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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten!
Autoren: Lilli Beck
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ist er dann heute Abend in ihrer Begleitung? «Dann habe ich die Wasserstoffbombe hier wohl nur halluziniert!»
    «Okay, Frau Mäusken mitzunehmen, ist der einzige Fehler, den du mir vorhalten kannst», antwortet John bedrückt. «Es war jedoch nicht geplant. Dass ich zu einer Ladeneröffnung gehe, ist mir in einem Gespräch ungewollt rausgerutscht, und sie wurde sofort hellhörig. Sie flehte mich geradezu an, sie mitzunehmen. Handtaschen seien ihre Leidenschaft, sie habe eine riesige Sammlung und würde beinahe wöchentlich eine neue erstehen. Ich konnte einfach nicht nein sagen, ohne sie zu verärgern. Außerdem dachte ich, deine Freundin würde sich freuen, wenn ich eine kaufwütige Kundin anschleppe. Noch dazu eine potenzielle Stammkundin, die unbedingt ihre Platin-Kreditkarte zum Glühen bringen möchte. Oder wie siehst du das?»
    «Ja … so erzählt hört sich das natürlich plausibel an», antworte ich, ohne wirklich überzeugt zu sein.
    «Aber?», fragt er zurück. «Ich höre doch ganz deutlich ein
Aber
zwischen den Zeilen.» John sucht meinen Blick. «Was kann ich noch sagen, damit du mir glaubst?»
    Ich zucke mit den Schultern. Wenn er nicht merkt, dass er mir noch eine ganz entscheidende Erklärung schuldig ist, werde ich ihn nicht darauf stoßen.
    «Rosy, sag doch bitte was», flüstert er leise, als ich weiter schweige.
    «Also, dann», sage ich, steige vom Hocker und begebe mich zur Tür. «Ich wünsche dir gute Geschäfte.»
    John blickt mir nach, als hätte ich ihm einen Eimer Eiswasser über den Kopf gekippt.
    «Verdammter Lügner!», fluche ich leise in mich hinein und will die Kaffeeküche verlassen. In dem Moment hat er sich aus seiner Starre gelöst, eilt zu mir und drückt die Tür wieder zu.
    «Möchtest du denn gar nicht wissen, warum meine Ex letzte Woche im unpassendsten Moment reingeplatzt ist?», fragt er so dicht an meinem Ohr, dass ich sein Aftershave riechen kann.
    «Sagen wir mal, für meinen Geschmack gibt es einfach zu viele Frauen in deinem Leben», antworte ich bemüht gleichgültig. «Und ich habe keine Lust, eine von vielen zu sein.»
    «Ja, ich weiß, von außen betrachtet sieht es vielleicht so aus, als hätte ich mich nicht verändert», gibt er reumütig zu. «Aber der Eindruck täuscht. Carolin war wütend auf mich und ziemlich angetrunken. Sie hatte vergeblich auf mich gewartet. Wir waren nämlich zwecks Schlüsselübergabe verabredet, und ich hatte es einfach vergessen. Deinetwegen! Wie du dich vielleicht erinnerst, war ich an jenem Abend bei euch zum Essen eingeladen, ich habe etwas zu tief ins Glas geschaut, worauf du mich nach Hause gefahren hast und wir später auf meinem Sofa gelandet sind. Und das war der schönste Teil des Abends.» Er blickt mich verliebt an.
    «Aha, von außen also», entgegne ich reserviert. «Und von innen? Dein Herz ist doch eine Mördergrube.»
    John legt seine Arme um mich und zieht mich sanft an sich. «Ganz im Gegenteil. In meinem Herzen ist kein Platz für eine andere Frau. Da gibt es nur dich. Ich liebe dich, Rosy!»

[zur Inhaltsübersicht]
    24
    U nglaublich, wie schnell die letzten fünf Monate vergangen sind. Die Großfamilie hat sich überraschend friedlich zusammengerauft. Zumindest, nachdem die Renovierungsarbeiten erledigt waren. Sechs Wochen lang mussten wir zwischen Farbeimern, Leitern und Malerfolie leben. Schmutz und Lärm zerrten an unseren Nerven. Nur Lotte war glücklich, sie kann ja gar nicht genug «Leben in der Bude» haben. Singend tänzelte sie durchs Haus, als wäre das Chaos ein Happening. Auf ihren heißgeliebten Bob Dylan musste sie allerdings verzichten. Die Kinder fanden den nasalen Singsang einfach zu ätzend. Marie litt am meisten. Schwangere sind ja bekanntlich besonders empfindlich. Aber dass die Biofarbe giftig gerochen haben soll, fand ich dann doch übertrieben. Lotte war dann ein paar Mal zur Ablenkung Babyklamotten mit ihr einkaufen – auf Volkers Kreditkarte.
    Wirklich erstaunlich, wie sehr sich mein Leben in den letzten Monaten verändert hat, denke ich, während ich Wasser für Maries grünen Tee aufsetze. Der Wellnessurlaub mit Suse wurde leider auf unbestimmte Zeit verschoben, weil sie den Laden nicht allein lassen möchte. Inzwischen läuft
Le Bagage
zwar hervorragend, und Suse könnte sich eine Aushilfe leisten. Aber sie findet keine, die ihren Ansprüchen genügt.
    Ich schneide gerade eine Biozitrone in Scheiben, als sich die werdende Mutter schwerfällig in die Küche schiebt.
    «Guten
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