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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Autoren: Gail Parent
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entschieden hättest, wär dir das erspart geblieben.« Hämmre ruhig gegen meinen Sargdeckel, ich kann dich nicht mehr hören.
    Mit einem Kugelschreiber in der Hand und über meine Lacklederaktentasche gebeugt: Versicherungsnummer – 133–30–6165. Name – Sheila Lynn Levine. Letzter Arbeitsplatz – entfällt. Grund für den Arbeitsplatzwechsel (Sollte ich das leer lassen? Da ich keinen Arbeitsplatz hatte, gab es schließlich auch keinen Grund für mich, ihn zu wechseln). Ich kritzelte also: »Ich hatte noch keine Stelle«,strich es aber wieder aus (zu unordentlich). Sollte ich mir eine neue Karte geben lassen? Würde die Vorzimmerdame dann denken, ich wäre nicht gerade die Schlaueste? Wie kommen die Leute in den Jobagenturen eigentlich zu ihrem Job? Ist doch eine gute Frage? Karte bitte wenden. Berufliche Fähigkeiten? Sollte ich angeben, dass ich ein bisschen tippen kann? Wenn ich das schreibe, kriege ich vielleicht einen Job, bei dem ich dann tippen muss, und ich will nicht tippen. Ich möchte mit dem Helikopter Bilder einkaufen gehen. Berufliche Fähigkeiten – keine. (Sieht echt klasse aus, meine Karte, ich würde diese Sheila Levine vom Fleck weg anheuern. Nie gearbeitet. Keine besonderen Fähigkeiten. Bringt alles durcheinander.) Frage – Welche Art von Arbeit suchen Sie? Bingo! Ich suche eine »kreative Tätigkeit«. Letzte Frage. Ausbildung? Bingo! Hochschulabschluss, ihr Blödmänner.
    Ich setzte mich und wartete auf das Vorstellungsgespräch. Ich starrte auf die Wand und vermied jeden Augenkontakt mit den anderen, in der Hoffnung, dass der Job des Jahres nicht schon weg sein würde, bevor ich an die Reihe käme. Die Interviews wurden von einem Mann und einer Frau durchgeführt. Ich setzte meine ganze Hoffnung auf den Mann. Zu Frauen hab ich keinen guten Draht. Hatte ich noch nie. Die einzige Fünf in meiner ganzen Studienzeit wurde mir von einer Frau verpasst, zu der ich offensichtlich auch keinen guten Draht hatte. Der Nächste bitte? Ich war dran. Natürlich war’s die Frau. Komm schon, Sheila, es wird schon klappen, du kriegst nicht wieder eine Fünf. Die Frau winkte mich in ihr Büro. Kein richtiges Büro – solltenur so aussehen, eine von diesen abgeteilten Boxen. Sie forderte mich auf, Platz zu nehmen, und ich setzte mich.
    »Ich bin Sheila Levine. Ich hab die Annonce in der Jobbörse gesehen.« Ich kramte meine Papiere heraus und verstreute sie auf dem Schreibtisch dieser Dame. Sie würdigte mich keines Blickes. Sie studierte meine Karte. Ich wette, sie war beeindruckt. »Aha, hier ist es. Stud. weibl. patent. Gute BzAGENTUR NUR FÜR HOCHSCHULABSOLVENTEN, 555–7826, 44 West 45 … Sehen Sie, hier.« Sie blickte nicht auf. Die Kuh blickte einfach nicht auf und schaute mich an.
    Der Charmebolzen hatte einen Namen: Miss Burke. Miss Burke, wer, glauben Sie, fällt da noch drauf rein? Eigentlich heißen Sie Burkowitz, und Ihre Eltern haben Sie nach dem College wählen lassen: Nasen-OP oder Pelzmantel, und Sie wählten die Nasen-OP, stimmt’s, Miss Burke? Wusste doch jeder. Und Sie, Miss Burke, wussten Sie, was die Leute hinter Ihrem Rücken tuschelten: »Wenn das mal keine Nasen-OP ist!« Dumme Miss Burke, Sie hätte die Nase, die ihr vererbt wurde, hoch tragen sollen wie Barbra Streisand und Sheila Levine.
    Ich saß also in Miss Burkes winziger, unordentlicher Box mit den idiotischen Aschenbechern und den nicht sehr komischen Sprüchen an der Wand, wie zum Beispiel VORAUSPLANEN IST ALLES, und einem großen Poster, auf dem eine Mona Lisa maliziös zwinkerte. Bestimmt hatte sie in der obersten Schublade einen Bleistifthalter in Form eines Penis. Ungefähr zehn Minuten ließ sie mich warten, ohne mich auch nur ein einziges Mal anzusehen. Vielleichthatte ich ihre alte Nase. Endlich sagte sie etwas – verriet, dass sie in der Tat eine Burkowitz war. Auch ihre Henri-Bendel-Klamotten und ihre zehn Ringe von Sak’s änderten nichts daran – sie brauchte nur den Mund aufzumachen, und schon war es klar: East Flatbush. Miss Burke, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf – verkaufen Sie Ihre Ringe und nehmen Sie Sprechunterricht.
    »Können Sie tippen?«
    »Eigentlich suche ich keinen Job, bei dem ich tippen muss. Ich möchte was Kreatives machen. Ich bin auf diese Zeitungsannonce hin hierhergekommen – gesucht wird eine patente, junge Frau. Das bin ich, in Person, eine patente, junge Frau. Ha-ha-ha.« Noch heute würde ich viel dafür geben, wenn ich dieses schwachsinnige Ha-ha-ha rückgängig
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