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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab
Autoren: Alisha Bionda
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zur Beobachtung des Hauseingangs von Lady Carter fand. Aus einer schattigen Nische konnte ich die Front des Gebäudes überwachen und in den Garten lauschen. Wagte ich mich ein Stück vor, konnte ich durch einen Spalt im Mauerwerk sogar in den Garten spähen, lediglich die Dunkelheit ließ mich wenig erkennen. Eine gute Zeit mag ich dort gestanden haben, die letzten Heimkehrer eilten nach Hause, die Gaslaternenanzünder kamen die Straße entlang, befreiten fahle Lichtinseln, die in die Schatten vordrangen, und nur noch vereinzelnd hörte man das Rattern der Kutschenräder aus den Gassen hallen.
    Mir schlichen Kälte und Müdigkeit in die Glieder, und ich wünschte mir allmählich meinen Freund Holmes mit Neuigkeiten herbei. Irgendwo hörte ich das Fauchen einer Katze, ein sich öffnendes Fenster, dann war wieder Stille. Ich zog meinen Mantel fester um mich und bereute, keinen Schal mitgenommen zu haben. Plötzlich drang eine Stimme an mein Ohr, verzerrt und unheimlich.
    „… dein Vater“, wehte sie an mich heran und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich stürzte ohne Bedacht zur Lücke in der Mauer und spähte in den Garten. Tatsächlich, das Fenster von Lady Carter stand offen und von dort vernahm ich dieses unirdische Wispern. „Du musst mir folgen. Komm. Hier ist es so kalt und einsam.“ 
    Ich konnte bei allen Anstrengungen nichts erkennen. Der flackernde Schein einer Kerze drang aus Lady Carters Fenster, aber er illuminierte nicht den Garten, in dem einige Bäume das manchmal die Wolken durchdringende Mondlicht verschluckten. Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu versuchen, die Mauer zu erklimmen, um in den Garten zu gelangen. Ich zog mich an der Mauer hoch, legte mich auf den Bauch und lauschte. Der Wind fegte böig durch die kahlen Äste, ansonsten konnte ich nichts vernehmen. Ich hangelte mich langsam auf der anderen Seite hinab, ließ mich fallen und erschrak, da es einen erheblichen Teil tiefer hinabging als zur Straßenseite. Ich knickte um und schlug auf dem feuchten Boden auf. Irgendwo im Zwielicht der Häuser fauchte erneut die Katze auf und ein Fenster wurde geschlossen. Ich stand auf und spürte, dass ich die Folgen meines Sturzes unterschätzt hatte, sofort schossen Schmerzen in den Knöchel und ich musste mich abstützen. Ich lauschte und spähte, aber im durchbrechenden Mondlicht erkannte ich nur anhand der Lichtreflexionen, dass Lady Carters Fenster geschlossen worden war. Es schepperte plötzlich am anderen Ende des weitläufigen Gartens, als sei jemand gegen mehrere Eimer oder Töpfe gelaufen, doch viel schlimmer wog das Geräusch einer zufallenden schweren Tür von jenseits der Mauer. Es konnte nur die Haustür Lady Carters gewesen sein und ich befürchtete, dass die junge Dame – durch die Geisterstimme beunruhigt und aufgeschreckt – kopflos durch die Nacht laufen und sich in Gefahr begeben würde. Ich musste über die Mauer zurück. Mit ausgestreckten Armen tastete ich mich durch die Dunkelheit und wurde nach wenigen Augenblicken fündig. Eine Schubkarre. Ich lehnte sie an die Mauer und zog mich hoch. Auf der Mauerkrone angelangt sah ich gerade noch Lady Carter zu Fuß eilends um die Ecke der Whiplestreet biegen. Ich unterließ es, sie zu rufen, zu groß war die Entfernung und mein Handicap hinderte mich. Die Gefahr bestand, sie durch mein Rufen so in Panik zu versetzen, dass sie davonlief. Ich ließ mich fallen und rannte ihr humpelnd nach. Ich gestehe, ich ging von einer übernatürlichen Gefahr aus, kein Zweifel bestand beim Klang dieser fremdartigen Stimme, dennoch fühlte ich mich mit meiner Pistole in der Hand sicherer, sodass ich sie im Laufen hervorholte. Um die Ecke herum sah ich Lady Carter in die St. Saviours Street laufen und ich bemerkte, dass ich nur wenig aufgeholt hatte. Ich weiß nicht, was ich alles in diesem Moment dachte, ich hoffte nur, dass ich sie rechtzeitig einholte, um die drohende Gefahr, vor der Holmes mich gewarnt hatte, abzuwenden. Ich eilte ihr nach und sah, wie sie die Straße zum Friedhof überquerte und durch das Osttor zum St. Saviours schritt. Das Tor quietschte verräterisch unter meiner Hand, ich erschauderte. Wohin wollte Lady Carter? Was trieb sie an, entgegen meiner Warnung ihre Wohnung zu verlassen und allein diesen Friedhof zu betreten? Ich hatte nur eine Vermutung: Hier war ihr Vater beigesetzt worden und der Geist des Verstorbenen hatte sie zu sich gerufen. Ich lief ihr zwischen den Grabsteinen nach. Über den alten Friedhof
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