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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab
Autoren: Alisha Bionda
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Ufer entlanggetrieben. Sehen Sie die auffällig starken Wunden an seiner Stirn und an den Handrücken? Das resultiert von dem Treibverhalten einer Wasserleiche. Seine geschützten aber gefährdeten Stellen, wie seine Knie und Füße, sind vollständig unversehrt, was auf eine entsprechende Kleidung schließen lässt. Es zeigt und beweist auch, dass Ihr Mann eine längere Reise hinter sich hat. Aber suchen Sie nicht zu weit weg, da die Themse eher gemächlich fließt. In Hampton Court gibt es noch praktizierende Flussfischer, sicher wird er dort vermisst werden“, schloss Holmes seinen Bericht. 
    Dr. Carpenter sah ihn und den Leichnam eine Zeitlang abwechselnd an, wusch sich die Hände in einer Metallwanne und trocknete sie mit einem kleinen Handtuch.
    „Folgen Sie mir“, forderte er uns auf und schritt an uns vorbei in den Gang. Er hielt auf ein bestimmtes Schubfach zu und zog es heraus. 
    „Dr. Lloyds Körper.“ Dr. Carpenter tippte den Leichnam an.
    „Dr. Lloyds Kopf.“ Dr. Carpenter hielt den Kopf am Schopfe hoch. 
    Holmes trat näher, inspizierte die offene Wunde am Hals und schlug das Tuch zur Seite, welches den Leichnam verbarg. „Watson, was meinen Sie?“ Ich holte mein medizinisches Besteck und eine Lupe hervor, sah mir erst die Wundränder und dann den kopflosen Körper genauer an. Holmes trat zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Also“, begann ich, „die Wundränder sind ausgefranst, kein glatter Schnitt, es sieht vielmehr danach aus, als sei der Kopf vom Rumpf gequetscht worden. Die dritte und vierte Halswirbelsäule ist zerquetscht oder fehlt gänzlich. Diese Wunde kann dadurch verursacht worden sein, dass eine schwere Kutsche über den Hals des Opfers gefahren ist.“ Ich widmete mich nun dem Rumpf. „Aber dafür, dass Dr. Lloyd von einer Kutsche überfahren wurde, weist er erstaunlich wenige Sekundärwunden auf, die auch entstanden wären. Schürf- und Risswunden, Prellungen.“ 
    Holmes stieß die Luft aus. „Genau, Watson, wunderbar. Und nach Zeugenaussagen wurde ein Vierspänner beobachtet. Sagen Sie mir, ob ein Vierspänner mit so einer Räderbreite …“, er zeigte mit seinem Daumen und Zeigefinger eine Distanz von etwa viereinhalb Zentimeter an, „… diese Wunde verursacht haben kann.“
    „Nein“, urteilte ich. „Dann hätte mindestens ein weiterer Halswirbel eine Fraktur erlitten.“
    „Sehr gut, Watson. Außerdem wundert mich, dass jemandem, der sich auf der Flucht vor einer Kutsche befindet, ausschließlich der Kopf abgefahren wird. Die natürlichste Reaktion, so sollte man annehmen, wäre ein beherzter Sprung zur Seite gewesen. Die Breite der Gasse hätte dies zugelassen. Dann wären an erster Stelle die Beine in Mitleidenschaft gezogen worden.“ Holmes wandte sich an Dr. Carpenter. „Wir haben alles, was wir brauchen. Vielen Dank.“ Er neigte kurz den Kopf und verschwand mit eiligen Schritten den Gang hinunter. Ich folgte ihm und kann versichern, dass mir der Anblick des verdutzten Rechtsmediziners bis heute in guter Erinnerung geblieben ist, wiewohl ich zu seiner Verteidigung gestehen muss, dass Fehlurteile in der Rechtsmedizin keine Seltenheit und den Arbeitsumständen geschuldet waren.

    Unter der Ulme, einer Gaslaterne zugewandt, besprachen wir im stärker aufkommenden Wind unsere nächsten Schritte. 
    „Watson, wir müssen erkennen, wie viele Züge unser Gegner vorausplant, wir müssen ihn einkreisen. Deswegen ist es unabdingbar, dass wir uns trennen. Denken Sie daran, Lady Carter und auch Sie, mein Freund, befinden sich in großer Gefahr.“ Holmes reichte mir die Hand zum Abschied und verschwand im Schatten der Krankenhausmauer. 

    Ich holte Lady Carter aus der Teestube ab und orderte eine Kutsche herbei. Auf dem Weg zu dem Gefährt sah ich mich mehrmals nach Verfolgern um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Die Maisonette-Wohnung untersuchte ich genauestens und bat das bei ihr wohnende Personal, einen älteren Koch und eine Haushälterin, um Aufmerksamkeit in den nächsten Stunden oder gar Tagen. Nach meiner Wahrnehmung litten sie ebenso sehr wie Lady Carter unter dem angedrohten Schicksal. Sämtliche Zimmer schienen mir sicher. Ich verabschiedete mich von Lady Carter mit der Bitte, diese Nacht nicht mehr das Haus zu verlassen. Anschließend nahm ich eine Droschke, mit der ich an der nächsten Kreuzung um die Ecke bog, dort ausstieg und die Straße im Schatten der Hauseingänge soweit zurückschlich, bis ich ein gutes Versteck
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