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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten!
Autoren: Lilli Beck
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lieber, was er getan hat, dass du so stinksauer auf ihn bist.»
    Zögernd gebe ich ihr eine Zusammenfassung der hässlichen Geschichte. «Na ja, und seit dieser grauenvollen Begegnung im Hotel habe ich John nicht mehr gesehen. Ihn hier anzutreffen, hat mich ziemlich geschockt.»
    Spontan nimmt sie mich in den Arm. «Was für ein grässliches Erlebnis, Rosy. Das tut mir ehrlich leid. Wenn du willst, schmeiße ich die beiden –»
    Ein Klopfen an der Tür unterbricht unsere Unterhaltung.
    Gleich darauf grinst Lotte uns an. Sie hat ein volles Glas in der Hand und prostet uns zu. «Ach, da habt ihr euch versteckt. Ich wollte zur Geschäftseröffnung gratulieren, Frau Mandel, und Ihre erste Kundin sein.» Sie schließt die Tür hinter sich und sieht mich neugierig an. «Hast du dich schon mit John unterhalten, Rosy?»
    Wütend starre ich an ihr vorbei ins Leere.
    Suse übernimmt die Antwort für mich. «Ich glaube nicht, dass Rosy jemals wieder ein Wort mit diesem Typen wechseln möchte. Oder?» Sie blickt mich fragend an.
    «In diesem Leben nicht mehr», schnaufe ich zornig und lasse mich auf einen der Hocker nieder. «Auch nicht geschäftlich. Sobald der Villenverkauf wieder aktuell ist, suche ich mir einen neuen Makler.»
    «Eieiei!» Lotte schüttelt den pinkfarbenen Schopf. «Wer nicht miteinander spricht, kann auch keine Missverständnisse aufklären.»
    Das hat mir noch gefehlt, Lotte als Beziehungsratgeber. «Also, ich verstehe ganz genau, was es bedeutet, wenn ein Mann mit einer anderen Frau ausgeht», fauche ich gekränkt.
    «Finde ich auch ziemlich eindeutig», stimmt Suse mir zu und hebt ihr Glas.
    Lotte setzt sich auf den zweiten Hocker und nimmt einen großen Schluck aus ihrem Glas, bevor sie mich eingehend mustert. «Muss am Vollmond liegen.»
    Ich zucke stumm mit den Achseln. Ihre esoterischen Weisheiten können mir erst recht gestohlen bleiben, die helfen mir auch nicht weiter.
    Aber Suse, die schon so manche Entscheidung nach dem Mondkalender getroffen hat, reißt interessiert die Augen auf. «Stimmt, es ist ja Vollmond. Deshalb habe ich die Eröffnung doch auf heute gelegt.»
    «Tja», schnauft Lotte. «Und außerdem ist auch noch Freitag, der Dreizehnte. An solchen Tagen treibt es leider auch die Leute aus dem Haus, denen man auf keinen Fall begegnen möchte.»
    Was redet sie nur wieder für einen Schwachsinn, denke ich erbost, sage aber nichts und starre desinteressiert auf meine Fingernägel. Vielleicht verzieht sie sich ja wieder, wenn ich nicht auf das Thema einsteige.
    «Bist du vielleicht eifersüchtig, Liebchen?»
    «Auf die gelbe Sirene?», schnappe ich zurück. «Sicher nicht! Soll er doch glücklich mit ihr werden.»
    Suse legt besänftigend den Arm um mich. «Genau. Rosy hat es nicht nötig, mit billigen Schlampen zu konkurrieren oder an diesen Don Juan auch nur einen Gedanken zu verschwenden.»
    Lotte leert ihr Glas und stellt es dann geräuschvoll ab. «Und ich habe gedacht, dass ihr jungen Frauen von heute es besser macht als wir.»
    «Was soll das denn heißen?», fragen Suse und ich einstimmig.
    «Schaltet doch mal euer Gehirn ein», meckert Lotte uns an. «Wer ist denn so bescheuert und begibt sich absichtlich mit einer neuen Liebe an den Ort, wo er die alte treffen wird? So doof sind nicht mal Männer.»
    Konsterniert schaue ich auf. «Sprichst du von John?»
    «Von wem denn sonst», entgegnet sie. «Glaubst du wirklich, dass er so dämlich und gleichzeitig so gefühllos ist? Er hat doch hundertprozentig gewusst, dass du hier sein würdest.»
    «Kann sein», brumme ich nachdenklich.
    «Na ja … Vielleicht …», sagt Suse zögernd, öffnet den Kühlschrank und holt nochmal den Prosecco hervor. «Vielleicht hat Lotte recht. Noch einen Schluck?»
    Begeistert hält Lotte ihr Glas hin. «Aber immer. Warum gibst du ihm nicht wenigstens fünf Minuten und hörst dir an, was er zu sagen hat, Rosy?» Sie beugt sich zu mir und schaut mich eindringlich an. «Ich hole ihn her, und dann unterhaltet ihr euch in aller Ruhe, ja?»
    Damit ist wohl klar, dass Friedenstaube Lotte hinter Johns Anwesenheit steckt. Aber die Vorstellung, mit ihm alleine in einem Raum zu sein, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. «Nein!»
    «Also, ich glaube nicht, dass er dich anlügen wird», sagt Lotte beiläufig und schaut Suse konzentriert beim Einschenken zu.
    Doch ich kann die Zwischentöne deutlich hören. «Lotte, du weißt doch was! Raus mit der Sprache.»
    Mit unschuldigem Augenaufschlag zieht sie
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