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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
Autoren: Sherman Lee
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Sam trat in den Raum. Er stand und schwieg, bis der Cherokee aufgehört hatte mit seinem Lied.
    Reverend Sequoiah öffnete die Augen und wandte sich um. "Er ist tot, Big Sam. Er hat es selbst so gewollt." Er seufzte. "Aber Frauen sind keine hier."
    Big Sam nickte bedächtig. "Der Winter ist noch nicht vorbei", sagte er. "Das Beste wird sein, wir nutzen die warmen Tage und kehren nach Tulsey zurück."
    "Tut mir wirklich leid für dich", sagte Reverend Sequoiah. "Aber du hast recht. Laß uns heimkehren, bevor die Prärie uns doch noch frißt."
    "Heimkehren...?" sagte Big Sam bitter. Sein Heim war ein niedergebrannter Haufen Holz, eine Ruine. Sein Vieh war vertrieben, seine Frau und sein Kind blieben verschwunden.
    Doch er hatte immer noch Sammy. Und der brauchte ihn.
    "Du und dein Sohn, ihr wohnt natürlich bei uns", sagte der alte Cherokee väterlich. "Komm. In drei Tagen sind wir daheim. Und nächstes Jahr findest du sie. Ganz bestimmt."
    Sie verabschiedeten sich von ihren Hopi-Freunden. Reverend Sequoiah Watts versprach Chief Two Star Roberts, ihn im Frühling zu besuchen. Dann ritten sie los.
    Big Sams Kopf war gesenkt, seine Schultern hingen herab, während er auf seinem Falben die Prärie durchmaß. Er wirkte alt und müde. Der alte Cherokee neben ihm sagte, "Jeder wandelt in seinem Leben einmal auf dem Pfad der Tränen, Big Sam."
    Sam antwortete nichts.
    "Doch das Tränental hat auch mal wieder ein Ende. Vertrau drauf."
     

*
     
    Der Winter kehrte nach ein paar Tagen mit Macht zurück. Im Dezember war an eine Suche nicht mehr zu denken. Bis Weihnachten schneite es täglich. Auch der Januar zeigte sich nur von seiner frostigen Seite. Ein eisiger Wind pfiff von Norden über die Prärie. Manchmal drehte der Wind und kam vom Golf von Mexiko. Dann regnete es und Tauwetter zog durchs Land. Doch nachts gefror der Regen und verwandelte Tulsey in eine bizarre Eiswelt. Pferde und Menschen glitten dann aus auf den Straßen. Die Bürger blieben meist hinter den Mauern ihrer Häuser und ließen die Schornsteine rauchen. Die Frauen spannen und webten, die Männer reparierten in der Stube ihr Ackergerät.
    Im März besserte sich das Wetter endlich und ein einsamer Reiter erschien in Tulsey. Erst auf den zweiten Blick erkannten die Leute, daß es sich um eine Reiterin handelte. Die junge Frau erkundigte sich nach dem örtlichen Reverend. Man wies ihr den Weg zum weißen Haus neben der weißen Kirche.
    Sie klopfte an Reverend Sequoiah Watts' Haustür und trat ein – und erstarrte vor Schreck, als sie den Mann am Tisch erkannte. Der saß dort und polierte eine riesige Büchse. Er blickte auf und hielt inne. Einen Moment lang blieben sie bewegungslos. Dann schloß das Mädchen die Tür. Sie nahm ihren runden Hut ab. Rotes Haar ergoß sich wie ein Wasserfall über ihre Schultern.
    "Ich hab es kürzer in Erinnerung", sagte Big Sam.
    Das Mädchen sank auf die Ofenbank und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie begann zu weinen. Ihre Schultern bebten. Sie schluchzte hemmungslos.
    Rose Watts, die Frau des Reverends, kam aus der Küche gelaufen. "Wen haben wir denn hier?" fragte sie.
    "Ich bin Doreen", sagte das Mädchen und wischte sich die Tränen ab. "Doreen O'Keefe."
    "Sie gehört zu Art Ratcliffs Bande", sagte Big Sam trocken.
    "Sie haben mich geraubt, wie sie Sammy geraubt haben!" rief das Mädchen. "Aber ich bin ihnen davongerannt", sagte sie triumphierend. Ihre Augen glänzten. "Ich hab mich endlich getraut!"
    Big Sam schob die Büchse von sich. "Und nun bist du hier."
    Doreen nickte. Rose Watts reichte ihr ein Taschentuch. Sie nahm es mit einem dankbaren Blick entgegen.
    "Wo sind Sarah und Mary?" stieß Big Sam hervor.
    Die Augen des Mädchens weiteten sich. "Deshalb bin ich ja hier", sagte sie eilig. "Weil ich weiß, wo sie sind. Sie sind in Texas. Man baut dort die Kansas-Texas-Eisenbahn. Alle nennen sie die Katy. Mr Ratcliff hat ein Saloon-Zelt gekauft und zieht mit den Arbeitern mit. Es gibt da richtige Zeltstädte-"
    "Wo sind Sarah und meine Tochter", zischte Big Sam.
    Doreen schlug die Augen nieder.
    "Nun?" forderte er.
    "In Mr Ratcliffs Saloon-Zelt singt man. Das Zelt heißt 'Isabellas Song and Dance.' Miss Isabella singt... und Ihre Frau auch. Sarah singt besser als Miss Isabella."
    Donnernd fiel Big Sams Faust auf den Tisch. "Sarah singt für Ratcliff? Das glaubst du doch selbst nicht? Das soll ich dir glauben?"
    "Aber wenn es doch stimmt", sagte Doreen flehentlich.
    "Und warum singst du nicht?" fragte Sam
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