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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition)
Autoren: Martin Mandler
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keine Falle ist. Weil ich mir vollkommen sicher bin, was gleich geschehen wird.
    Ich betrete den Raum. Aber es greift niemand zu. Nur ein Mann steht am Fenster. Beinahe zwei Meter groß, mit breiten Schultern, die in einer Militäruniform stecken.
    Es ist Major Huber. Ich erkenne ihn schon, bevor ich sein Gesicht sehe. Sehe seinen Rücken und seine eigentümlich stolze Haltung und weiß, dass er es ist.
    Er hat zum Fenster hinausgesehen. Die Bewegungen auf der Landebahn verfolgt und vermutlich hat er nachgedacht, während er auf mich gewartet hat.
    Er dreht sich langsam um.
    Er lächelt. Und ich weiß nicht, was dieses Lächeln zu bedeuten hat.

3
    Franz. Es ist Franz, wie ich gelernt habe, ihn zu nennen. Wie ich ihn von einem Tag auf den anderen, weil er es mir angeboten hat, nennen durfte.
    Franz schickt den jungen Mann weg, um Kaffee zu holen. Und Kaltgetränke.
    Er freut sich, mich zu sehen. Und sie scheint aufrichtig zu sein, diese Freude. Auch ich gebe vor, mich zu freuen. Nein, auch wenn meine Knie noch weich sind, gebe ich es nicht nur vor. Die Anspannung weicht tatsächlich aus meinem Körper. Mein Herzschlag fängt an sich zu beruhigen und ich beginne mich wirklich zu freuen. Während Franz erzählt, was hier los ist, erinnere ich mich daran, was wir alles getan haben, Franz und ich.
    Er war nie vorne. Er ist ein Stratege durch und durch. Der perfekte Mann für die Arbeit im Hintergrund. Sein scharfer Blick auf die Umstände, dass er immer einschätzen konnte, was draußen tatsächlich vor sich geht, hat ihn für mich über die Jahre zu einem wichtigen Kameraden werden lassen. Beinahe empfinde ich so etwas wie Freundschaft für ihn, denke ich. Aber es ist keine Freundschaft. Es ist eine Art der professionellen gegenseitigen Zuneigung, die uns miteinander verbindet. Und diese Zuneigung fußt von meiner Seite aus auf seiner Fähigkeit, Situationen von vornherein richtig einschätzen zu können. Sie nährt sich aus der Menschlichkeit, die er immer bewiesen hat, wenn es darum ging, Zivilisten aus der Sache herauszuhalten. Und nicht nur Zivilisten, auch feindliche Truppen wollte Franz, so gut er das in den jeweiligen Situationen konnte, aus der Sache heraushalten.
    Er hat einen tiefen Respekt vor dem Leben. Nicht nur vor dem menschlichen, aber vor allem vor dem Leben der vielen Menschen, über deren Zukunft er schon so oft mitentschieden hat.
    Er hat es mir erklärt. An einem ruhigen Abend in unserer Kantine, in der Bar der Kantine, wenn man ein paar Tische und einen halb improvisierten Tresen eine Bar nennen kann, hat er mir von dem Glauben erzählt, der in ihm steckt. Den man im hintersten Winkel von Oberbayern, in Bischofswiesen, wo er aufgewachsen ist, in ihn hineinerzogen hat und der ihn jetzt daran hindert, der ihn immer schon daran gehindert hat, über Leichen zu gehen. Ohne weiteres über Leichen zu gehen. Denn natürlich ist auch er über Leichen gegangen. Auch wenn er nicht direkt an meinen Tötungen beteiligt war, ist er doch in anderen Zusammenhängen dafür verantwortlich gewesen, dass Menschen gestorben sind. Bei aller Behutsamkeit und Vorsicht hat es sich nicht immer verhindern lassen.
    Trotzdem gibt es einen großen Unterschied zwischen ihm und mir. Sind wir beide grundlegend verschieden, weil er es, immer wenn es ihm irgendwie möglich erschien, verhindern wollte. Vermutlich hätte er es immer verhindert, wenn er es immer verhindern hätte können. Und ich war im Gegensatz zu ihm schon in ganz jungen Jahren versessen darauf gewesen, es nicht zu verhindern. Ich wollte es geschehen machen. Ich wollte töten. Und Franz wollte es immer unter allen Umständen verhindern.
    Ich hab gesehen, dass du ankommst
, sagt e
r. Zufällig habe ich deinen Namen auf der Passagierliste gesehen und dass du eine Waffe einführst. Da habe ich mir gedacht, ich hole dich rein. Damit ich dich wieder einmal seh‘. Und weil wir jemanden wie dich auch gut brauchen könnten
. Sagt er und verschränkt die Arme. Irgendetwas ist ihm unangenehm, denke ich. Und für einen kurzen Moment bin ich mir nicht mehr sicher, ob der Zugriff auf mich nicht doch unmittelbar bevorsteht. Franz macht einen Schritt zur Seite. Er schwingt seinen mächtigen Oberkörper etwas nach rechts. Er drückt sich davor, weiter zu sprechen, denke ich. Und höre ihn dann doch mit leiserer Stimme als bisher sagen:
Um ehrlich zu sein, wir brauchen gerade wirklich jede Hilfe, die wir bekommen können. Und ich wollte dich fragen
.
    Ich weiß schon, noch bevor
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