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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Weile stand er auf. Er öffnete den Kofferraum seiner Limousine, nahm eine schwarze Aktentasche heraus und reichte sie Nathan.
    »Geben Sie das der Staatsanwältin«, sagte er leise. »Eine Vereinbarung erübrigt sich jetzt wohl.«
     
    San Francisco, Kalifornien
     
    Kate zerrte ihm die Tasche praktisch aus der Hand.
    »Die Gerichtsmedizin soll einen Zahn zulegen«, schnauzte sie ihn an mit dem Blick des gehetzten Wildes und schloss sich in ihr Büro ein.
    Nathan gab den Druck gerne weiter. Mit Sonderwünschen in der Pathologie zu erscheinen, konnte tödlich enden, stellte er sich böse grinsend vor. Er war in Kampfstimmung. Das Tief von Sausalito war überwunden. Jetzt erst recht, sagte er sich, während er im Aufzug in den kalten Keller hinunter fuhr.
    »Ist sie schon da?«, fragte er zur Begrüßung.
    Der Coroner zog seine blutige Hand aus dem Brustkorb des alten Mannes auf dem Stahltisch.
    »Verschwinde, du hast hier nichts zu suchen. Ich arbeite.«
    »Ich auch. Ist Tate schon da?«
    »Wo soll sie sonst sein?«
    »Verdammt, hör auf, diesen Alten zu zerlegen. Ich brauche Tates Befund. Höchste Priorität. Gruß von der Staatsanwaltschaft.«
    Der Coroner fuchtelte wütend mit dem Scheibenfräser vor Nathans Gesicht herum und knurrte:
    »Sie kann ja vorbeikommen, falls sie sich traut.«
    Nathan wich zwei Schritte zurück und versuchte es etwas weniger forsch:
    »Mich interessiert im Augenblick nur, ob es Suizid war oder nicht.«
    »Ja.«
    »Was jetzt?«
    »Ja, es war Suizid oder nicht.«
    Das Kreischen des Fräsers verschluckte Nathans Fluch. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
    »Kann man mit dir heute auch vernünftig reden?«, fragte er, als das grässliche Werkzeug endlich schwieg.
    »Mit mir schon.«
    »Tut mir leid, wenn ich dir auf den kleinen Zeh getreten bin. Also nochmals: War es Suizid?«
    »Nein, definitiv nicht. Sie ist ertränkt worden, da hat sie sich kaum nachher die Adern aufgeschnitten.«
    »War deshalb so wenig Blut im Wasser?«
    »Sehr gut kombiniert. Der Kandidat hat eine Eins.«
    »Abwehrspuren?«
    Der Pathologe nickte. »Fremde DNA unter den Fingernägeln. Der Mörder hat ganz schöne Kratzer abbekommen. Alles Weitere im Befund.«
    Damit wandte er sich wieder seiner aktuellen Leiche zu.
    Joe empfing ihn mit breitem Grinsen. »Es war Mord«, sagte er bestimmt, als hätte er selbst mit dem Coroner gestritten.
    »Wem verdanken wir diese Erkenntnis, deiner brillanten Intuition?«, fragte Nathan giftig.
    »Spurensicherung. Das Haus ist von mindestens einer fremden Person gründlich durchsucht worden, auch wenn es nicht danach aussah. CDs oder DVDs fehlen, und sie haben fremde Haare gefunden.«
    »Und daraus schließen wir messerscharf, dass sie umgebracht wurde.«
    Joe schüttelte ärgerlich den Kopf. »Blödsinn, aber die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen. Das musst du zugeben.«
    »Es war Mord. Der Coroner hat es bestätigt. Sie ist ertränkt worden.«
    »Das wird Kate freuen.«
    So konnte man die Wendung natürlich auch sehen. Der Mord an der Kronzeugin kurz vor ihrer Aussage war sicher nicht nur ein trauriger Zufall. Er stand auf.
    »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Zur Staatsanwaltschaft.«
    Sie waren noch nicht bei der Tür, als das Telefon auf Joes Schreibtisch klingelte. Er hörte kurz zu, dann legte er mit einem Ausruf der Überraschung auf.
    »Jackpot, Partner«, sagte er lächelnd. »Ein Haar aus Tates Wohnung stammt vom selben Schädel wie die Haare, die man neben der Leiche beim Service Provider an der 3rd Street sichergestellt hat. ›Blizzcom‹, du erinnerst dich.«
    »Schwach. Fehlt nur noch der Kopf zum Haar.«
    Es war eine weitere, vollkommen unerwartete Wendung. Zwei Morde, ein Mörder, und beide Verbrechen standen in direktem Zusammenhang mit dem Blackout. Das hörte sich ziemlich sensationell an, musste Nathan zugeben.
    Kates Tür war immer noch geschlossen. Er klopfte.
    »Ich bin nicht da!«, rief sie unwirsch.
    »Wir sind's, Joe und ich.«
    »Keine Zeit, verschwindet!«
    »Was hat die geschluckt?«, knurrte Joe kopfschüttelnd.
    »Es war Mord«, rief Nathan.
    Sofort öffnete sich die Tür. Kate bat sie mit einem Gesichtsausdruck herein, als hätte sie auf einen Schlag die ganze Familie verloren. Die geröteten Augen deuteten darauf hin, dass sie geweint hatte, etwas, das er ihr im Leben nicht zugetraut hätte.
    »Tate ist ermordet worden?«
    Er nickte. »Nicht nur das wissen wir jetzt.«
    Ihre Miene hellte sich ein wenig auf, während er ihr den Zusammenhang
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