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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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komischen Elements.
    Auf dem Eichenstuhl am schweren Schreibtisch saß ein menschliches Skelett, das den linken Unterarmknochen auf die Tischplatte gestützt hatte. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt die Gestalt eine Schreibfeder.
    Am verrücktesten aber war die Kopfbedeckung der Figur: eine Königskrone aus Gold, mit Edelsteinen besetzt.
    Auf dem Blatt vor dem Gerippe standen, in verblassender Tinte geschrieben, die Worte GEGEN DEN WAHNSINN.
    »Gegen den Wahnsinn des Lebens«, sagte Stephen, aber da hatte Myra schon eines der Konvolute, die auf dem gefliesten Boden gestapelt waren, auf den Tisch gelegt. Zwischen festen Lederdeckeln lag Papier, altes Papier.
    »Lear. Tragödie eines alten Narren und anderer Narren um ihn herum«, stand auf der ersten Seite. Dann folgte der Originaltext des Stückes in der Handschrift des Autors.
    »Was für eine Entdeckung! Ein Schatz von unermeßlichem Wert …«, schwärmte Myra und betrachtete verzückt die Blätter. »Womöglich auch unbekannte Dramen, die noch nie aufgeführt wurden.«
    Mit vor Aufregung zitternden Händen untersuchte sie die Papierstapel.
    »Titus Andronicus. König Johann. Hamlet. Alles in seiner Handschrift. Was für eine wunderbare Entdeckung. Und hier Elizabeth, ein Stück, das noch niemand kennt.«
    »Womöglich über Königin Elizabeth I.?«
    »Ich muß das lesen.«
    Moriarty unterbrach sie: »Wir müssen schnell sein und entscheiden, was damit geschehen soll. Der Feind wird nicht lange auf sich warten lassen. Erstes Ziel ist es, dieses Material zu sichern, vor der Zerstörung zu bewahren. Dann scheint es mir wichtig, es einer wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen. Deren Leiterin selbstverständlich du sein wirst, Myra. Und erst dann ist zu entscheiden, was in welcher Form an die Öffentlichkeit gelangt.«
    »Das klingt alles sehr vernünftig. Ich muß jedoch gestehen, daß ich im Moment nicht vernünftig denken kann. Was wir hier sehen, ist die größte Sensation dieses Jahrhunderts, und ich, und wir …«
    »Du kannst berühmt werden, ja. Aber du mußt vernünftig bleiben, sonst ist alles in Gefahr.«
    »Ich kann mir nicht helfen, ich traue dir nicht, Stephen. Ich weiß nicht, was die Menschen, die hinter der Geheimhaltung stecken, im Schilde führen, warum man dieses Material vor der Öffentlichkeit verborgen hat.«
    »Welchen weiteren Beweis für meine Glaubwürdigkeit brauchst du, Myra?«
    »Deine Waffe ist wohl nicht geladen oder zumindest nicht mit scharfer Munition. Du hättest doch dieses Risiko nicht auf dich genommen.«
    Moriarty zog seinen Revolver und schoß gegen den Steinboden, auf dem die Bahn der Kugel eine flammende Schramme zog.
    »Überzeugt?«, fragte er und legte seine Waffe auf den Tisch.
    »Ja. Was schlägst du vor?«
    »Wir schließen die Tür, damit niemand sonst eindringen kann und suchen vorerst das Weite. Solange der Gegner nicht unschädlich gemacht ist, befinden wir uns in Lebensgefahr. Er wird alles daran setzen, an den Code zu gelangen.«
    »Ist gut. Ich bin einverstanden.«
    »Einen Augenblick noch. Ich muß meinen Revolver mitnehmen.«
    Stephen Moriarty eilte zurück in die Kammer und steckte seinen Revolver ein, gemeinsam mit dem Manuskript des Theaterstücks »Elizabeth«, das er unter seinem Hemd verbarg.
    »Was ist, willst du im Tresor übernachten?«, drängte Myra Hall.
    Stephen Moriarty schloß die Stahltür, die beiden sprangen einen Stock tiefer in den Raum, der zur Verteilung der Wärme diente und gingen den Gang entlang, durch den sie aus dem alten Königsschloß in den Heizraum gekommen waren.
    »Er hatte es gern warm, der König«, meinte Moriarty.
    »Was für ein billiger Scherz auf Kosten eines Genies«, tadelte ihn Myra, verstummte aber, als sie in der Ferne das Geräusch von Schritten vernahm.
    Stephen zog sie in einen Nebenschacht, an dessen Ende sich ebenfalls ein Metallgitter befand. Die beiden atmeten kaum, bis die vier Gestalten, die fast lautlos den Hauptschacht entlang glitten, vorüber waren. Es war ihnen nicht entgangen, daß die Männer mit Gewehren ausgerüstet waren.
    Vorsichtig drückten sie das Gitter nach außen und standen im offenen Kamin einer Halle des alten Schlosses.
    Sie schlossen sich dem Touristenstrom einer Schloßführung an und gelangten nach einer halben Stunde ruhigen Schrittes in die Empfangshalle des Gebäudes.
    »Den Hansom nehmen wir nicht«, entschied Stephen, sondern steuerte mit Myra in einer munteren Gruppe von Besuchern auf eine Coach, eine motorisierte
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