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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied
Autoren: Lisa Papademetriou
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erstickte und verschlang. Es wich zurück und hob seine abscheulichen Kiefer.
    Dann stürzte es vorwärts und Zoe spürte eine beißende Kälte, als das Ding sie durchdrang.
    Gleichzeitig spürte sie, wie ein lähmender Nebel sich in ihr ausbreitete und über ihren Verstand legte.
    Sie sah, wie Asia auf sie zustürzte. Hinter ihr kam Will angerannt. Doch Zoe sah sie wie durch das falsche Ende eines Fernrohrs – sie erschienen klein und weit entfernt. Zoes Ohren waren voller Wachs. Sie konnte nicht richtig hören – alles klang gedämpft. Sie fühlte sich so schwer, als hätte man sie in Bronze getaucht. Sie wusste, dass sie sich bewegte, aber sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Es war Circe, die sie jetzt steuerte.
    Asia umklammerte Zoes Arme, aber Zoe fühlte nichts, als Asia sie zum Wassertrog zerrte. Sie wird mich ertränken, erkannte Zoe. Sie wird uns beide töten – Circe und mich.
    Doch dann war Will da. Er zog an Asia, versuchte, Zoe aus ihrer Umklammerung zu reißen, aber die Sirene ließ sich nicht aufhalten. Asia versetzte ihm einen heftigen Schlag gegen die Brust, sodass er rücklings zu Boden fiel. Zoe nahm vollkommen emotionslos zur Kenntnis, dass Asia sich in ihr Haar gekrallt hatte, es zurückriss, um sie kopfüber in den Wassertrog zu tauchen.
    Aber Circe war nicht bereit, das zuzulassen. Zoes Körper wand sich aus Asias Griff, dann schleuderte er die Sirene von sich, sodass sie über das Gras flog wie ein Stein, der übers Wasser geflippt wurde.
    Zoe konnte Circes Euphorie spüren, den Kick, den ihr die Eroberung gab. Zoe war machtlos.
    Sie war machtlos und sie wurde immer schwächer. Sekunde um Sekunde konnte sie ihr Selbstempfinden schwinden fühlen. Will erhob sich taumelnd, als sich Zoes Gesichtsfeld verengte und zu einem winzigen Punkt zusammenschrumpfte.
    Der Moment verstrich.
    Unter Aufbietung all ihrer Kräfte streckte Zoe ihren Geist aus und mit einem Mal fühlte sie ein Licht in sich aufflammen, hell genug, um die Dunkelheit des Universums zu durchdringen wie ein Stern. Zuckende Blitze erhellten die Felder der Archers. Das Feuer in Zoe war heiß genug, um ganze Städte zum Schmelzen zu bringen, hell genug, um die Nacht zum Tag zu machen. Sie spürte, wie ihr Fleisch von ihr abfiel. Zoe fühlte den Schmerz und fühlte ihn doch nicht. Sie wusste es, doch es war ihr egal. Sie würde jetzt sterben, das wusste sie.
    Sie würde sterben, und mit ihr Circe.
    All das ging ihr durch den Kopf, als ihr Körper in Flammen aufging. Sie brannte, das wusste sie, und der Schatten in ihr weidete sich an ihrer neu gewonnenen Stärke. Doch Zoe brannte nur immer weiter, immer heller. Und die silbernen Sterne über ihr wurden größer und schienen näher zu kommen, und Zoe spürte, wie sie strahlend hell zu glühen begann. Ihr Widerschein erhellte das Feld, bis der Boden zu ihren Füßen so weiß wie Knochen leuchtete.
    Da begann Circe zu kreischen und sie schien zu schrumpfen, und die Sterne schienen sich nach Zoes Feuer zu strecken. Sie flogen auf sie zu wie silberner Regen, wie in der Nacht des Meteoritenschauers.
    Zoe brannte immer weiter, und sie schrie vor Schmerzen, doch das Feuer verzehrte sie nicht. Sie wandte ihr Gesicht zum Himmel, ließ ihre Stimme nach oben steigen, und mit einem Mal erschien eine silberne Wolke inmitten des Sternenregens. Circe heulte die Wolke an, doch diese wuchs, und Zoe glaubte, darin Gesichter zu sehen – Tims Gesicht und noch weitere. Instinktiv erkannte sie, dass dies die Toten waren. Tim führte sie an, zog sie voran durch die Kluft zwischen den Welten und auf Circe zu. Circe schrie, als sie hinablangten und an Zoe zerrten.
    Sie zerrten an ihrem Körper, doch sie spürte es nicht. Sie rissen an ihr und durchdrangen sie, griffen nach ihrem Inneren, nach dem Schatten, der sich ihrer bemächtigt hatte. Circe wehrte sich – die Schattenwolke klammerte sich verzweifelt an Zoe, doch die Arme ließen nicht locker und schließlich zogen sie Circe hervor, hinauf in ihre Wolke. Ihr silbernes Strahlen löschte den Schatten aus, verschlang ihn, dann zerrte und heulte der Wind mit solcher Kraft, dass Zoe das Gefühl hatte, ihr werde die Seele aus dem Körper gerissen. Die Luft fachte das Feuer nur noch an.
    Weit entfernt hörte sie Wills Stimme etwas schreien; ein Wort, das sie kannte, aber nicht zuordnen konnte. Zoe brannte und brannte, und nur langsam spürte sie, wie das Licht um sie verblasste und die Sterne wieder ihre normale Größe annahmen und an den Himmel
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