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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Duncan und Donald Goodman.«
    »Der Don? Der Medienzar? Heilige Scheiße! Den kennt jeder, Mensch!«
    Überraschung zu mimen gelang ihm besser mit Kraftausdrücken. Rosenblatts Nachricht stimmte ihn so euphorisch, dass ihn auch Ritas vernichtender Blick nicht störte.
    »Sind neue Beweise aufgetaucht?«, fragte er unschuldig.
    »Ein Zeuge hat sich gemeldet.«
    »Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«
    »Doch, der Zeuge liegt jetzt im Kühlfach der Pathologie.«
    »Was – wer – umgebracht?«, stammelte er entsetzt.
    Er entfernte sich so weit von seinen Frauen, wie es das Kabel zuließ, und fragte leise:
    »Carmen Tate ist tot?«
    »Woher kennst du unseren Zeugen?«
    Frank legte den Hörer auf die Gabel. Bestürzt kehrte er an den Tisch zurück. Er sah die Frauen mit leerem Blick an, wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Du guckst, als hättest du dich im Spiegel gesehen«, scherzte Rita, offensichtlich erleichtert, dass sein Gespräch zu Ende war.
    »Carmen Tate ist tot.«
    Jen sprang auf. Das Geschirr auf dem Tisch klirrte. Der Stuhl kippte um und schlug hart auf dem Boden auf.
    »Du lügst!«, schrie sie wütend.
    »Tut mir leid ...«
    »Sie kann nicht tot sein, nicht Carmen, unmöglich!«
    Die Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    »Nicht Carmen«, wiederholte sie wispernd.
    Sie taumelte auf den Flur hinaus. Kurz danach schlug sie die Toilettentür zu. Es blieb eine Weile unheimlich still, dann stiess Jen einen erstickten Schrei aus. Sie hustete, prustete, kotzte und weinte herzzerreißend, alles gleichzeitig. Rita wollte nach ihr sehen, aber Frank hielt sie zurück.
    »Lass gut sein. Sie soll sich erst ausweinen.«
    »Was ist nur in sie gefahren?«
    »Das erkläre ich dir später.«
    Sie hörten die Spülung. Jen kam heraus. Rita stand sofort bei ihr.
    »Lass mich!«, fauchte Jen sie an.
    Leichenblass, mit nassen Augen wankte sie zur Haustür und ging hinaus.
    »Die Fahndung ist auf ...«
    Die Tür schlug zu.
    »Aufgehoben wollte ich sagen«, murmelte Frank.
    »Wir können sie doch in diesem Zustand nicht allein lassen«, sagte Rita erschüttert.
    »Doch, gerade jetzt.«
     
    San Francisco, Kalifornien
     
    »Frank, du altes Schlitzohr«, knurrte Nathan, als er den Hörer auflegte. Er glaubte ihm kein Wort mehr. Sein Vorgänger wusste viel mehr, als er sagte. Er verspürte nicht übel Lust, den alten Freund sofort zu kassieren, doch im Augenblick gab es Wichtigeres zu tun. Es wurde höchste Zeit für den Termin beim Haftrichter.
    Das Zimmer im Gericht war voll. Es roch nach Kate und teurem Aftershave wie bei Macy’s am Union Square. Die Staatsanwältin grüßte ihn mit verschmitztem Lächeln. Sie wirkte aufgekratzt, konnte es offenbar nicht erwarten, zur Sache zu kommen. Auf der andern Seite des langen Tisches saßen drei der vier Angeklagten mit ihren Anwälten. Die Herren wirkten allesamt entspannt und schienen die Staatsangestellten gegenüber entweder nicht wahrzunehmen oder bloß zu bedauern. Der Don fehlte. Nur sein Staranwalt war gekommen. Frank hatte den schmächtigen Mr. Porter mit dem grauen Spitzbart in einem früheren Prozess kennen und hassen gelernt.
    Richter Rivera trat ein und setzte sich an den Kopf der illustren Tafel. Sein Blick blieb am Spitzbart hängen.
    »Wo ist Ihr Mandant, Mr. Porter?«, fragte er überrascht.
    »Euer Ehren, Mr. Goodman ist eine bedeutende Persönlichkeit und ein viel beschäftigter Unternehmer, wie Sie wissen. Er nimmt einen wichtigen Termin wahr außer Landes ...«
    Riveras unwirsche Handbewegung stoppte seinen Redefluss augenblicklich.
    »Mr. Porter«, sagte der Richter im Ton des Lehrers, der dem störrischen Schüler zum x–ten Mal den Dreisatz beibringen will, »in unserem Universum gibt es schätzungsweise so viele Sonnensysteme wie Wassertropfen im Meer. Sie dürfen mir glauben, nichts und niemand auf dieser unserer Welt hat auch nur die geringste Bedeutung. Ich nicht, Sie nicht, Ihr Mandant nicht. Deshalb sollten wir uns das Leben nicht unnötig schwer machen. Wir halten uns einfach stur an die Gesetze und Ihr Mandant erscheint hier wie alle andern genau dann, wenn wir ihn erwarten. Haben Sie mich verstanden, Mr. Porter?«
    Nathan hätte dem Richter gerne noch länger zugehört, doch nach dieser glänzenden Eröffnung driftete die Sitzung in die übliche Routine ab. Schlimmer noch: Kate hatte den erwarteten Argumenten der Verteidiger nicht mehr entgegenzusetzen, als den Hinweis, die Haussuchungen müssten erst ausgewertet werden, um die Herkunft der Beweise
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