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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)
Autoren: Ralph E. Vaughan
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diese Einladung schien vor einem ganzen Leben erfolgt zu sein. War es erst eine lumpige Woche her, dass er einigen dieser Männer so närrisch, so naiv die Funktion seines kleinen Modells vorgeführt hatte? Sicher, für sie war es wahrscheinlich nur eine Woche her, aber für ihn ...
    In gewissem Sinne war es ein anderer Mann gewesen, der vor ihnen gestanden hatte, voller Selbstbewusstsein und überzeugt von seinen Visionen in Bezug auf Wissenschaft und Technik und von der Zukunft selbst. Er hatte auf eine strahlende Zukunft gehofft – wenn auch nicht erwartet –, in welcher Britannia nach wie vor die Wogen regierte, aber womit er gerechnet hatte, war eine trotz der kleinlichen Verfehlungen der Politik von einer überragenden Technologie beherrschte Zukunft, ein Schicksal, das von einer erleuchteten und geadelten Menschheit erreicht wurde. Die Menschen jener fernen Ära, A. D. 802.701, hätten sich ihm gegenüber als weise ältere Brüder erweisen sollen, aber wie sich herausgestellt hatte, waren sie mehr wie kleine Kinder, die Angst vor der Dunkelheit hatten und seiner Führung viel eher bedurften als er ihrer.
    Wie hatte er sich danach gesehnt, die Eloi aus der Dunkelheit zu führen, aus dem Schatten der Morlocks. So überwältigend war dieser Wunsch gewesen, dass er sich nach seiner ersten Rückkehr aus der Zukunft sofort wieder hinaus auf das Meer der Zeit begeben hatte. Seine eigene Ära, solch alberne Dinge wie diese Dinnerparty und solch kleinkarierte Narren wie diese Männer ließ er dabei außer Acht.
    »Sind Sie durch die Zeit gereist?«, fragte Wells, ein Mann, den Maddoc in den Mittachtzigern am Royal College of Science kennengelernt hatte. »Sind Sie in die Geschichte gereist oder haben Sie ... Haben Sie die Zukunft gesehen, die Reife der menschlichen Rasse, das Schicksal der Menschheit?«
    Maddoc stellte sich ihren neugierigen Blicken.
    Nicht alle Anwesenden hatten mit eigenen Augen das frühere Experiment mit dem Modell der Zeitmaschine erblickt, aber jene, die nicht dabei gewesen waren, hatten mit Sicherheit Einzelheiten von den anderen erfahren, vor allem dieser verdammte Wells, der sich als Schriftsteller aufspielte. Jetzt die Existenz der Zeitmaschine zu leugnen, würde nur zu neugierigen Untersuchungen führen, dass einige daran glaubten, andere nicht. Dies alles konnte er nicht gebrauchen, er war nicht daran interessiert. Natürlich wagte er nicht, ihnen die Wahrheit zu sagen, zumindest nicht die ganze Wahrheit, aber er war ein Mann der Wissenschaft und kein Schreiberling, der sich eine befriedigende Geschichte aus den Fingern zu saugen vermochte. Alles, was er besaß, war die verfluchte Wahrheit. Also kam es jetzt darauf an, ihnen nichts von der zweiten Reise zu erzählen und nur gerade so viel von der ersten, um ihnen Zweifel zu gestatten und die Gelegenheit zu verschaffen, ihn als Exzentriker abzustempeln, dessen Geschichte nicht mehr als eine warnende Allegorie war, die auf den herrschenden gesellschaftlichen Umständen basierte.
    »Ja, meine Freunde, ich bin in meiner selbst gebauten Maschine durch die Zeit gereist«, sagte er schließlich und bemühte sich um eine Leichtigkeit im Tonfall, die er überhaupt nicht empfand. »Ich werde Ihnen von meinem Aufenthalt unter den Eloi und den Morlocks in der fernen Zukunft berichten, mehr als achthunderttausend Jahre nach unserer Zeit.«
    »Total phantastisch«, murmelte der General.
    »Doch lassen Sie mich zuerst ein weiteres Glas dieses feinen Portweins genießen und etwas von Misses Watchetts exzellenter Hammelkeule verspeisen, denn es scheint mir Monate her, dass ich etwas Anständiges zu essen hatte.« Zumindest dies entspricht der Wahrheit , dachte er wehmütig. »Danach werde ich von den Ereignissen berichten, die sich während meiner Fahrt auf dem Meer der Zeit abspielten, sowohl zu Ihrer Aufklärung wie auch, um mich Ihrem Urteil zu stellen. Aber ich warne Sie. Wenn Sie erfahren haben, was sich aus den Entscheidungen unserer eigenen Zeit entwickeln wird, mag Ihr Glaube an die augenblicklich herrschende Gesellschaftsordnung erschüttert sein.«
    Später vernahm Maddoc nur noch das leise Klappern des Geschirrs beim Abräumen, das unterschwellige Zischen des Gases in den Lampen und das Kratzen von Wells' Stift auf seinem Notizblock. So richtete er das Wort an seine einstmals sehr willkommenen Dinner-Gäste. »Letzten Donnerstag habe ich einigen von Ihnen die Funktionsprinzipien der Zeitmaschine erklärt, mein Modell vorgeführt und Ihnen sogar
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