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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied
Autoren: Lisa Papademetriou
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schwachen, nebelverhangenen Licht der Straßenlaterne konnte Zoe ihr Zögern sehen. Sie starrte Will an, der bleich und mitgenommen aussah. Die Nebeltröpfchen glänzten auf seiner Haut wie Fieber. Es war deutlich, dass Mafer nicht weitersprechen würde – nicht, solange Will es nicht wollte.
    Zoe drehte sich zu ihm um. »Was ist es?«
    »Ich weiß es nicht.« Wills Stimme war nur ein Flüstern.
    »Nicht?« Mafer sah ihn durchdringend an und Will wand sich, als bereite ihr Blick ihm körperliche Schmerzen.
    »Weißt du es denn?«, fragte Zoe herausfordernd, während sie sich wieder Mafer zuwandte.
    Mafer musterte jedoch weiter Will.
    »Hör auf, ihn anzustarren«, blaffte Zoe. Sie war froh, dass Kirk ihr vorgeschlagen hatte, mit Mafer zu reden, denn es war eindeutig, dass Mafer Bescheid wusste. Sie wusste etwas, von dem Will nicht wollte, dass sie es wusste, und das machte Zoe rasend.
    Schließlich schien Mafer zu einer Entscheidung zu gelangen. »Zoe –«
    »Stopp«, sagte Will und hob die Hand, doch Mafer ignorierte ihn.
    »Der Geist, die Präsenz, die versucht, dich zu beschützen …«
    Schlagartig wusste Zoe, wer es war, als hätte Mafer es ihr ohne Worte übermittelt, und eine neue Art von Entsetzen erfüllte sie. »Sag es nicht«, flüsterte sie. Sie blickte zu Will hinüber. Er hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und stand vornübergebeugt wie ein Zweig in einem unbarmherzigen Sturm.
    »Zoe, es ist Wills Bruder.«
    »Nein.«
    »Es ist Tim.«

Kapitel 20
    Aus der Shelter Bay Gazette
    Polizei auf wilder Verfolgungsjagd
     
    In der vergangenen Nacht lieferte sich ein unbekannter Fahrer auf einem Teilstück der Route 27 eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei von Shelter Bay mit Geschwindigkeiten von bis zu 180 km/h. Bei dem Wagen handelte es sich um einen 2007er Nissan, der nur wenige Stunden zuvor von Samantha Munch als gestohlen gemeldet worden war. Nach einer Verfolgungsjagd über mehr als fünfundzwanzig Kilometer geriet der Wagen bei einem Spurwechsel außer Kontrolle und prallte gegen einen Baum. Als die Polizisten an der Unfallstelle ankamen, hatte der Fahrer allem Anschein nach bereits die Flucht ergriffen. »Ich weiß nicht, wie er an uns vorbeigekommen ist«, sagte Polizeiwachtmeister Bradley Vincent. »Aber da draußen war es stockfinster.«
    Die Polizei untersucht zurzeit einen Teilabdruck, der am Unfallort gefunden wurde ….
     
    Will nahm die Flöte aus der untersten Schublade und wog sie in seinen Händen. Sie war leicht wie ein Lufthauch. Er steckte das Instrument in die Innentasche seiner Jacke, dann schob er die Schreibtischschublade zu und ging zur Tür.
    Johnny war in der Küche, als Will unten ankam. Johnnys blasse Haut spannte über seinen Gesichtsknochen. Er sah angespannt aus, wie eine seiner Gitarrensaiten. Er hatte die Nachricht von Zoes letztem Unfall nicht gut aufgenommen und beim Anblick der dunklen Ringe unter seinen Augen fragte sich Will, ob er überhaupt geschlafen hatte.
    Johnny sagte nichts, sondern verzog lediglich das Gesicht zu einem halbherzigen Lächeln, das mehr nach Reflex denn nach einer Begrüßung aussah, und nahm einen langen Zug aus seiner Kaffeetasse.
    »Nicht geschlafen?«, fragte Will.
    Johnny schüttelte den Kopf. »Ist nicht ganz einfach – in Tims Zimmer.« Er rutschte auf seinem Stuhl herum und das Holz quietschte unter ihm.
    Will antwortete nicht. Stattdessen griff er nach einem der Blaubeermuffins, die seine Mutter auf einem Teller hatte stehen lassen, und biss hinein.
    »Man sieht das Meer von da oben«, fuhr Johnny fort. »Manchmal glaube ich sogar, dass ich es hören kann.« Er sah Will an. »Es ist merkwürdig, wie die Zeit vergeht. Die Wellen ziehen vorbei, eine Minute folgt auf die andere. Die Tage häufen sich und es fällt dir nicht mal auf. Und dann, eines Tages, kann alles vorbei sein.« Er legte die Hände um seine Kaffeetasse.
    »Zoe geht’s gut«, sagte Will.
    Johnny sah ihn an. In seinen dunklen Augen stand der Zweifel. »Ich weiß, du willst sie beschützen, Will. Genau wie ich. Aber …« Er starrte auf seinen Kaffee hinunter. »Man kann niemanden beschützen.«
    »Das stimmt nicht.« Johnny sah auf, als sich Wills Stimme überschlug, aber das war Will egal. Er zitterte, denn in ihm loderte der Zorn regelrecht. Das war die Einstellung, die er am meisten hasste. »Und selbst, wenn es doch stimmen sollte«, fuhr er fort, »hält mich das nicht davon ab, es zumindest zu versuchen.« Er ging zur Tür.
    »Will –«, rief Johnny,
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