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Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Titel: Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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gefror zu zartem Nebel, der sich mit den stetig fallenden weichen Flocken verwob.
    Mühsam und umständlich stiegen der Pater und der Unbekannte im Klosterhof aus den Sätteln, als wären sie angefroren gewesen, und klopften den Schnee von ihrer Kleidung.
    Neugierig starrte Jarin aus dem winzigen Fenster seiner Kammer, als er hörte, wie das hölzerne Hoftor sich öffnete und wieder schloss. In diesen kalten Monaten war außer ihm kein Eleve mehr vor Ort. Nur in den Sommermonaten nahm das Kloster Schüler auf. Jetzt war er der Jüngste. Selbst Sebastianus, der einzige Novize hier, zählte bereits über zwanzig Lenze.
    Bereits vor Tagen hatte es geheißen, dass Pater Simon aus dem fernen China zurückkehren würde. Die Brüder waren in heller Aufregung. China - welch ein Abenteuer! Mit Neid und Wehmut hatte Jarin daran gedacht, doch als er jetzt diese frierenden Gestalten dort unten sah, war der Neid verschwunden. Eine unmenschlich lange Reise lag hinter den beiden. Begierig darauf, Neuigkeiten zu erfahren, hüllte der blonde Junge sich in seinen Umhang aus dichter Wolle und ging hinunter zu den anderen Brüdern, die die Neuankömmlinge umringten und freudig begrüßten.
    Durch die schwankende Wand von schwarzen Kutten zwängte Jarin sich hindurch, bis er einen Blick auf die Heimkehrer werfen konnte. Pater Simon war ein älterer Herr mit gütigen, grauen Augen und wirkte mit seinem faltigen Gesicht wie ein Druide aus vergessenen Zeiten. Er hatte seinen Arm um das frierende Etwas neben ihm gelegt. Sein Mitbringsel trug die Kapuze des braunen Gewandes halb über dem Kopf, der scheu zu Boden blickte. „Das hier ist Akio“, verkündete Pater Simon mit fast väterlichem Stolz in die Runde und klopfte der schmalen Gestalt auf die Schulter, sodass sie noch ein wenig mehr in sich zusammensackte.
    Das erste, was Jarins klare blaue Augen von ihr erblickten, war ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen, an denen feuchte, schwarze Haarsträhnen klebten. Ein dunkler Wimpernkranz, der sich jetzt langsam hob. Grüne, mandelförmige Augen blickten ihn erschrocken an wie ein ängstliches Kätzchen. Der Junge mochte kaum älter sein als er. Oder war es doch ein Mädchen? Seine Haut war so merkwürdig zart. Jarin verspürte eine seltsame Verwirrung, die jedoch niemandem auffiel, so beschäftigt, wie die Mönche waren. Zwei von ihnen brachten die Tiere in den Stall, zwei andere luden das Packpferd ab. Wieder andere stellten aufgeregt Fragen an den weitgereisten Abbé, der lächelnd abwinkte. Er würde warten, bis sie alle zusammensaßen.
    Die Ordensbrüder geleiteten die Ankömmlinge in das Refugium und servierten dort eine warme Mahlzeit und Wein. Gemeinsam nahmen sie das Essen an der großen Tafel ein. Alle waren sie begierig auf die Geschichten, die Pater Simon zu erzählen hatte und auch gleich nach der Vorspeise zum Besten gab. Von fremden Sitten, Göttern und Speisen war die Rede, von Handel mit Gewürzen und kostbaren Stoffen. Von gefährlichen Tieren und ebenso gefährlichen Wegen durch Berge und Wüsten.
    Die Brüder begannen eine lebhafte Diskussion über Handelswege und Glaubensfragen. Jarin hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Er wollte viel lieber mehr über diesen Jungen neben dem Pater wissen. Ab und zu warf er Akio einen verstohlenen Blick zu. Ja, es war ein Junge, soviel war sicher.
    Inzwischen hatte der Fremde die Kapuze und den Umhang abgelegt. Glattes kinnlanges Haar, schwarz wie Ebenholz, umrahmte sein Antlitz. Natürlich kam der Pater auch auf seinen Gast zu sprechen.
    „Akio wurde als Kind verkauft. Er muss europäischer Abstammung sein, auf der anderen Seite fließt asiatisches Blut in seinen Adern. Seinen Vater kennt er nicht. Ich fand ihn in einer Seidenmanufaktur, wo er die zartesten Stoffe bemalte. Kein Vergleich zu dem, was wir hier in Europa kennen. Oh, ihr solltet sehen, welche Kunstwerke er dort gezaubert hat. Er besitzt eine großartige Gabe, die dem König sicher gefallen wird. Da die Chinesen ihn nicht gerade gut behandelt haben, habe ich ihn freigekauft und nahm ihn mit. Er spricht unsere Sprache noch nicht gut, obwohl ich ihm unterwegs eine Menge beigebracht habe. Ich denke, er wird viel von uns lernen und wir auch von ihm.“
    „Und was soll mit ihm geschehen?“, wollte einer der Brüder wissen. Offenbar dachte er nur daran, dass wieder ein Esser mehr an der mager gedeckten Tafel sitzen würde.
    „Im nächsten Frühjahr werden wir dem König seine Kunstfertigkeit anbieten. Akio wird bestimmt
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