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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown
Autoren: Hansjörg Anderegg
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zweifelsfrei zu belegen. Er spürte, wie der Richter entscheiden würde, und ihm kam die Galle hoch. Die Verdächtigen würden noch nicht einmal die achtundvierzig Stunden U-Haft absitzen müssen, obwohl selbst Rivera kaum an ihrer Schuld zweifeln konnte. Auch dem Richter waren die Hände gebunden, denn in einem Rechtsstaat geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern darum, wer nach dem Gesetz recht bekommt . Und das entscheidet meist der bessere Anwalt , dachte Nathan bitter. Er entschuldigte sich und eilte hinaus, das Telefon am Ohr.
    »Joe, verdammt noch mal, warum meldest du dich nicht?«
    »Weil ich schon da bin.«
    Sein Partner kam in Riesenschritten die Treppe herauf.
    »Du wirst nicht glauben, was wir gefunden haben«, keuchte er, ein Beweisstück in einem Plastikbeutel schwenkend. »Damit nageln wir sie ans Kreuz.«
    Bei soviel Pathos musste es wichtig sein. Sie gingen hinein. Joe legte das Beweisstück vor Kate auf den Tisch und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Euer Ehren, es sind Beweise aufgetaucht, die für diesen Fall relevant sind«, sagte sie mit undurchdringlicher Miene.
    Die Anwälte waren ganz Ohr, und Richter Rivera nickte. Joe hatte das Wort. Er bemühte sich nicht, seine Gefühle zu verbergen, was ihm sowieso nicht gelungen wäre. Die Schadenfreude tropfte ihm wie Ahornsirup aus dem Gesicht, als er erklärte, worum es sich bei dem Fund handelte:
    »Die Durchsuchung des Computerzentrums bei June Lake hat ergeben, dass massiv Daten gelöscht worden sind. Zehn große Festplatten mit einer Kapazität von zwanzig Terabytes sind erst vor zwei Tagen neu formatiert worden. Daten konnten daher keine rekonstruiert werden. Ebenso deuten die leeren Archivregale, unter anderem mit Abdrücken von Bandkassetten, darauf hin, dass auch Archivmaterial in großem Stil weggebracht oder vernichtet worden ist.«
    Mr. Porters Gesicht hellte sich eine Spur auf, doch dann zündete Joe die Bombe:
    »Die Säuberungsaktion war allerdings unvollständig. Außerhalb des Gebäudes, unmittelbar neben einem Notausstieg, haben wir vier CDs wie diese hier sichergestellt. Es sind Datenträger, auf denen Mitschnitte von Sitzungen der vier Verdächtigen aufgezeichnet sind. Tondateien, auf die Beweisstück A12, der sogenannte ›synopsis‹ Report, bereits hinweist. Sie bestätigen ferner den Inhalt der Protokolle im Beweisstück A13.«
    Schachmatt! , dachte Nathan. Ihm war, als wehte eine erfrischende Brise durch den stickigen Raum. Der Rest war reine Formsache. Rivera verkündete seinen Beschluss, ohne weitere Zeit zu verlieren:
    »Die Verdächtigen bleiben in Untersuchungshaft, bis formell Anklage erhoben wird. Dazu gehört auch Mr. Goodman, Mr. Porter. Falls sich Mr. Goodman bis morgen Mittag, 12 Uhr, nicht bei uns einfindet, wird die Staatsanwaltschaft die Fahndung auslösen.«
    »Auch im Leben eines Polizisten gibt es gute Tage«, sagte Nathan zu seinem Partner auf dem Weg zurück ins Büro. Für einmal widersprach Joe ihm nicht.
     
    Alameda, Kalifornien
     
    Frank schaltete den Fernseher stumm. Rita öffnete die Augen und blinzelte verwirrt.
    »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach elf. Die Spätnachrichten dauerten heute etwas länger.«
    »Habe ich etwas verpasst?«
    »Kann man wohl sagen«, lachte er, »aber keine Sorge, die Sensation wird morgen bestimmt in allen Medien breitgeschlagen.«
    »Na, dann kann ich ja beruhigt zu Bett gehen. Gute Nacht.«
    Frank holte sich erst einmal ein Bier aus dem Kühlschrank. Er war in Hochstimmung, als hätte er den Fall selbst gelöst. Immerhin hatte er dazu beigetragen, und das machte durstig. Die Flasche war im Nu leer. Er besorgte sich die Zweite aus Ritas unerschöpflichem Vorrat, setzte sich ans Telefon und rief den erfolgreichen Lieutenant Rosenblatt auf seinem Handy an.
    »Spinnst du, Frank? Weißt du, wie spät es ist?«
    »Bald Feierabend, nehme ich an. He, du hast es geschafft! Sieg auf der ganzen Linie, wie man hört. Ich habe dich in den Nachrichten gesehen, wollte nur gratulieren.«
    »Übertreibe mal nicht. Der Prozess ist noch nicht gewonnen, und außer mir waren noch ein paar andere Leute beteiligt.«
    »Klar doch, Kate machte auch eine ganz gute Figur, aber neben einem Kerl wie du ...«
    »Die hat mehr Chuzpe als wir beide zusammen. Wie die ihren Boss in die Zange genommen hat, da können wir noch einiges lernen.«
    »Oberstaatsanwalt Dixon auf Dons Gehaltsliste, das hat mich schon umgehauen. Weiß man, wie es dazu kam?«
    »Er brauchte Geld für seine teure Therapie. Hat eine
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