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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition)
Autoren: Martin Mandler
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eines, das ihnen zwar verraten würde, woher ich komme. Nicht unbedingt, wer ich bin. Aber sie würden wissen, was ich gelernt habe. Sie könnten ihren Täterkreis viel enger ziehen, als sie das heute können werden.
    Der Kopf, denke ich. Auch wenn es die Königsklasse ist, werde ich ihr nicht in ihren Kopf schießen. In ihre hohe, wohlgeformte Stirn. Oder in ihr Gesicht. Denn auch dort würde die Munition ihre Wirkung vielleicht nicht richtig entfalten. Sie würde ihren Kopf nicht sprengen oder ein großes Loch in den Hinterkopf reißen, sondern ihn vermutlich einfach durchschlagen. Vorne ein- und beinahe unverformt hinten oder an der Seite wieder austreten. Und auch wenn das nicht wahrscheinlich ist, wirkt so ein Schuss nicht zwingend tödlich. Kann es mit einem Kaliber wie meinem sein, dass man zwar irreparable Schäden anrichtet, aber nicht tötet, wenn man jemandem in den Kopf schießt. Wie es bei dieser Kongressabgeordneten in den USA geschehen ist, auf die jemand vor ein oder zwei Jahren geschossen hat. Ich erinnere mich nicht mehr daran, mit welcher Waffe und wie oft. Aber ich weiß noch wie heute, dass sie schon Wochen nach dem Attentat wieder im Kongress saß. Zwar sichtlich von dem Attentat gezeichnet, aber dennoch saß sie da und hielt, wenn ich mich richtig erinnere, sogar eine kleine, noch schwerfällig artikulierte Rede am ersten Tag, an dem sie wieder an einer der Sitzungen teilnehmen konnte.
    Nachdem es Heidis Kopf durchschlagen hat, könnte mein Projektil einfach weiterfliegen. Und wie auch beim Hals könnte es andere gefährden. Stimmt schon. Bei der Leber auch. Aber die Leber liegt mittig im und unter dem Brustkorb. Und hinter ihr liegt direkt die Aorta. Um beide zu treffen, werde ich ihr in der Mitte direkt unter den Brustkorb schießen müssen. Vermutlich wird die Wirbelsäule den Schuss am Rücken aufhalten. Und selbst wenn nicht, selbst wenn die Kugel ihren Leib durchschlägt, bieten sich bei der Leber viel mehr sichere Schussgelegenheiten. Weil Heidi irgendwann vor einem soliden Hintergrund stehen wird. Vor einer kleinen Mauer zum Beispiel. Vor einer handfesten Metalltüre. Oder einer Wand, der es nichts ausmacht, wenn sie der Hintergrund ist, der gefährdet wird. Eine Wand kümmert es nicht, wenn ein kleines, kaum zehn Gramm schweres Geschoss sich in ihr verformt.

2
    Der Schock war enorm. Das Echo, das Dieters Tod mit sich brachte. Ein Attentat auf einen Star, von dem sich niemand erklären kann, wie es dazu kommen konnte. Alle denken, dass man es herausfinden wird. Für sie liegt es auf der Hand. Aber im Moment weiß keiner etwas Genaues. Niemand hat eine Ahnung, wie man feststellen könnte, in welche Richtung man konkret ermitteln soll. Sie ermitteln schon, denke ich. Sie werden Spuren verfolgen. Aber diese Spuren werden sie nicht, im Moment zumindest können die Hinweise, die sie haben, sie nicht zu mir führen.
    Zuerst waren es bloß Spruchbänder, Breaking News, die über die Bildschirme liefen. Private Nachrichtensender sprangen als erste auf, aber auch die staatlichen Kanäle folgten innerhalb von Minuten. In Deutschland zuerst. Natürlich zuerst in Deutschland. Aber keine Stunde später auch in der Schweiz und in Österreich. Ein Land nach dem anderen berichtete, was geschehen war. Man fragte sich nach dem Hintergrund. Vermutete terroristische Gefahren. Und mit diesem Schlagwort sprangen auch andere Sender auf. Berichteten auch die Medien in Frankreich, in Spanien und in Italien über das Attentat. Und den Nachrichten folgten schon am zweiten Tag erste Diskussionssendungen. Am vierten ein ganzer Diskussionsabend. Der Sender, für den er als letztes gearbeitet hatte, widmete ihm einen ganzen Abend. Flog Menschen ein, die etwas zu sagen hatten. Die wenigstens glaubten, etwas über das Thema zu wissen. Und die Einschaltquoten waren fantastisch. Für mich. Aber auch für sie. Es wäre ein Millionengeschäft geworden, denke ich. Aber beinahe selbstredend hielten sich die Werbekunden zurück. Oder hatte vielleicht auch der Sender nicht den Mut, mehr Werbung als üblich zu schalten. Vielleicht waren sie einfach nur vertraglich gebunden, denke ich. Konnten nichts mehr an ihren Werbeblöcken ändern und mussten sich diese Chance entgehen lassen.
    Trotzdem gab es Menschen, die sofort versuchten, Kapital aus der Sache zu schlagen. Die sich der Diskussion stellten, und die mit ihren Redebeiträgen auch sich selbst wieder in den Vordergrund zu stellen versuchten. Einige genossen beinahe
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