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Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Titel: Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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Gefährt nicht auf. Doch er war nicht zum Essen verabredet. Statt mit dem Lift zum Restaurant hochzufahren, ging er zu Fuß wieder hinaus auf die belebte Einkaufsstraße und bahnte sich seinen Weg durch die abendlichen Pendler bis zu einem weniger ansehnlichen Viertel des Molochs Los Angeles.
    Hier gab es nur noch wenige bewohnte alte Häuser. Und diese würden in einigen? Monaten ebenfalls geräumt werden. Das gesamte Viertel gehörte seiner Bank. Hier sollte ein weiteres Einkaufscenter für Nobelmarken entstehen, das die Schönen und Reichen dieser Stadt anziehen würde und den Kreditgebern satte Gewinne versprach. Irgendwo kläffte ein Hund. Die Sonne versank langsam am Horizont und tauchte die Stadt in ein rosagraues Licht mit goldenen Reflexen, die sich in den Fensterscheiben der mehrstöckigen Gebäude im Zentrum widerspiegelten. Lakehurst blickte sich suchend um. Niemand folgte ihm. Die bereits von Unkraut umwucherten Häuser starrten ihn aus eingeworfenen Fensterhöhlen an. Der narbige, aufgeplatzte Asphalt bewies, dass hier nur noch selten Fahrzeuge fuhren. In den fünfziger Jahren flanierten hier protzige Corvettes mit jugendlichen Aufreißern am Steuer, um Mädchen in Petticoats zu beeindrucken. Bald würden die Bagger und Abrissbirnen den Erinnerungen der Ruinen ein Ende bereiten.
    Neben einem ehemaligen Diner, dessen große Schaufenster mit Plakaten zugekleistert waren, stand das ebenfalls geschlossene Kino. Dessen breite Türen waren mit Brettern zugenagelt, auf denen ebenfalls halb abgerissene Plakate klebten. Die letzten Zeugnisse längst verklungener Konzerte und verblassten Ruhms. Stars wurden in dieser Stadt gemacht und wieder begraben. Doch daran verschwendete der Banker keinen Gedanken. Elias wollte zur Hintertür, die früher als Notausgang diente. Zwar verwehrte ihm eine schwere, rostige Kette mit einem ebenso rostigen Schloss den Zugang, doch er besaß als Einziger noch einen Schlüssel.
    Noch einmal blickte er sich hastig um, dann öffnete er den Zugang und huschte hinein in die dämmrige Dunkelheit. Eine kleine Taschenlampe hatte er dabei. Er stieg über Pappkartons und alte Dekorationen aus Pappmaché immer weiter hinein in den Bauch des Kinos, der ausgeschlagen war mit rotem Samt und goldenen Troddeln. Der Zuschauerraum mit den ordentlichen Sitzreihen wirkte wie mitten in einer Szene erstarrt, verstaubt und mumifiziert. Sie schienen geduldig auf die nächsten Besucher zu warten. Die Bühne, deren rechter Vorhang auf Halbmast hing, während der Linke mehrere hässliche Löcher aufwies. Dahinter die blasse, elfenbeinfarbene Leinwand. Auch sie durchlöchert und zerrissen. Ein schäbiges Monument vergessenen Vergnügens.
    Gegenüber befand sich der Vorführraum, nur erkennbar durch die offene Luke, hinter der man früher die riesigen Vorführapparate für den Filmwechsel verbarg. Diese waren längst entfernt worden. Hier hatte die Zeit aufgehört zu atmen. Elias durchquerte mit schnellen Schritten den Zuschauerraum und stieg die schmale Treppe zum Vorführraum hoch. Die Absätze seiner glänzenden schwarzen Schuhe hinterließen ein hohles Echo in dem riesigen Raum.
    An dieser Tür hing ein modernes Schloss, das er nun ebenfalls öffnete. Ängstliche, weit aufgerissene Augen starrten ihn an, als er eintrat. Es waren die veilchenblauen Augen seiner Frau. Ein fester Knebel um den hübschen Mund erlaubte ihr nicht mehr als ein heiseres Raunen. Sie hockte halb aufgerichtet mit dem Rücken in einer Ecke an der Wand. Breites Textilklebeband fesselte ihre Hände und Füße. Um ihr rechtes Handgelenk hatte er einen Wundverband aus Mullbinden angelegt. Er würde ihn nochmals erneuern müssen, stellte er auf den ersten Blick fest. Die Bandage war an der Stelle bereits rostrot eingefärbt, wo er das Skalpell angesetzt hatte, um ihr Blut auf dem Bettlaken zu verteilen. Auf dem staubigen Tisch des kleinen Raumes standen Desinfektionsspray, ein Verbandskasten, zwei Flaschen Mineralwasser und ein paar Dosen Ravioli nebst Besteck. Nora musste weiterhin am Leben gehalten werden. Schließlich hatte er etwas ganz Besonderes mit ihr vor.
    Missmutig trat der Banker gegen eine der leeren, verbeulten Filmrollen, die scheppernd in die Ecke flog. Die Gefangene zuckte zusammen. Elias zog eine 9mm Automatik aus seiner Jackettasche und legte sie ebenfalls auf den Tisch. Das war als Warnung gedacht! Dann ergriff er das Verbandszeug und eine Flasche Wasser, ging zu ihr und hockte sich hin, um den Knebel aus dem Mund seiner
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