Nogales, was willst du?" sagte der elegante
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