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Shining

Shining

Titel: Shining
Autoren: Stephen King
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Herbstblätter unter einem Wespennest wirbelten sie auf und färbten sich schwarz. Der Ofen explodierte und zerschmetterte die Deckenbalken des Kellers, die zusammenkrachten wie Dinosaurierknochen. Der Gasbrenner, der den Ofen befeuert hatte, schickte eine Flammensäule durch die geborstene Decke ins Foyer. Der Teppichbelag auf den Treppen fing an zu brennen, und die Flammen rasten in den ersten Stock hinauf, als hätten sie eine gute Nachricht zu überbringen. Eine Salve von Explosionen erschütterte das Gebäude. Der Leuchter im Speisesaal, eine Kristallbombe von zweihundert Pfund, stürzte mit ohrenbetäubendem Krachen von der Decke und schleuderte die Tische in alle Richtungen. Aus den fünf Schornsteinen des Overlook schossen Flammen in die aufreißenden Wolken.
    (Nein! Das darf nicht sein! ES DARF NICHT SEIN!)
    Es kreischte; es kreischte, aber jetzt war es ohne Stimme und schrie Panik, Verderben und Verdammnis in die eigenen Ohren, löste sich auf, verlor Gedanken und Willen, das Gewebe fiel auseinander, suchte und fand nicht, ging hinaus, floh, ging hinaus in die Leere, ins Nichts, zerbröckelte.
    Die Party war vorüber.

 
57
     
    EXIT
     
    Das Getöse erschütterte die ganze Fassade des Hotels. Glas wurde in den Schnee hinausgeschleudert und glitzerte dort wie gezackte Diamanten. Der Heckenhund, der sich Danny und seiner Mutter genähert hatte, prallte zurück und legte die grünen, schattenmarmorierten Ohren an. Er zog den Schwanz ein, und seine Flanken waren plötzlich lächerlich schmal. Im Kopf hörte Hallorann ihn ängstlich winseln, und in diese Töne mischte sich das jammervolle und wirre Jaulen der großen Katzen. Hallorann kam wieder auf die Beine und wollte zu den andern gehen, um ihnen zu helfen, als er etwas sah, das alptraumhafter war als alles andere: Das Heckenkaninchen, immer noch schneebedeckt, rannte wie verrückt immer wieder gegen den Kettenzaun am anderen Ende des Spielplatzes an, und die Kettenglieder klingelten wie Musik aus einem bösen Traum, wie eine gespenstige Zither. Selbst von hier war das Knacken und Krachen der Äste und Zweige, aus denen der Körper des Tieres bestand, deutlich zu hören. Es war, als würden Knochen zerbrechen.
    »Dick! Dick!« rief Danny. Er versuchte, seine Mutter zu stützen und mit ihr das Schneemobil zu erreichen. Die Kleidungsstücke, die er für sie beide herausgebracht hatte, lagen zwischen ihnen und der Stelle, wo sie in den Schnee gefallen waren. Hallorann dachte plötzlich daran, dass die Frau ihre Nachtkleidung anhatte und Danny keine Jacke trug. Dabei war es mindestens zehn Grad unter Null.
    (Mein Gott, sie hat nicht einmal Schuhe an.)
    Er kämpfte sich durch den Schnee und sammelte ihren Mantel auf, ihre Stiefel, Dannys Mantel und seine Handschuhe. Dann rannte er zu ihnen zurück, wobei er ein paar Mal hüfttief im Schnee versank, aus dem er sich herauspaddeln musste.
    Wendy war entsetzlich blass. Ihr Hals war an der einen Seite mit Blut bedeckt, das jetzt gefror.
    »Ich kann nicht«, murmelte sie. Sie war halb bewusstlos. »Nein, ich … kann nicht. Es tut mir leid.«
    Danny sah bittend zu Hallorann auf.
    »Es wird schon gehen«, sagte Hallorann und hielt sie fest. »Kommen Sie.«
    Die drei erreichten die Stelle, an der das Schneemobil sich gedreht hatte, und der Motor stehen geblieben war. Hallorann setzte die Frau in den Passagiersitz und zog ihr den Mantel an. Er hob ihre Füße an – sie waren sehr kalt, aber noch nicht erfroren – und rieb sie kräftig mit Dannys Jacke, bevor er ihr die Stiefel anzog. Wendys Gesicht war weiß wie Alabaster. Die Lider lagen halb über den Augen, und ihr Blick war glanzlos, aber sie zitterte jetzt. Das hielt Hallorann für ein gutes Zeichen.
    Hinter ihnen erschütterte eine Serie von Explosionen das Hotel. Orangefarbene Blitze beleuchteten den Schnee.
    Danny legte den Mund an Halloranns Ohr und schrie etwas.
    »Was?«
    »Ich sagte, brauchen wir das?« Der Junge zeigte auf den roten Benzinkanister, der schief im Schnee lag.
    »Ich denke doch.«
    Hallorann nahm den Kanister auf und schüttelte ihn. Es war noch etwas Benzin darin, wenn er auch nicht genau wusste wie viel. Er befestigte den Kanister hinten am Schneemobil und brauchte dazu mehrere Versuche, denn seine Finger waren steif geworden. Zum ersten Mal merkte er, dass er Howard Cottrells Fäustlinge verloren hatte.
    (wenn ich hier heil rauskomme, kann meine Schwester dir ein Dutzend Fäustlinge stricken, Howie)
    »Los jetzt!« schrie Hallorann den
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