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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)
Autoren: Ralph E. Vaughan
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mich auf neuen Nachwuchs vorbereite. Mit deiner Maschine gelange ich zurück in Sicherheit.«
    »An mir kommst du nicht vorbei«, sprach Holmes zu dem Wesen auf der Klippe, wie es ein anderer Mann in einer Milliarden Jahre entfernten Zeit ebenfalls sagte, als er allein auf einer Brücke stand, die nach Rom führte, und wie dieser Herrscher versuchte auch Holmes, das Ende der Zivilisation, den Einbruch ewiger Nacht abzuwenden.
    Ein letztes Mal bäumte sich der Morlock auf und stürmte brüllend auf den Mann zu, der zwischen ihm und dem Sieg über die Menschheit stand. Holmes zog die Peitsche aus seinem Mantel und schlug damit nach dem verwirrten Geschöpf. Durch die Eisengewichte im Griff fiel der Hieb wuchtiger aus als bei einem Reiter, der sein Pferd nicht so kräftig peitschen wollte, und Holmes war angehalten, noch fester zu schlagen als auf die Hände all der Verbrecher, die er im Leben bereits gestellt hatte. Die Knute zerschnitt dem Morlock die Schulter und dann das Gesicht, sodass er das Gleichgewicht verlor. Er stolperte nach dieser Attacke rückwärts, ohne zu stürzen, was auf dem Felsvorsprung einem Drahtseilakt gleichkam.
    Holmes wusste, sollte sich das Wesen wieder fassen können, lag der Vorteil erneut auf seiner Seite, weil es schneller und stärker war. Er schmetterte ihm die Peitsche mit aller Kraft entgegen. Der schwere Griff traf den Morlock mitten ins Gesicht. Schädelknochen brachen; er strauchelte, schrie rasend vor Schmerz und schien für einen Moment wie blind. Holmes reagierte, lief auf den Vorsprung und stieß das Monster über den Rand.
    Mit der rechten Klaue bekam der Morlock Holmes' Mantel zu fassen. Der Detektiv stürzte und schlug hart auf den Steinen auf. Er wollte nicht aufgeben, obwohl es ihn wahrscheinlich mit in die Tiefe reißen würde. Eine Ewigkeit schienen die beiden dort zu hängen, während Holmes sich an den Felsen festhielt und der Morlock sich an seinen Mantel klammerte. Dann das Geräusch reißenden Stoffes ... Der Arm des Kleidungsstücks gab nach und ließ den Morlock in die Tiefen stürzen. Bis zum Ende zeugte sein Schrei eher von Wut als von Schrecken.
    Langsam stellte sich die Totenstille der leblosen Welt wieder ein.
    Holmes brachte sich auf allen vieren in Sicherheit. Er dachte daran, dass dies bereits zum zweiten Mal geschah. Vielleicht hatte Oberst Moran doch recht gehabt – ein wirklich gewiefter Teufel!
    Als er nun vor dem Eingang stand, betrachtete Holmes die Treppe im Innenbereich mit den zur Mahnung aufgestellten Greifenstatuen. Die Stufen führten hinauf zur Kuppel auf der Plattform, aus der fahles Licht drang. Er durchschritt das Tor und stieg langsam nach oben.
    Im Inneren der Kuppel schwebte auf unerklärliche Weise eine silberne Sphäre über einer verzierten Einfassung, die in ständig wechselnden Pastellfarben schillerte. Holmes betrachtete sie lange und andächtig. Womöglich handelte es sich um irgendeine unergründliche Vorrichtung, doch andererseits wähnte er sich in der Gegenwart von etwas Lebendigem, das ein Bewusstsein besaß und ihn wahrzunehmen schien.
    »Ich existiere«, bestätigte eine Flüsterstimme, die aus dem Nichts und doch sehr deutlich an sein Ohr drang.
    »Ja«, antwortete Holmes. »Der Wächter dessen, was einst die Wiege der Zeit war.«
    »Was einmal sein wird, besteht bereits«, fuhr die Kugel fort. »Was einst war, soll nie wieder erfolgen.«
    »Jene Zukunft trifft nun nicht mehr ein, nicht wahr?«, fragte Holmes. »Der Weg führt nicht mehr länger zu Morlocks und Eloi.«
    »Tatsächlich?«
    »Nein«, schloss Holmes nach kurzer Überlegung.
    »Zuerst muss ich wieder ins Jahr 1894 zurückkehren. Die Logik ist eine der immerfort bestehenden Qualitäten des Universums, selbst dann, wenn die Sterne zu leuchten aufhören; nicht die Logik, auf welcher unbedeutende Weltbilder beruhen, sondern jene von Zeit und Raum, die für diejenigen nicht unergründlicher sein könnten, die ob ihrer Anschauung im Netz des Alltags verstrickt sind, weil sie ihr Leben einem immerzu gleichen Puls unterworfen haben, der sie schließlich in einen dumpfen Schlaf wiegen wird.«
    »So ist es.«
    Die Kuppel verdunkelte sich. Holmes ging die Treppen wieder hinunter und kehrte ermattet zu seiner Zeitmaschine zurück. Als er sie reaktivierte, ratterte der Motor los.
    Die Sphäre im Schrein glühte ein letztes Mal auf und verabschiedete sich mit vertrauter Stimme. »Viel Glück, Mister Holmes.«
    Daraufhin leuchtete die Maschine ebenfalls und verschwand aus
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