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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied
Autoren: Lisa Papademetriou
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unerschrocken und Zoe spürte den vertrauten Abfall der Temperaturen, der sich jedes Mal ereignete, wenn sie sich der Sirene näherte.
    »Lass uns allein, Will«, sagte Asia.
    »Was? Nein.«
    Zoe drehte sich zu ihm um. »Bitte, Will.« Doch er schüttelte nur den Kopf. Sie seufzte. Damit hätte ich rechnen sollen, dachte sie. Sie wusste, es war hoffnungslos – sie würde ihn nie im Leben dazu bringen, sie allein zu lassen. Aber das spielte wohl auch keine Rolle. Was sie Asia zu sagen hatte, konnte sie ihr genauso gut vor Will sagen. »Warum bist du hier, Asia?«, fragte Zoe forsch.
    »Um dir zu helfen.«
    »Wirklich?« Zoe blickte zu Will, der sie stirnrunzelnd ansah. Er schüttelte unmerklich den Kopf, als wolle er sie warnen. Doch Zoe ignorierte ihn. »Warum sollte ich dir trauen?«
    Daraufhin lächelte Asia leise. »Tust du das denn nicht?«
    »Nein.«
    »Das ist klug.«
    Zoe fühlte, wie sich ihr Herz verkrampfte. Um sie herum breitete sich die Dunkelheit aus. »Soll das heißen, dass ich dir nicht vertrauen sollte?«
    »Das soll heißen, dass du niemandem vertrauen solltest, Zoe.«
    »Zoe –«, setzte Will an, aber ein undefinierbarer Ausdruck legte sich auf Asias Gesicht. Zoe wappnete sich gerade noch rechtzeitig – mit blitzartigen Bewegungen sprang Asia auf Zoe zu und ließ einen urzeitlichen Schrei los.
    Zoe wollte Asia abwehren und eine Flamme loderte aus ihren Fingern. Doch Asia zielte nicht auf Zoe. Stattdessen krachte die Sirene in eine menschliche Gestalt, die gerade durch die Tür gekommen war, und riss sie von der Treppe und zu Boden.
    Asias gequälter Schrei klingelte Zoe in den Ohren, und einen Moment später schoss der Schmerz durch ihren eigenen Arm. Etwas Silbernes blitzte in der beinahe vollständigen Dunkelheit auf. Ihr Verstand benötigte einige Sekunden, um zu verarbeiten, was da gerade geschah. Mafer und Asia rangen auf dem Boden miteinander. Mafer hatte ein Messer in der Hand; ihre Augen leuchteten golden.
    Zoe war schon auf dem Weg zu ihnen, als die Erkenntnis sie erstarren ließ. Nicht Asia war von Circe besessen – Mafer war es.
    Will schrie auf, als Asia Mafer das Messer aus der Hand rang. Es rutschte klirrend davon und Will rannte los, um es aufzuheben. Asia schlang einen Arm um Mafers Hals und drückte ihr die Kehle zu.
    »Hör auf!«, schrie Zoe. »Asia, hör auf!«
    Aber Asia hörte sie nicht, oder wollte sie vielleicht auch nicht hören. Sie bohrte ein Knie in Mafers Rücken und kniete sich dann mit beiden Beinen auf sie, und Zoe sah zu, wie Mafers Gesicht langsam blau wurde. Wenn sie nichts unternahm, war ihre Freundin in wenigen Augenblicken tot.
    Ein Blitz flammte über den Himmel wie ein gezacktes Band, als Zoe sich auf Asia warf. Die Sirene schüttelte sie ab, aber Zoe warf sich erneut auf sie. Ein Blitz schlug in der Nähe ein und erhellte den wolkenlosen Himmel für den Bruchteil einer Sekunde. Zoe zerrte an Asia, bis der Arm der Sirene von Mafers Hals abrutschte.
    Mafer rang keuchend nach Luft, dann riss sie den Mund auf. Dunkler Nebel, dick und ölig wie Kohlenqualm, strömte gleichmäßig zwischen ihren Lippen hervor. Er blieb für einen Moment dort hängen. Dann krachte etwas gegen Zoe. Sie drehte und wand sich, versuchte, das Ding zu packen zu kriegen, aber es glitt ihr durch die Finger wie ein Schatten.
    Es hat jetzt seine eigene Gestalt, erkannte Zoe. Im Mondlicht sah sie etwas, das wie scharfe Zähne aussah, und die Kreatur stürzte sich auf sie und durchbohrte ihre Schulter.
    Zoe schrie vor Schmerzen.
    »Ich kann es nicht sehen!«, brüllte Will, als die Schattenwolke Zoe durch den Garten zerrte. Asia rannte hinterher, aber die Kreatur schleuderte sie weg.
    Zoe kämpfte, aber der Dunst war mächtig und sie konnte seine Begierde spüren – seine Begierde, Zoe zu ertränken, sie wie eine Kerze auszulöschen und Besitz von ihrem Körper zu ergreifen.
    Verzweifelt grub Zoe die Finger in den Boden und klammerte sich an die felsige Oberfläche. Doch mit einem gewaltigen Aufbäumen schleuderte der Dunst sie gegen einen Baum. Neben ihr war der Wassertrog, aus dem die Ziegen tranken.
    Schmerz schoss durch Zoes Körper, als sie sich aufrappelte. Die Schattenwolke landete lautlos neben ihr. Zoe rannte nach links, doch die Kreatur stürzte sich auf sie und drückte sie zu Boden.
    Zoe fühlte, wie das Feuer in ihr brannte wie Säure in ihren Venen, und ein strahlendes Licht strömte aus ihren Händen. Doch die Wolke dehnte sich aus und verdichtete sich, wobei sie das Licht
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