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Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Titel: Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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ausgeprägten Rundungen lockte und so manche müde Männeraugen am Abend zum Glänzen brachte. Sie konnte wirklich eine Hexe sein, was die Herren der Schöpfung anging, aber sie besaß ein Herz aus Gold.
    „Was meinst du, Marlene?“, fragte sie die zierliche Dunkelhaarige neben sich. Marlene glich von ihrem Typ eher einer kleinen Exotin oder Zigeunerin. Genau das war ihr Manko, denn sie wurde von der Reichsstelle für Sippenforschung als nicht rein arisch eingestuft, damit war sie so etwas wie Freiwild für jeden arischen Mann. Schwarzes Haar floss in weichen Locken auf ihre Schultern, haselnussbraune Augen schauten neugierig in die Welt. Ihre Taille war so schmal, dass ein kräftiger Mann sie mit zwei Händen umfassen konnte. Nur der makellose Teint schimmerte so blass wie der einer Porzellanpuppe, weshalb die Gäste auch oft nach dem „Schneewittchen“ fragten. „Keine Ahnung. Was wird der Chef wohl dazu sagen?“, erwiderte sie jetzt.
    Der Chef des „Le Chalet“ hieß Egon Bergmann, ein kräftiger ehemaliger Gastwirt und cleverer Geschäftsmann. Er war mittlerweile Ende Vierzig, hatte zwei Kneipen in den Sand gesetzt und ebenso viele gescheiterte Ehen hinter sich. Dann hatte er von einer Amerikareise diese Idee mit dem „Ballroom“ mitgebracht und seitdem florierten seine Geschäfte. Natürlich hatte es bald Nachahmer gegeben. Aber sein Lokal war das älteste hier in der Stadt und das bestbesuchte. Ja, Egon verstand es, Leute zu überzeugen. Egal, ob diese eine Uniform trugen oder nicht. Er war der erste, der sich mit den neuen Regelungen anfreundete. Ob es der Hitlergruß war oder die neue Schanklizenz. Seine Angestellten nannten ihn alle nur den „dicken Egon“. Seine Vorliebe für die gutbürgerliche Küche, vor allem die Schweinshaxe, war ihm deutlich anzusehen. Aber auch der dicke Egon, der jetzt aus seinem Büro kam und zu seinen Leuten trat, konnte gegen diese Anordnung nichts tun. Er wollte, dass sein Geschäft weiter so gut lief wie bisher. Also musste er sich mit der neuen Bezirksleitung von Berlin-Charlottenburg gut stehen.
    „Kommt schon, Kinder, es gibt noch einiges zu tun. Die Leute wollen doch heute Abend wieder unterhalten werden. Beschränkt euch halt auf die guten alten Standardtänze. Ich werd mit dem Georg sprechen. Wird schon nicht so schlimm werden“, versuchte er, die Stimmung der Fünf aufzuheitern. Georg war ihr Kapellmeister, der jeden Abend mit seiner kleinen Truppe für die Unterhaltung sorgte. Auch er würde kaum begeistert sein, sein Repertoire einschränken zu müssen. Die Vier trollten sich schweigend. Jeder von ihnen spürte, dass dies nicht die einzige Änderung im neuen Jahr sein würde.
    Bergmann starrte nochmal auf das Pamphlet in DIN-A5-Größe, von dem immer fünf nebeneinander an die edle Wandtäfelung geklebt worden waren, insgesamt fünfzehn hingen jetzt da. „Eines hätte ja wohl auch genügt“, knurrte er. „Ihr verschandelt mir ja die Dekoration.“ Doch er wagte nicht, auch nur ein einziges davon zu entfernen.
    An diesem Abend schien trotz der Lichter, des Lachens und des reichlich fließenden Champagners die Fröhlichkeit nicht mehr so echt zu sein wie früher. Vielleicht lag es daran, dass heute weniger Besucher als sonst gekommen waren? Claude, der seine Tanzpartnerin gerade zu ihrem Tisch zurückgebracht hatte, blickte sich verstohlen um.
    Als ob man den Clowns Fesseln angelegt hätte, überlegte er, doch dann lächelte er wieder der grauhaarigen, juwelenbehängten Dame zu, die ihm jetzt einen Schein über zwanzig Reichsmark als kleine Anerkennung in die Hand drückte.
    „Vielen Dank für den Tanz, junger Mann. Ich hoffe, wir haben bald wieder das Vergnügen.“ Claude deutete einen Handkuss an.
    „Jederzeit, Madame.“ Sein Deutsch besaß dabei diesen charmanten französischen Akzent, den die „ Allemandes “ so sehr schätzten. Wenn die wüssten … Claude trug ein Geheimnis in sich. Ein Geheimnis, das es ihm schwer machte, in den Armen einer Frau mehr zu sein als ein Schauspieler.
    Er schlenderte zurück an die Bar, um auf die nächste Kundin zu warten. Im Vorübergehen zwinkerte er dem „Schneewittchen“ zu, die in den Armen eines Mittfünfzigers tanzte, der verzweifelt versuchte, seine Füße zu sortieren. Sie lächelte verkrampft zurück. Ihr Tanzpartner war Harald Hartmann, der Bezirkskommandant von Berlin-Charlottenburg, der auch gerne mehr von der schwarzhaarigen Schönheit gehabt hätte als nur ein paar Tänze. Doch da biss er auf
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