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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition)
Autoren: Martin Mandler
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Gefahrenzone zu bringen. Aber auch das machen sie nicht. Sie stellen sich einfach um Heidi herum, wie um zu provozieren, dass ich noch einmal schieße. Sie fuchteln mit Funkgeräten und Telefonen, schauen ziellos um sich, um den Angreifer zu entdecken. Und keiner fasst in diesem Chaos einen handfesten Entschluss.
    Doch, einen gibt es. Ich sehe einen Bodyguard, der ruhig geblieben ist, steht und beobachtet. Emotionslos sieht er sich um, sieht in meine Richtung. Sieht die anderen Bodyguards an und brüllt etwas in ihre Richtung. Schreit und deutet mit der Hand, dass man Heidi wegschaffen soll. Brüllt noch einmal, und weil die anderen seiner Anweisung folgeleisten, weil sie endlich damit angefangen haben, richtig zu reagieren, wendet er seinen Blick wieder von ihnen ab. Und sieht in meine Richtung.
    Er hat Erfahrung mit solchen Situationen, denke ich. Ich bin mir sicher, dass er die ungefähre Richtung einschätzen kann, aus der ich geschossen habe. Er achtet darauf, ob und wie ich mich bewegen werde. Er wartet nur darauf, dass ich flüchte. Und ich wundere mich ein wenig, weil er nicht in Deckung geht. Sondern einfach dasteht und zulässt, dass sich mein Finger wieder auf den Abzug legt.
    Warum bewegt er sich nicht wenigstens, denke ich, während ich abkrümme. Aus welchem Grund wartet er darauf, dass ich die Gefahr, die er für mich darstellt, im Bruchteil einer Sekunde in sich zusammensacken lasse?

5
    Ich kann der Versuchung nicht widerstehen. Will es auch gar nicht, als ich wieder auf der Straße stehe und in die Richtung des Tumults sehe, der sich um Heidi und den Bodyguard gebildet hat.
    Obwohl ich weiß, dass es nicht klug ist hinzugehen, sehe ich meinen Beinen zu, wie sie mich in das Getümmel hineintragen. Es ist, als ob ich meine letzte Chance nutzen wollte, mich einem Tatort zu nähern. Weil ich weiß, dass sie reagieren werden. Ich bin mir sicher, dass die zukünftigen Tatorte nicht mehr so leicht zu besichtigen sein werden wie dieser. Sie werden energisch reagieren. Sie werden Ermittler in Zivil auf viele Veranstaltungen schicken. Profis, die wissen, wo man sich positionieren muss, um sauber zu töten. Die wirklich in der Lage sein könnten, mich ausfindig zu machen, und wenn sie mich gefunden haben, auch zu jagen. Vielleicht werden sie einen Spezialermittler beauftragen. Vielleicht werden sie ein Kopfgeld auf mich aussetzen. Eine Prämie, wie man das heute nennt. Der hunderte Detektive hinterherlaufen könnten. Aber noch, denke ich, ist niemand da. Heute noch nicht, denke ich, und höre die Sirenen der Polizeiautos, die auf dem Weg hierher sind. Die immer noch ankommen, obwohl bestimmt schon zehn Wagen der Polizei hier stehen. Obwohl der Notarzt und die Rettung schon da sind. Sogar ein Wagen der Feuerwehr biegt gerade um die Ecke hinter mir, mit lautem Sirenengeheul und Blaulicht.
    Schneller als es mir lieb ist, muss ich ausweichen, damit er mich nicht anfährt. Danach gehe ich langsam weiter. Vorsichtig. Aber nicht zu vorsichtig, weil ich weiß, dass ich dadurch nur auffallen würde.
    Ich würde gerne hingehen, mir den Bodyguard ansehen und mich vergewissern, dass ich ihn schön getroffen habe.
    Ich bin mir nicht sicher, ob der Schuss gesessen hat. Ob er nicht doch unter seinem hellblauen Hemd eine Schutzweste getragen haben könnte. Schutzklasse I wahrscheinlich. Die ihn zwar nicht vor dem Eindringen des Projektils geschützt haben wird, die ihm am Ende aber das Leben gerettet haben könnte.
    Ich komme nicht nahe genug heran. Die schon eingetroffenen Polizisten haben den Tatort abgeriegelt. Sie lassen keinen näher als auf zwanzig, vielleicht dreißig Meter heran. Und nur kurz öffnet sich ein Spalt zwischen den beschäftigten Helfern, sehe ich, wie der Bodyguard auf dem Boden liegt. Wie er seine rechte Hand hilfesuchend einem der Rettungsmänner entgegenstreckt, der sich um ihn kümmert. Der verzweifelt versucht, die Blutung unter Kontrolle zu bringen. Den panisch werdenden Bodyguard zu beruhigen, während ein anderer seinen linken Arm nimmt und ein dritter versucht, eine Injektion zu setzen.
    Sie werden ihn sedieren. Und danach abtransportieren. Sie werden versuchen ihn zu retten. Ihn wahrscheinlich aber doch verlieren, denke ich. Und gehe weiter. Weil ich nicht weiß, was ich dagegen machen sollte, dass er überleben könnte. Und weil ich auch nicht weiß, welchen Unterschied es machen würde, wenn er stirbt. Weder im einen noch im anderen Fall wird er in der Lage sein, mir noch gefährlich zu
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