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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied
Autoren: Lisa Papademetriou
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verstehst es jetzt.«
    Will rieb sich die Narbe, die über seine Stirn lief. »Ich weiß nicht.« Er konzentrierte sich darauf, einen Atemzug nach dem anderen zu machen. »Wie sollen wir Circe vernichten?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du lügst.«
    »Ich lüge nie.«
    »Dann sagst du zumindest nicht die ganze Wahrheit.«
    Asia seufzte. »Ich weiß nicht, wie man sie vernichten kann. Das Einzige, was ich euch sagen kann, ist, dass ihr sie vielleicht zurück ins Jenseits schicken könnt, indem ihr den Körper, dessen sie sich bemächtigt hat, vernichtet.«
    »So wie Kirk es versucht hat.«
    »Ja.«
    »Also müssen wir jemanden finden, der bereit ist, sich umzubringen.«
    Asia antwortete nicht.
    »Mann, Asia, du steckst ja wirklich voller guter Nachrichten, was?« Wills Stimme klang bitter. »Du findest immer wieder ein Bröckchen Herrlichkeit, das du an uns weitergeben kannst.«
    »Ich habe diese Dinge nicht erschaffen, Will. Sie sind, wie sie sind. Ich kann sie nicht ändern.«
    Will versuchte, etwas zu sagen, aber Tränen nahmen ihm die Sicht und erstickten seine Stimme. »Irgendjemand wird jetzt sterben müssen«, würgte er hervor.
    »Das weiß ich nicht.« Asia nahm wieder seine Hand. »Vielleicht gibt es auch einen anderen Weg. Ich weiß es nur einfach nicht, Will.«
    »Kann Tim helfen, Zoe zu beschützen?«
    »Das hat er schon, denke ich«, antwortete Asia. »Er kann sie sehen, wenn wir es nicht können. Aber ich weiß nicht, was er sonst noch tun kann. Er existiert nicht in dieser Welt.«
    »Verdammt noch mal.« Will schluchzte auf und Asia drückte seine Finger.
    »Ich wünschte, ich hätte etwas, womit ich dich trösten kann«, sagte sie.
    Will rieb sich über die Wangen, um die Tränen wegzuwischen. Etwas, um ihn zu trösten. Etwas, woran er sich klammern konnte. Stattdessen war da nur unabwendbares Leid und der sichere Tod. Denn eines wusste Will – nie im Leben würde er dieses Ding in Zoes Nähe lassen. Lieber würde er sterben. Er würde sterben und das Ding zur Hölle schicken, wo es hingehörte. Da gab es also schon mal keinen Trost. Aber wenigstens musste er diesem Ding nicht alleine gegenübertreten. Will holte tief Luft. Bei diesem Gedanken spürte er zumindest ein kleines bisschen Trost und Dankbarkeit. »Du bist hier«, sagte Will schließlich.
    »Ja«, sagte Asia. »Und sie wurde schon einmal ins Jenseits verbannt.«
    »Wie?«
    »Ich weiß nur, dass Kalypso Circes eigene Magie gegen sie verwandt hat. Aber ich weiß nicht, wie.«
    Will setzte sich und Asia setzte sich neben ihn. Beide sahen aufs Wasser hinaus. Über der dunklen Oberfläche war die Luft still und grau. Sein Bruder war irgendwo dort draußen. Er verstand nun, was Tim die ganze Zeit von ihm gewollt hatte. Er hatte gewollt, dass Zoe von ihren Fähigkeiten erfuhr, vielleicht, damit sie sie benutzen konnte. Aber Will hatte ihr nichts gesagt. Indem er versucht hatte, sie zu beschützen, hatte er möglicherweise mehr Schaden angerichtet als Gutes getan.
    »Was sollen wir nächstes Mal machen?«, fragte Will. »Könnte sie – könnte Zoe irgendwohin gehen? Sich verstecken?«
    Asia strich mit langen, bleichen Fingern über den steinigen Sand unter ihnen. »Ich kann dir sagen, dass Angst euer Feind ist«, antwortete sie. »Weglaufen ist keine Lösung. Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu beenden – Zoe muss sich Circe stellen. Und ich weiß nicht, wie das ausgehen wird.«
    Will musterte ihr Profil, plötzlich misstrauisch geworden. Asias schwarzes Haar floss über ihren Rücken; ihre leuchtend grünen Augen blickten aufs Meer hinaus. Er reagierte beinahe körperlich auf die Erinnerung, dass sie einst geschickt worden war, um Zoe zu töten. Sie hatte Zoe an Kalypso ausliefern sollen. Was, wenn es nun wieder darum ging? Was, wenn sie ihre Entscheidung, Zoe nicht getötet zu haben, bereute?
    In dem Moment sah Asia ihn an. Ihre kühlen grünen Augen durchbohrten ihn wie ein Pfeil. Er wollte ihr vertrauen, aber zugleich fürchtete er sie. Gerade eben noch war er dankbar für ihre Hilfe gewesen. Jetzt war er sich nicht sicher, ob er sie annehmen konnte.
    Ich kann niemandem vertrauen, wenn es darum geht, Zoe zu helfen, erkannte er. Alle anderen haben ihre eigenen Absichten. Will wusste nicht, ob er Zoe beschützen konnte, aber er war sich sicher, dass er niemals zulassen würde, dass ihr etwas geschah. Wenn es sein muss, werde ich sterben, um sie zu beschützen, schwor er sich, und der Gedanke an den Tod machte ihm nicht mehr die geringste
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