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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad
Autoren: Agatha Christie
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Französisch und ab und zu musste man die Fragen wiederholen.
    Dann wurde den vier Reisenden mitgeteilt, dass das Flugzeug nach Bagdad nachmittags starten würde. Man würde jetzt in das Abbassid Hotel zum Lunch fahren.
    Grete Harden saß auf dem Bett, als es an ihrer Tür klopfte. Sie öffnete und stand einer Frau in einer B.O.A.C.-Uniform gegenüber.
    »Dürfte ich Sie bitten, mit mir in das Büro der B.O.A.C. zu kommen? Es gibt da ein kleines Problem mit Ihrem Ticket. Hierherum bitte.«
    Grete Harden folgte der Stewardess den Gang entlang. An einer Tür hing eine große Tafel mit einer Aufschrift in Goldlettern: Büro der B.O.A.C. Die Stewardess öffnete die Tür und ließ sie eintreten. Kaum war Grete Harden hineingegangen, schloss die Stewardess die Tür von außen und nahm schnell die Tafel herunter.
    Als Grete Harden die Schwelle überschritten hatte, stülpten ihr zwei Männer, die hinter der Tür gestanden hatten, ein Tuch über den Kopf und stopften ihr einen Knebel in den Mund. Einer von ihnen streifte ihren Ärmel zurück, ergriff eine Spritze und gab ihr eine Injektion. In wenigen Augenblicken sackte sie schlaff in sich zusammen.
    Der junge Arzt sagte munter: »Das setzt sie für ungefähr sechs Stunden außer Gefecht. Und jetzt ihr beiden, los, macht euch an die Arbeit.«
    Er nickte den zwei Nonnen, die unbeweglich am Fenster saßen, zu. Die Männer gingen aus dem Zimmer. Die ältere der beiden Nonnen ging zu Grete Harden und begann, ihren schlaffen Körper zu entkleiden. Die jüngere Nonne, die ein wenig zitterte, zog ihren Habit aus. Binnen kurzem lag Grete Harden im Nonnengewand friedlich auf dem Bett, und die jüngere Nonne trug Grete Hardens Kleider. Die ältere Nonne widmete sich sodann dem platinblonden Haar ihrer Gefährtin, während sie immer wieder eine Fotografie betrachtete, die sie an den Spiegel gelehnt hatte. Sie kämmte und frisierte das Haar, zog es straff aus der Stirn und drehte es tief im Nacken zu einem Knoten. Dann trat sie zurück und sagte auf Französisch: »Unglaublich, wie diese Frisur Sie verändert. Setzen Sie die dunkle Brille auf. Ihre Augen haben ein zu tiefes Blau. Ja – das ist wunderbar.«
    Es klopfte leicht an die Tür, und die beiden Männer kamen wieder herein. Sie grinsten.
    »Grete Harden ist wirklich Anna Scheele«, sagte der eine. »Sie hatte die Papiere in ihrem Gepäck, sorgfältig zwischen den Seiten einer dänischen Broschüre über medizinische Massage versteckt. Nun, Miss Harden«, er verbeugte sich mit ironischer Förmlichkeit vor Victoria, »wollen Sie mir die Ehre erweisen, mit mir zu lunchen!«
    Victoria folgte ihm aus dem Zimmer in die Halle. Der andere weibliche Passagier versuchte gerade am Schalter ein Telegramm aufzugeben. »Nein«, sagte sie, » P-a-u-n-c-e-f-o-o-t Dr. Pauncefoot Jones …« Victoria blickte sie mit plötzlichem Interesse an. Das musste Dr. Pauncefoot Jones’ Frau sein. Wenn sie nur irgendwie durch Mrs Pauncefoot Jones Richard Baker eine Botschaft zukommen lassen könnte …
    Fast, als könnte er ihre Gedanken lesen, führte ihr Begleiter sie vom Schalter weg ins Speisezimmer.
    Das Flugzeug nach Bagdad startete um drei Uhr. Mrs Pauncefoot Jones saß ganz vorn und Victoria bei der Tür. Und auf der anderen Seite des Ganges saß der blonde Jüngling, der ihr Gefangenenwärter war.
    Der Flug dauerte nicht lange. Zum zweiten Mal blickte Victoria aus der Luft auf die Stadt. In zwei Tagen würden sich die beiden mächtigsten Männer der Welt hier treffen, um über die Zukunft zu beraten, und sie, Victoria Jones, hatte dabei eine Rolle zu spielen.
     
    Richard Baker sagte: »Wissen Sie, ich beginne mir über dieses Mädchen Sorgen zu machen.«
    »Über welches Mädchen?«
    »Victoria.«
    »Victoria?« Dr. Pauncefoot Jones sah sich um. »Wo ist – ja richtig, wir sind gestern ohne sie zurückgekommen.«
    »Es ist mir unbegreiflich«, sagte Richard Baker stirnrunzelnd, »sie ist anscheinend mit einem jungen Mann in einem Auto fortgefahren und nicht zurückgekommen. Und was noch beunruhigender ist: Ihr Gepäck war dort und sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, es zu öffnen. Das kommt mir sehr merkwürdig vor – wenn man bedenkt, in welcher Klemme sie steckte. Außerdem waren wir zum Essen verabredet … Ist es Ihnen sehr unangenehm, Sir, wenn ich morgen wieder nach Bagdad fahre? Ich bin besorgt um das Mädchen. Ernstlich besorgt.«
    »Du liebe Güte, Richard, ich hatte keine Ahnung, dass Sie sich in das Mädchen verliebt
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