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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)
Autoren: Ralph E. Vaughan
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nach denen Sie ... nach denen wir beide leben. Sie müssen dringend nach London zurückkehren und sich des Mordes an dem ehrenwerten Ronald Adair annehmen, der morgen Nacht geschehen wird. Ich weiß, dass der Tod eines Unschuldigen Sie aufwühlt, und mir ginge es an Ihrer Stelle genauso, doch ich kann, beziehungsweise: wir können es nicht verhindern. Es gibt eine unausweichliche, allumfassende Logik, die nur in Ausnahmesituationen außer Acht gelassen werden darf. Setzen Sie sich mit Mycroft in Verbindung, um die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Weiterhin werden Sie vom Fall um Sir Reginald Dunning hören. Es ist wahr, unser Feind liegt immer noch auf der Lauer, doch ich werde sichergehen, dass er glaubt, Sherlock Holmes halte sich in der Baker Street 221b auf, wenn er sein Luftgewehr zückt ... ja, genau dieses Luftgewehr. Später wird Sir Reginald Sie seines Bruders William wegen kontaktieren, einem der zahlreichen in letzter Zeit Verschwundenen. Sie müssen sich des Falls annehmen. Mehr wage ich nicht zu sagen; womöglich träte ich damit etwas los, dass unser aller Leben nachhaltig beeinträchtigt.
    Zuerst wollte Holmes den Brief unterzeichnen, besann sich dann jedoch eines Besseren. Der Empfänger mochte den bloßen Sätzen die Fakten entnehmen und vom Papier sowie den zahllosen anderen Indizien, die dem geschulten Auge auffielen, auf die Wahrheit schließen. So er sich dadurch zwar nicht vollends überzeugen lassen würde, sollte es doch zumindest einige seiner Vorbehalte aus der Welt schaffen. Falls auch dies nicht zutraf, war er zumindest während seiner Zugfahrt und später auf dem Dampfschiff über den Kanal beschäftigt, indem er das Unmögliche ausschloss und Licht ins vermeintliche Dunkel brachte.
    Holmes faltete den Brief und steckte ihn in einen Umschlag, den er mit dem Namen versah, den er gegenwärtig auf dem Festland gebrauchte. Darunter schrieb er die Adresse des Ortes, an dem er seine chemischen Experimente durchführte. Nachdem er sich wieder als ältlicher Buchhändler verkleidet hatte, verließ er das Hotel, um den Brief beim Postamt aufzugeben.
     
    Der ehrenwerte Ronald Adair starb wie vorgesehen, und nichts war Sherlock Holmes je schwerer im Leben gefallen, als tatenlos dabei zuzusehen. Zwar ließ er sich als Mensch nicht maßgeblich von seinen Emotionen leiten und gab sich schon gar nicht irgendwelchen Sentimentalitäten hin; trotzdem bedauerte er den Tod dieses Mannes, dessen einziger Fehler darin bestanden hatte, dass er Oberst Sebastian Morans Betrug beim Kartenspielen aufgedeckt hatte.
    Die Presse nannte es einen sinnlosen Tod und Mord ohne Motiv. Holmes wusste, weshalb der zweitälteste Sohn des Earl von Maynooth sterben musste, der aus Australien nach England gekommen war, weil seine Mutter am grauen Star operiert wurde. Besser schlafen ließ den Detektiv dieses Wissen jedoch nicht.
    Nach der Ankunft der Fähre aus Dover in London stellte der als Buchhändler verkleidete Holmes seinem eigenen Selbst nach, das gerade von Calais übergesetzt hatte. Der Beobachter, den er kurz vor seiner Abreise aus Frankreich hinzugezogen hatte, folgte ihm. Ein seltsames Gefühl, besonders, als er einen kurzen Moment lang in seine eigenen Augen schaute.
    Von nun an musste Holmes nichts weiter tun, als am späten Nachmittag in der Baker Street 221b aufzutauchen. Zur gleichen Zeit sollte Dr. Watson in der Oxford Street mit einem alten Buchhändler zusammenstoßen. Ferner musste Holmes dafür sorgen, dass der Würger Parker ihn kommen, aber das Haus nicht wieder verlassen sah. Beim Anblick der Wachsbüste, die am Morgen hergebracht worden war, lächelte der Detektiv. Er lenkte sich im Stillen ab, indem er Protokolle und Notizbücher durchblätterte. Dabei fragte er sich, wie er sich so lange aus der Verbrecherjagd hatte zurückziehen können.
    Am Abend sperrte sich Holmes in seinem Zimmer ein, just als Mrs. Hudson eintraf, um den Anweisungen zu folgen, die sie erhalten hatte, als die Büste angeliefert worden war. Oh, diese Langeweile und dieser Müßiggang! Wie arg es ihn quälte, zum Nichtstun gezwungen zu sein! Nie zuvor hatte Holmes solche Schwierigkeiten damit gehabt, die Hände in den Schoß zu legen und die Rolle des Betrachters aus der zweiten Reihe anzunehmen, während sich ein Drama vor seinen Augen abspielte. Fast sehnte er sich nach der einst so wirksamen Sieben-Prozent-Lösung, die ihm das Nichtstun sicherlich erträglicher gemacht hätte, doch diese Zeiten waren unwiederbringlich
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