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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab
Autoren: Alisha Bionda
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wachte der wuchtige Kirchturm, der nun, durch einen lichten Moment am Himmel vom Mondlicht beschienen, einen langen Schatten über die alten Gräber warf. Eine Gestalt versperrte mir, als sei sie aus dem Boden gewachsen, den Weg.
    „Was wollen Sie um diese Zeit auf dem Friedhof, Sir?“ Der Friedhofswärter hob seine abblendbare Funzel, um mir ins Gesicht zu leuchten und inspizierte mich mit wachem Blick.
    „Verzeihung, Sir. Ich folge einer Dame, die gerade vor mir auf diesem Weg schritt.“
    „Da müssen Sie in Zukunft aber besser Acht geben!“, ermahnte er mich und zog sich seinen Schnurrbart ab. 
    Holmes! 
    Ich lachte. Wieder einmal war ich Opfer seiner perfekten Tarnungen geworden. Ich begrüßte ihn freudig und warnte ihn sogleich. „Sie ist in großer Gefahr, Holmes. Ich habe einen Geist, ich vermute der ihres Vaters, zu ihr sprechen hören. Dann hat sie sich auf den Weg hierhin gemacht.“ 
    Holmes’ Lachfältchen um die Augen waren verräterisch. „Der Geist, von dem Sie reden, ist in dem Mausoleum des alten Carter eingesperrt und Lestrade kümmert sich um ihn. Er ist aus Fleisch und Blut und hört in menschlicher Gesellschaft auf den Namen Sir Arnold. Ich ließ Lestrade im Mausoleum eine Falle stellen, denn ich war mir sicher, dass der Täter noch diese Nacht zuschlagen würde. Ich denke, für die grobe Arbeit hat Sir Arnold skrupellose Handlanger beschäftigt, wie zum Beispiel jene zwielichtige Gestalt, die Ihnen und Lady Carter mit Hilfe eines Phonographen glauben machen wollte, den Geist des verstorbenen Sir Carters zu hören. Ebenso waren die so genannten Séancen nur gut getarnte physikalische Phänomene. Ich wusste, dass Sir Arnold auf diesem Gebiet einige Befähigungen aufweist, mit denen er seine kriminellen Pläne umsetzen konnte, schließlich habe ich ihn selbst auf einem Vortrag des Emil Berliner über Oszillatoren in der Akustik getroffen. Daher die verfremdeten oder ähnlichen Stimmen, denen es nur an dem nötigen Wissen fehlte, wie die nicht existierende Cousine bezeugt.“ 
    „Und das Motiv?“, wollte ich wissen.
    „Banal und irdisch, Watson. Der alte Carter und Sir Arnold waren Immobilienbesitzer. Einen Straßenzug teilten sie sich, den Sir Arnold nach und nach aufkaufte, weil er sich durch eine anstehende Aufwertung des Quartiers einen großen Gewinn erhoffte. Er ging dabei strategisch vor, indem er alle Besitzer wegen eines Verkaufs ansprach und deren Ablehnungen scheinbar akzeptierte. Er versammelte sie alle unter dem Vorwand an einen Tisch, als Gesellschafter das Zusammenleben der Mieter verbessern zu wollen. So entstand dieser Zirkel durch geheuchelte gemeinsame Interessen und diente nur dem Ziel, allen Opfern das drohende Schicksal aus dem Jenseits einzureden. Dr. Lloyd war das erste Opfer. Lady Carter wäre das nächste gewesen. Wollen wir zu ihr gehen, Watson?“ 
    Ich nickte und wir schritten an den Gräbern entlang, die nun lange nicht mehr so bedrohlich wirkten, wie noch vor einigen Minuten. Wir steuerten auf ein Mausoleum zu, wo sich Lestrade mit dem gefesselten Sir Arnold, einer sowohl glücklichen wie auch wütenden Lady Carter und einigen weiteren Polizisten befand.
    „Und wie hätte Liliths Kuss ausgesehen?“, wollte ich wissen. Holmes schlug sich mit Hand an die Stirn und rief Lestrade zu: „Nicht öffnen! Es befindet sich eine Giftschlange in der Tasche, ich vermute  eine Mamba! Um Ihre Frage zu beantworten, Watson, weil Lilith in der Mythologie und Religion der Schlange gleichgesetzt wird.“ Lestrade ließ einen Koffer wie ein heißes Stück Eisen fallen.
    „Holmes!“, empörte er sich und fast wäre ich auf das Schauspiel meines Freundes hereingefallen.
    „Wissen Sie, Watson, ich könnte jetzt noch gut einen kleinen Happen zu mir nehmen. Was meinen Sie?“

Ramón Scapari 
    studierte Archäologie und Kunstgeschichte in der Schweiz. Nach der Teilnahme an archäologischen Projekten in Italien, Frankreich und Syrien, arbeitet er seit 2011 in China; schreibt Kurzgeschichten, malt Bilder und müht sich mit einer der mühsamsten Sprachen dieser Welt ab.

DIE BRENNENDE BRÜCKE
    Ramón Scapari

    Irgendwann im Spätherbst 1895 saß ich wieder einmal mit meinem Freund Sherlock Holmes in einer angenehm warmen Kabine auf der Fähre von Dover nach Calais und genoss mein wohlverdientes Frühstück. Der Himmel war noch nachtschwarz, und er würde dieser Tage auch nicht viel heller werden, denn die Wolken hingen tief. Es regnete und die graue See brach sich
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