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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition)
Autoren: Martin Mandler
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Sache. Weil ich nichts mehr in der Hand habe, das ich noch loslassen könnte.

2
    Es ist so gut wie nichts los hier. Wo sonst die Wartehallen im Ankunftsbereich voller Menschen sind, ist heute praktisch niemand zu sehen. Und die wenigen Menschen, die trotzdem da sind, werden von vielen überwacht.
    Uniformierte stehen in ganzen Trauben herum. Bestimmt sind hier auch noch Beamte in Zivil. Sie bringen gerade alle Mittel auf, um zu überwachen, wer wann wohin reist. Und sicher wissen sie auch, dass ich hier stehe. Wissen sie es, denen ich den Vertrag gekündigt habe, und wissen es auch die deutschen Behörden, denen ich den Dienst quittiert habe. Schon weil ich meine Ausfuhrgenehmigung bekommen habe, weil die PPK in einer kleinen, speziell für solche Gelegenheiten entworfenen, verschlossenen Metallkiste im Frachtraum mit uns über den großen Teich geflogen ist, müssen sie es wissen.
    Ich rechne nicht damit, dass es glatt gehen wird. Sie werden mich überprüfen. Sie oder die Deutschen. Ich bin mir sicher, dass sie gleich kommen werden, und während ich darauf warte, dass mein Gepäck vom Zoll freigegeben wird, sehe ich den Menschen zu, wie sie sich aus dem Flughafen hinausbewegen, sehe sie auf mich zukommen und erwarte von jedem und jeder, dass er oder sie nicht an mir vorbei, sondern auf mich zu gehen wird, um mich anzusprechen oder anzuhalten, wie die Behörden das nennen.
    Und wirklich kommt jemand, kommt ein freundlicher junger Mann, der mich energisch aber doch höflich dazu auffordert, ihn zu begleiten.
    Ich solle mir keine Sorgen machen, sagt er. Es sei alles in Ordnung. Er fragt, ob ich einen guten Flug gehabt hätte. Wie das Essen an Bord gewesen sei. Ob die Luft ruhig, der Flug ohne Turbulenzen verlaufen sei.
    Ich merke, wie sich meine Sinne anspannen. Weil er so höflich spricht, weil er mir seine Smalltalk-Floskeln an den Kopf wirft, werde ich nervös und erwarte das Schlimmste.
    Sie führen etwas im Schilde. Der junge Mann weiß das. Kaltschnäuzig unterhält er sich mit mir und wartet nur darauf, dass hier, in diesem hinter einer der unzähligen Flughafentüren versteckten Gang, durch den wir uns gerade einem mir unbekannten Ziel nähern, der Zugriff erfolgen wird.
    Ich werde nichts dagegen machen können. Ich kann mich nicht wehren. Sondern lasse mich von diesem jungen Mann ohne die geringste Gewaltanwendung auf die Schlachtbank führen, denke ich.
    Jetzt, wo es so weit ist, ist von all meiner Entschlossenheit nichts mehr übrig. Folge ich diesem jungen Mann beinahe willenlos. Hat er es nicht einmal nötig, mich zu zwingen.
    Ich bin mir sicher, jetzt bin ich mir vollkommen im Klaren darüber, dass sie alles wissen. Mein Herz beginnt schnell zu schlagen. Schnell und kraftvoll. Aber es rast nicht. Erst wenn die Sache wirklich losgeht, wird mein Herz rasen. Wird das Adrenalin, das sich in jedem Kampf in meinen Körper pumpt, auch mein Herz rasen lassen. Und es wird mich gleichzeitig zur Ruhe bringen. Es wird diese innere Ruhe herstellen, diese Kaltschnäuzigkeit der Gefahr gegenüber, oder der Niedertracht gegenüber. Diese innere Ruhe, von der schon in meiner Ausbildung die Rede war, von der schon Oberst Huber erzählt hat, die er als eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Schützen ansah, weil man nur mit kühlem Kopf klar zielen und im richtigen Moment abdrücken kann.
    Diese Ruhe ist heute nicht da. Weil ich weiß, dass ich ihnen ausgeliefert bin und nicht sie mir, weil der junge Mann mich wie auf einem Silbertablett zu ihnen führt und sie nicht hunderte Meter von mir entfernt stehen, ist diese Ruhe nicht da. Merke ich, wie mein Atem schwerer wird. Wie meine Gedanken in Unordnung kommen. Und es rast tatsächlich, mein Herz.
    Der junge Mann vor mir öffnet eine weiße schwere Brandschutztüre. Sie führt in einen kleinen Raum und er winkt mich mit einer freundlichen Geste an sich vorbei hinein. Meine Muskeln spannen sich an. Ich fühle, wie meine Hände eiskalt werden. Fluchtreflex, denke ich. Das Blut zieht sich aus meinen Händen zurück und wandert in die Beine, damit diese optimal mit Sauerstoff versorgt sind, wenn ich rennen werde.
    Ich bin bereit. Ich erwarte ihren Angriff von vorne. Mache mich auf eine Attacke von der Seite gefasst. Bin auf einen Zugriff von hinten vorbereitet.
    Der junge Mann weist mich an, den Raum vor ihm zu betreten. Das ist ein untrügliches Zeichen, denke ich. Er bleibt hinter mir, damit ich nicht flüchten kann, sobald die Falle zuschnappt, die im Grunde gar
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