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Shining

Shining

Titel: Shining
Autoren: Stephen King
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alte Spur zurück. Das Overlook war jetzt eine Fackel. Die Flammen schlugen zum Himmel auf. In den Seiten des Gebäudes klafften große Löcher, und im Innern raste die rote Hölle. Geschmolzener Schnee ergoss sich in dampfenden Wasserfällen in die Abflüsse.
    Sie schnurrten über den vorderen Rasen, und ihr Weg war gut beleuchtet. Die Schneewehen glühten scharlachrot.
    »Schau!« rief Danny, als Hallorann auf dem Weg zur Pforte die Geschwindigkeit verringerte. Er zeigte zum Spielplatz hinüber.
    Die Heckentiere standen in ihren ursprünglichen Positionen, aber sie waren nackt, geschwärzt und versengt. Ihre toten Zweige bildeten in der Gluthelle ein wirres Netz, ihr Laub lag um ihre Füße verstreut wie gefallene Blütenblätter.
    »Sie sind tot!« schrie Danny in hysterischem Triumph. »Tot! Sie sind tot!«
    »Psssst«, sagte seine Mutter. »Es ist ja alles gut, Honey.«
    »Heh, Doc«, sagte Hallorann. »Wir fahren dahin, wo es warm ist. Bist du bereit?«
    »Ja«, flüsterte Danny. »Dazu war ich schon lange bereit.«
    Hallorann fuhr durch die Lücke zwischen Pfosten und Gatter. Wenig später waren sie auf der Straße, die nach Sidewinder führte. Bald wurde das Motorengeräusch des Schneemobils schwächer, es verlor sich im unaufhörlichen Toben des Sturms, der auch durch die nackten, dürren Zweige der Heckentiere fuhr, die öde und verloren raschelten und knackten. Das Feuer flammte auf, sank in sich zusammen, um dann erneut seine Flammen in den Himmel zu schicken. Sie waren noch nicht sehr weit gefahren, als das Dach des Overlook einstürzte – zuerst über dem Westflügel, dann über dem östlichen und zuletzt in der Mitte. Eine riesige Feuersäule stieg zum Himmel auf, und Funken und brennende Trümmer stoben nach allen Seiten in die heulende Winternacht.
    Ein Bündel brennender Schindeln wurde vom Wind in den offenen Geräteschuppen hineingefegt.
    Nach einer Weile brannte auch der Schuppen.
    *
    Sie waren noch zwanzig Meilen von Sidewinder entfernt, als Hallorann anhielt, um den Rest Benzin in den Tank zu füllen. Er machte sich Sorgen um Wendy Torrance, die ihnen zu entgleiten drohte. Es war noch ein so weiter Weg.
    »Dick!« schrie Danny. Er stand auf dem Sitz und zeigte nach vorn.
    »Dick, sieh doch!«
    Es schneite nicht mehr, und wie ein Silberdollar schaute jetzt der Mond durch die sich teilenden Wolken. Weit unten auf der Straße bewegte sich ihnen durch eine Reihe von Serpentinen eine Lichterkette entgegen. Der Wind holte einen Augenblick Atem, und Hallorann hörte das ferne Summen von Schneemobilmotoren.
    Fünfzehn Minuten später hatten Hallorann und Danny und Wendy sie erreicht. Sie brachten Kleidung und Brandy und Dr. Edmonds.
    Und die lange Dunkelheit war vorüber.

 
58
     
    EPILOG/SOMMER
     
    Nachdem er die von seinem Gehilfen bereiteten Salate inspiziert und sich auch die hausgemachten Bohnen angesehen hatte, die in dieser Woche als Vorgericht serviert wurden, band sich Hallorann die Schürze ab, hängte sie an den Haken und huschte zur Hintertür hinaus. Er hatte noch fünfundvierzig Minuten Zeit, bevor er die Vorbereitungen für das Dinner ernsthaft ankurbeln musste.
    Das Restaurant hieß Red Arrow Lodge und lag in den westlichen Bergen von Maine begraben, dreißig Meilen von der Stadt Rangely entfernt. Es war kein schlechter Laden, fand Hallorann. Kein allzu hektischer Betrieb, aber gute Trinkgelder, und bisher war kein einziges Essen zurückgeschickt worden. Wirklich nicht schlecht, wenn man bedachte, dass die Saison schon halb vorbei war.
    Er ging zwischen den draußen aufgestellten Tischen und dem Schwimmbad hindurch (es war ihm allerdings schleierhaft, wieso jemand es benutzen sollte, wo doch der See so nahe lag), überquerte eine Grünfläche, auf der vier Leute Krockett spielten und lachten, und stieg einen flachen Hügel hinauf. Hier wuchsen Tannen, in denen der Wind angenehm rauschte und das Aroma von harzigem Holz herübertrug.
    Auf der anderen Seite lagen mit Blick auf den See einige Wochenendhäuser, diskret hinter einem Baumbestand verborgen. Das am weitesten gelegene und schönste hatte er für zwei Personen reservieren lassen, als er im April diesen Laden übernahm.
    Die Frau saß in einem Schaukelstuhl auf der Veranda und hielt ein Buch in der Hand. Hallorann fiel eine Veränderung an ihr auf. Teils war es wohl die steife Haltung, mit der sie sich in dieser doch legeren Umgebung gab – das lag natürlich an ihrem Stützkorsett. Sie hatte einen zerschmetterten
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