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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
Autoren: Sherman Lee
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Arrow.
    Nogales drehte sich erbost um. "Laßt die blöden Witze."
    "Ich mein ja nur", sagte der Fallensteller und warf einen Knochen ins Feuer.
    Der Bandido glotzte Doc Snake aus halb offenen Augen an. Dann schossen seine Hände vor und er versuchte, dem alten Säufer den Whiskykrug zu entwinden. Der wehrte sich standhaft. "Komm schon, Doc", grollte Nogales.
    Der Whiskykrug fiel zu Boden. Doc Snake warf sich über ihn. "Nur über meine Leiche!"
    "Also gut", brüllte Nogales heiser. Er nahm eine Lampe vom Haken und stapfte zu den Flaschen ins Eck. "Dann riech ich eben mal am Öl."
    "He!" rief Doc Snake.
    Nogales ergriff eine Flasche mit der freien Hand, schlug seine Zähne in den Korken und zog ihn heraus. Er spuckte ihn aus. Er schloß die Augen und sog die Luft ein. "Riecht wie erstklassiger Brandy!" sagte er. "Doc, du alter Geizhals. Du alte Packratte!" Er setzte die Flasche an den Mund.
    "Tu's nicht!" keifte Doc Snake.
    Nogales nahm einen Schluck. Er hielt inne. Seine glasigen Augen weiteten sich. Er spuckte aus, was er noch im Mund hatte. Die Flasche glitt aus seiner Hand und fiel auf die Erde. Gluckernd lief ihr blauer Inhalt aus. Nogales hielt sich den Mund. Er drehte sich torkelnd im Kreis. Sein Kopf knallte gegen einen Dachsparren. Er verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Rücken. Er ruderte mit Armen und Beinen wie ein dicker Käfer.
    Die Lampe kullerte in die Ölpfütze, die mit einem Fauchen zu brennen begann. Flammen umloderten den Mexikaner. Nogales schrie auf. Er riß sich die brennende Jacke vom Leib und warf sie von sich.
    Sie landete im Heu. Sofort quollen dichte graue Rauchschwaden daraus hervor und erfüllten den Raum. Nogales hustete. Auf einen Schlag brachen blasse Flammen durch, wurden blau, dann gelb. Das Feuer verschlang das trockene Zeug gierig.
    Die Ziegen meckerten nervös. Sie tobten in ihrem Verschlag.
    Die Banditen erhoben sich, starr vor Entsetzen.
    Rote Flammen huschten die knackenden Wände entlang. Sie zogen Wirbel aus schwarzem Rauch hinter sich her. Es begann ein Knistern, Knacken und Prasseln. Schon stand das östliche Ende des Stalls in hellen Flammen. Doc Snakes Flaschen explodierten eine nach der anderen und verspritzten brennendes Öl. Verkohlte Pfosten knickten langsam um. Die schneebeladene Decke stürzte ein. Funken stoben in den Nachthimmel. Ein eisiger Wind fauchte herein. Der Brand griff noch grimmiger um sich.
    Die Halunken retteten, was zu retten war. Zum Schluß kauerten sie zitternd auf der Veranda und sahen dem Untergang ihrer Behausung zu, neben sich die Satteltaschen mit ihrer Beute. Die Frauen waren herausgetreten und sahen schweigend zu. Der Feuerschein flackerte über ihre Gesichter.
    Art Ratcliff stand im Hof und tobte. Vor dem grellen Feuerschein sah er aus wie ein tanzender Kobold. Was er schrie, verstand niemand. Der Lärm des Feuers ertränkte seine Stimme mühelos.
    Schließlich fiel der Brand in sich zusammen. Dann standen nur noch glühende Überreste im Schnee, den der Rauch um den Stall herum schwarz gefärbt hatte.
    Rowdy Randalls unsteter Blick landete auf Art Ratcliff. "Nun sieht's so aus, daß wir alle ins Haus ziehen, Boß."
    Der Spieler stampfte wortlos und mit zornrotem Gesicht an ihm vorbei in die Hütte.
    In den nächsten Tagen wohnten die vier Frauen gemeinsam im Hinterzimmer. Die fünf Männer hausten allesamt in der vorderen Stube. Eingeschlossen, ohne Kartenspiel und ohne Whisky, wurden den Halunken die Stunden sauer. Streit brach aus. Fäuste flogen.
    Bis Art Ratcliff handelte.
     

*
     
    Chief Two Star Roberts bedauerte fast, daß nach zwei Tagen Tauwetter einsetzte. Denn dann konnte man das Wigwam wieder verlassen und mußte seine Gespräche unterbrechen. An Unterbrechungen lag ihm gegenwärtig nichts. Dazu genoß er die Gesellschaft seiner Gäste viel zu sehr. Viele Stunden lang hatte er sich mit Reverend Sequoiah Watts besprochen. Nun schätzte er den alten Cherokee wie einen Bruder. "Du bist ein Weiser unter unseren Völkern", sagte er.
    "Man lernt nie aus", sagte Reverend Sequoiah bescheiden.
    Der Häuptling und sein Gast schlenderten in Hemdsärmeln durchs Dorf. Die Sonne wärmte ihnen die Kleider auf der Haut. Kinder spielten im nassen Schnee.
    Ein kleingewachsener Mann trat unvermittelt zu den beiden Alten. In sein Gesicht waren tiefe Sorgenfurchen gezeichnet. Er hob die Rechte zum Gruß.
    Chief Two Star Roberts blieb stehen. "Was hast du denn?" sagte er.
    "Chief", begann der Mann. "Es hat sich herumgesprochen, warum der
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