Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
Vom Netzwerk:
Unwesen trieben, verbrachte.
    Es war also möglich, daß sich die mit dem Nummernschloß gesicherte Kammer in der Nähe der Kapelle befand.
    Aber, entschied Stephen Moriarty, er würde sich von Myra führen lassen. Er brauchte ihr nur zu folgen.
     
    Durch ein Fernglas beobachtete Stephen, wie die junge Literaturwissenschaftlerin den Zug verließ.
    So energisch, daß ihr blonder Zopf auf und ab wippte. Sie hatte einen leichten Koffer und eine Umhängetasche bei sich. Ungeduldig winkte sie einem Pferdetaxi.
    Moriarty folgte ihr in gebührendem Abstand durch die karge Landschaft.
    Nach zweistündiger Fahrt tauchte aus dem Dunst der Ebene eine Erhebung auf, ein Vulkanfelsen in der Form eines Stockzahnes, auf dem eine mächtige graue Burg stand: Sterling Castle. Das Winterquartier des englischen Königs James I., der seine Verbindung zu Schottland nicht aufgeben wollte.
    Myra verließ ihr Hansom Cab am Haupteingang, Stephen folgte ihr.
    Tatsächlich bewegte sie sich in Richtung Chapel im Zentrum der Anlage.
    Ihrer Tasche, die sie an einem Lederriemen über die linke Schulter gehängt hatte, entnahm sie einen Plan, den sie konzentriert studierte. Besonders aufmerksam betrachtete sie den Übergang des Renaissancegebäudes, dessen Glasfenster an italienische Kirchen erinnerten, zum alten Königspalast, dem King's Old Building, einem mächtigen Turm mit einem Kamin über den Zinnen, an dessen Fuß sich ein gewaltiges Heizhaus befand, das offenbar nicht mehr in Verwendung stand. Es war mit einem Eisentor gesichert.
    Stephen Moriarty konnte in den Gedanken der jungen Literaturwissenschaftlerin lesen wie in einem offenen Buch. Schließlich waren sie einander nahe gekommen, in jenen Tagen und Nächten in Rom. Sie überlegte, welche Funktion für Sterling Castle dieses überdimensionierte Heizhaus haben mochte und kam zu dem Schluß, daß es wie in den Villen der alten Römer auf der Basis eines Warmluftsystems funktionieren mußte, das heiße Luft mit Hilfe von Schächten im ganzen Gebäude verteilte.
    Das heißt, daß man einen geheimen Gebäudeteil nicht im Heizhaus, sondern darüber finden mußte, in einem in den bitter kalten schottischen Wintern besonders warmen Teil des Schlosses. Und daß ein Zugang über die Heizungsschächte am unauffälligsten möglich war, wenn man sich anläßlich einer Tour durch das Schloß vom Besucherstrom absonderte.
    Energisch schob Myra Hall den Plan des Schlosses in ihre Tasche zurück und steuerte das Haupttor an, von dem die Touren für Besucher ihren Ausgang nahmen.
    Für einen Shilling Eintritt konnte man sich entweder einer Führung anschließen oder die Gebäude auf eigene Faust erkunden.
    Myra mußte ihre Tasche an der Garderobe abgeben, entnahm ihr aber noch den Plan für das Schloß, bevor sie sich zielstrebig in den ersten Stock des Eingangsgebäudes und von dort in Richtung alter Palast in Bewegung setzte.
    Ihr Weg führte über knarrende Eichendielen, an Gobelins vorbei, die mythische Jagdszenen mit Einhörnern und weißen Hirschen darstellten, durch Hallen mit bemalten Holzdecken zu dem Teil des Gebäudes, der an den Heizturm grenzte.
    Einem offenen Kamin, der mit Jagddarstellungen in weißem Marmor verkleidet war, widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit.
    Und plötzlich, so schnell konnte Moriarty gar nicht schauen, war sie im Kamin verschwunden.
    Man hörte, wie sie an einem schweren Gegenstand rüttelte, dann wurde es still.
    Stephen folgte ihr. Myra hatte einen Metallrost geöffnet, der die Feuerstelle gegen einen waagrechten Schacht abgesichert hatte, und bewegte sich den Gang entlang. Moriarty sah in der Ferne das Licht einer Taschenlampe und ging der Literaturwissenschaftlerin nach.
    Dann sah er, wie sie am Ende des fast mannshohen Schachtes erneut an einem Gitter stand, durch das sie neugierig nach unten blickte.
    Er drückte sich in eine Nische und beobachtete, wie es Myra gelang, auch diese vergitterte Tür zu öffnen.
    Sie hat die Kraft einer Heldin und die Entschlossenheit einer Bärenmutter, bewunderte Stephen das Mädchen.
    Als er am geöffneten Gitter ankam, sah er, daß Myra, die nach unten gesprungen sein mußte, auf einem Metallgitter stand, vorsichtig von Balken zu Balken balancierend, um nicht in den Heizraum nach unten zu stürzen. Von links und rechts und von oben mündeten die Schächte in diesen Teil des Turms, der offenbar als Wärmeverteiler gedient hatte.
    Mit ihrer Lampe leuchtete Myra in jeden der Schächte, bis sie an der Decke das fand, wonach sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher