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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad
Autoren: Agatha Christie
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haben.«
    »Davon kann keine Rede sein«, erklärte Richard kühl und sah noch abweisender aus als sonst. »Ich bin nur hm – besorgt.«
    Richard brach in aller Frühe nach Bagdad auf und ging geradewegs ins Hotel Tio. Hier erfuhr er von Markus, dass Victoria nicht zurückgekommen war. Nach einigen Erkundigungen spürte Richard Mr Dakin auf und besuchte ihn in seinem Büro. Er entschuldigte sich für die Störung und fragte ihn, ob er Miss Victoria Jones gesehen habe.
    »Sie hat mich vorgestern aufgesucht. Sie ist, glaube ich, im Hotel Tio.«
    »Ihr Gepäck ist dort, aber sie selbst nicht.«
    Dakin hob leicht die Augenbrauen und sah seinen Besucher aufmerksam an.
    »Sie hat mit uns bei den Ausgrabungen von Tel Aswad gearbeitet«, erklärte Richard.
    »Oh, ich verstehe. Leider kann ich auch nicht weiterhelfen.«
    Richard sagte: »Hören Sie, ich verlasse Bagdad nicht, bis ich sie gefunden habe.« Er blickte Mr Dakin finster an und ging aus dem Zimmer.
    Dann stürzte er aufgeregt ins Hotel Tio und wurde von einem strahlenden Markus begrüßt.
    »Sie ist zurückgekommen?«, fragte Richard aufgeregt.
    »Nein, nein, aber Mrs Pauncefoot Jones ist da. Sie ist soeben mit dem Flugzeug angekommen. Dr. Pauncefoot Jones hatte mir gesagt, das sie erst nächste Woche ankommt.«
    »Er verwechselt immer die Daten. Aber was ist mit Victoria Jones?«
    Markus’ Miene wurde wieder ernst.
    »Nein, ich habe nichts von ihr gehört. Und es gefällt mir nicht, Mr Baker. Es gefällt mir ganz und gar nicht. Sie ist ein so blutjunges Ding und so hübsch, so lieb und fröhlich.«
    »Ja, ja«, sagte Richard gequält. »Ich gehe am besten hinauf, Mrs Pauncefoot Jones begrüßen. Welche Zimmernummer hat sie?«
    »Neunzehn.«
    Schweren Schrittes stieg Richard die Treppe hinauf.
     
    Als Victoria in ihr Zimmer im Babylonian Palace geführt wurde, war die erste Person, die sie sah, Catherine.
    »Sie!«, rief sie mit unverhohlener Feindseligkeit.
    Catherine nickte ebenso feindselig mit dem Kopf. »Ja«, sagte sie, »ich. Und jetzt legen Sie sich bitte ins Bett. Der Arzt wird gleich hier sein.«
    Catherine war in Pflegerinnentracht und nahm ihre Pflichten sehr ernst; sie war augenscheinlich fest entschlossen, nicht von Victorias Seite zu weichen. Victoria lag resigniert im Bett und murmelte: »Wenn ich nur Edward erreichen könnte – «
    »Edward, Edward«, höhnte Catherine. »Edward hat Sie nie geliebt, Sie dumme Engländerin. Mich liebt er.«
    Um Catherine zu reizen, sagte Victoria: »Jedenfalls bin ich viel unentbehrlicher als Sie. Jeder kann die Rolle einer Krankenpflegerin spielen. Aber die ganze Sache hängt davon ab, wie ich meine Rolle spiele.«
    Catherine erklärte mit größter Selbstzufriedenheit: »Man hat uns gelehrt, dass niemand unentbehrlich ist.«
    »Nun, ich bin es. Um Himmels willen, bestellen Sie mir eine ordentliche Mahlzeit. Wenn ich nichts zu essen bekomme, wie soll ich im gegebenen Moment die Sekretärin eines amerikanischen Bankiers glaubhaft darstellen?«
    »Nun, essen Sie, solange Sie noch essen können«, brummte Catherine widerwillig, doch Victoria schenkte der düsteren Anspielung keine Beachtung.
    Einige Stunden später betrachtete sie sich im Spiegel. Sie trug ein gut geschnittenes Kostüm, jedes blonde Haar war an seinem Platz. Sie war nervös, aber zugleich in gehobener Stimmung. Als sie sich wieder vom Spiegel abwandte, fing sie ein frohlockendes Leuchten in Catherines Augen auf und war plötzlich auf der Hut.
    »Was freut Sie so?«, fragte sie.
    »Das werden Sie bald sehen.« Die Tücke war jetzt ganz offensichtlich. »Sie halten sich für so klug«, sagte Catherine höhnisch. »Sie glauben, dass alles von Ihnen abhängt. Bah, Sie sind eine Närrin.«
    Es klopfte an der Tür. Erst zweimal und dann nach einer Pause einmal.
    »Jetzt werden Sie sehen«, rief Catherine.
    Die Tür öffnete sich und ein Mann schlüpfte herein. Er war groß und trug die Uniform der Internationalen Polizei. Er versperrte die Tür hinter sich und steckte den Schlüssel ein. Dann ging er auf Catherine zu.
    »Schnell«, sagte er. Er nahm einen langen, dünnen Strick aus der Tasche und mit Catherines eifriger Mithilfe band er diese flink an einen Stuhl. Dann zog er ein Halstuch heraus und band es ihr um den Mund. Dann trat er zurück und sagte beifällig: »So – das ist gut.«
    Dann wandte er sich Victoria zu. Sie sah ihn den schweren Knüppel schwingen und in diesem Augenblick zuckte ihr durch den Kopf, worin der tatsächliche Plan
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