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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition)
Autoren: Martin Mandler
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hat, in die Bowery Wine Company. Ich erinnere mich, wie aufgebracht die Menschen damals darauf reagiert haben. Man hat ein Schwein gekauft, dieses Schwein gegrillt und ihm den Namen Bruce gegeben. Im East Village hat man öffentlich gezeigt, dass man nichts von Republikanern wie Bruce hält. Dass man sie nicht in der Nachbarschaft haben wollte. Und irgendein Sänger, ich weiß nicht mehr, wer das war, soll damals gesungen haben:
Stirb, Yuppie-Abschaum!
    Ich frage mich, ob er das tatsächlich gesungen hat und was er heute denken mag. Was in ihm vorgeht, weil in Erfüllung gegangen zu sein scheint, was er vor ein paar Jahren gefordert hat.
    Das Radioprogramm besteht nur mehr aus einer Reihe von Sondersendungen, die über die Menschen hier hereinbrechen. Laufend berichtet man von den aktuellen Ereignissen. Wie bisher nur bei großen Naturkatastrophen korrigieren sie die Opferzahlen nach oben. Nicht in Tausenderschritten, Körper für Körper zählen sie.
    Sie sagen, dass direkt vor dem Weißen Haus, vor dem hohen Zaun und mit dem imposanten Gebäude im Hintergrund, vor dieser pittoresken Kulisse, die so viele Reporter schon für sich verwendet haben, sie haben sich zu Hunderten, zu Tausenden vermutlich schon immer vor diesen Zaun und die Panoramaansicht des Weißen Hauses gestellt, um über Präsidentschaftsangelegenheiten zu berichten, um darüber zu sprechen, was der Präsident wann und warum vorhat. Aber so etwas wie heute ist dort noch nie passiert. Noch nie hat dort jemand in die Runde geschossen. Hat man live statt der Kommentare der Journalisten ihre Schreie übertragen. Und die Panik derer, die davonliefen. Die Hals über Kopf flohen, um dem Geknatter der automatischen Gewehre zu entgehen.

2
    Ich bin froh. Als ich nach vier Stunden endlich in unsere Einfahrt fahre und den Motor abstelle, während mich das Auto mit einem leisen Piepsen warnt, weil das Licht noch an ist, während ich die Türe öffne und dem noblen Warnton des Siebeners lausche, während ich aussteige und zu erkennen versuche, ob die Kinder mich schon gesehen haben, ob Marian schon bemerkt hat, dass der Wagen in der Einfahrt steht, bin ich froh, dass ich mir die Nachrichten und Sondersendungen nicht weiter werde anhören müssen.
    Ich läute an der Türe, aber es macht niemand auf.
    Sie sind vielleicht nicht zu Hause, denke ich. Setze mich auf die Treppe, auf die oberste der drei Stufen, die zu unserer Haustüre führen.
    Die Sonne scheint.
    Alles wirkt friedlich hier.
    Nein, es wirkt nicht nur friedlich. Es herrscht wirklich Frieden. Es könnte nirgendwo friedlicher sein als hier.

ELF

1
    Wir haben zu Abend gegessen.
    Ich habe die Kinder ins Bett gebracht.
    Sie konnten nicht einschlafen.
    Sie waren aufgedreht, weil ich wieder da bin.
    Am Morgen habe ich die Kindern nicht in den Kindergarten und in die Schule gebracht. Sie hatten geschlossen. Weil sie erst so spät einschlafen konnten gestern, haben Lukas und Elfi lange geschlafen. Sie spielen jetzt. Spielen im Garten und ich sitze auf der Terrasse. Sehe Lukas zu, wie er versucht, einen Ast aus einem Haselnussstrauch herauszubrechen. Ich erinnere mich, wie auch ich das als Kind versucht habe. Wie sich die Haselnussäste gewehrt haben. Dagegen, dass ich sie abbrechen und zu einem Bogen verarbeiten hatte wollen. Man braucht ein Messer dazu. Also gehe ich in die Küche und nehme ein Küchenmesser aus dem Block. Der schwere, geschmiedete Stahl in meiner Hand und der Griff aus Wurzelholz fühlen sich vertraut an.
    Ich denke daran, wie es Marians Stiefvater nicht gefallen würde, dass ich eines der teuren Messer, die er uns geschenkt hat und auf die er so großen Wert legt, dazu verwende, einen Ast abzuschneiden. Aber Lukas ist begeistert. Mit einem Schnitt ist die Spannung gebrochen und mit einem zweiten habe ich den Ast abgetrennt.
    Ich schneide ihn auf Länge. Mache ihn genauso lang, wie Lukas ihn haben will.
Damit er ein Schwert wird
. Ein Schwert, denke ich. Ich glaube, es ist an der Zeit, sie beiseite zu legen, die Schwerter. Aber ich weiß nicht, wie das jetzt noch gehen soll.
    Elfi sitzt im Sandkasten. Sie gräbt vor sich hin. Sie hat sich ein wenig Sand in den Mund gesteckt. Verzieht das Gesicht. Aber sie kämpft sich durch, spuckt und schluckt und ich beschließe, sie das alleine erledigen zulassen. Ihr nicht zu helfen, weil sie mit so einer Kleinigkeit auch alleine fertig wird.
    Dreck ist gesund
, sagt Marian. Und ich habe nichts gegen diese Einstellung. Im Gegenteil. Schon so oft ekelten
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