Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)
Autoren: Ralph E. Vaughan
Vom Netzwerk:
einer Zukunft, die dem Ende aller Zeiten entgegenlief.

 
     
KAPITEL 17
     
    Die Rückkehr ins Jetzt
     
    In den frühen Morgenstunden des 26. März 1894, einem Montag, hörten die Bewohner von Limehouse befremdlichen Lärm, der von der Themse herzurühren schien. Einige ältere Chinesen, die in der Nähe des Causeway lebten, dachten bei dem Geräusch an Flussdämonen aus den traditionellen Volkserzählungen ihrer weit zurückliegenden Kindheit und brachten es mit anderen außergewöhnlichen Vorkommnissen in Verbindung, die sich in letzter Zeit im East End ereignet hatten. Wer für solchen Aberglauben zu aufgeklärt war, sich den westlichen Gepflogenheiten besser angepasst hatte, etwa durch Heirat in eine einheimische Familie, und die Naturheilpraktiker von Pennyfields nur heimlich aufsuchte, vermutete nichts weiter als irgendein Tier oder eine steife Brise aus Richtung der Themse-Mündung. Für sie handelte es sich um etwas durch und durch Natürliches, das nicht irgendwelchen Schattenwelten entstammte. Wer sich zum gegebenen Zeitpunkt am Ufer aufhielt und dabei nicht vom Gin berauscht oder sturzbetrunken war, nachdem er dem teerschwarzen Opium zugesprochen hatte, hörte außerdem ein deutliches Platschen mitten auf dem Fluss, welches auf das eigenartige Pfeifen und Sirren folgte.
    Olan Jefferson, der zur Wache befohlene Matrose des kanadischen Handelsschiffs Halifax , berichtete von einer seltsamen Maschine, die wie aus dem Nichts aufgetaucht und vor ihrem Untergang einen Moment in der Luft geschwebt sei. Sein Kapitän verhängte eine schwere Strafe wegen Trunkenheit im Dienst über ihn, obwohl man keinen Alkohol bei Jefferson fand, zumal der Mann auch nicht dafür bekannt war, etwas Stärkeres zu sich zu nehmen als hier und dort ein Mischbier.
    In der Nähe des Greenland Docks in Surrey sah ein Wachposten vom angrenzenden Ufer aus einen klatschnassen Mann an Land kriechen, der über und über mit Algen behangen war. Als der Wächter jedoch an der besagten Stelle ankam, hatte sich die Person längst in die Dunkelheit geschlagen. Befragungen auf den Schiffen, die in der Umgebung vor Anker lagen, gaben keinerlei Hinweis darauf, dass jemand aus der Besatzung über Bord gegangen war oder seinen Posten verlassen hatte.
     
    Sherlock Holmes saß in einem der Zimmer, die er im Bridge House Hotel an der Borough High Street in der Nähe der Bridge Station verkleidet und unter falschem Namen gemietet hatte. Obwohl man in diesem Etablissement für gewöhnlich keine unlauteren Fragen stellte, ließ Holmes große Vorsicht walten. Für die Bewohner von London und auch den Rest der Welt war er schon drei Jahre lang tot.
    Eine weitere Woche musste er noch warten, ehe er wieder unter den Lebenden zu wandeln gedachte. Nur ein kleiner Fehler, und schon würde sich das Gewebe der Zeit von Neuem aufdröseln.
    Er erinnerte sich an die Stadt im Jahre 1954, ein London aus Glas und Stahl sowie blühendes Leben, das von Morlocks genauso wenig wusste wie über Zeitmaschinen. Die Zukunft sollte ihren geregelten Lauf nehmen, weshalb er sich hüten und nichts verändern wollte, wodurch die Menschheit doch noch zwischen den Fronten von Morlocks und Eloi zerrieben würde. Jedes Einzelschicksal musste vor diesem Anliegen in den Hintergrund treten.
    Einen Tag vor dem Mord an dem ehrenwerten Ronald Adair in der Park Lane hockte Holmes am Schreibtisch und zog nach einem Griff in seine Tasche ein mehrmals gefaltetes Stück Papier hervor. Es handelte sich um den Brief, den er in Frankreich erhalten und wiederholt gelesen hatte, seitdem er ihm auf seinem Poststapel wegen der bekannt anmutenden Handschrift aufgefallen war. Er konnte sich keinen Reim auf den Urheber machen, zumal die Schrift verschmiert und teilweise unleserlich war. Das Papier sah derart mitgenommen aus, dass es an manchen Stellen auseinanderfiel. Das Aufklappen und Falten war ihm genauso wenig bekommen wie das unfreiwillige Bad, das Holmes kürzlich in der Themse genommen hatte, um nicht mit der Zeitmaschine zu versinken.
    In Frankreich war der Brief noch in einem weit besseren Zustand gewesen.
    Holmes nahm ein frisches Blatt des hauseigenen Hotelpapiers, öffnete das Tintenfass und tauchte die Feder hinein. Er hielt nur kurz inne, ehe er zu schreiben begann.
    Werter Sherlock. Zweifellos werden Sie die Handschrift in diesem Brief erkennen. Sicherlich wittern Sie eine Fälschung, doch ich darf Ihnen versichern, dass er echt ist und auch keineswegs den Prinzipien der Logik widerspricht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher