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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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menschlich sind mit allen menschlichen Fehlern und Schwächen und manchmal noch einigen dazu … Regis war sich nicht ganz sicher, ob es sein eigener Gedanke war oder ob er ihn von Danilo empfangen hatte. Sie stiegen durch das große Labyrinth der Comyn-Burg hinunter und traten auf die in der ersten Nacht des Festes überfüllten Straßen hinaus.
    »Manchmal gehe ich zur Zeit des Festes maskiert«, gestand Regis.
    Danilo grinste. »Was! Und beraubst jedes Mädchen in der Stadt der Freuden hoffnungsloser Liebe?«
    Regis machte eine nervöse Geste – die Geste eines Fechters, der einen Treffer eingesteht. Danilo wusste, er hatte einen bloßliegenden Nerv berührt, hütete sich aber, das durch eine Entschuldigung noch schlimmer zu machen. Trotzdem empfing Regis den Gedanken: Der Regent drängt ihn zu heiraten, verdammter alter Tyrann! Mein Pflegevater versteht wenigstens, warum ich es nicht tue . Dann gelang es Danilo, seine Gedanken abzuschirmen. Sie gingen in die Wirtschaft nahe den Toren der Wachhalle.
    Der vordere Raum war gestopft voll mit jungen Kadetten. Ein paar der Jungen grüßten Regis, und er musste ein paar Worte mit ihnen wechseln. Aber schließlich gelangten sie in das ruhigere Hinterzimmer, wo die älteren Offiziere tranken. Selbst zu dieser Stunde lag der Raum im Halbdunkel. Einige der Männer nickten Regis und seinem Gefährten freundlich zu, widmeten sich aber sofort wieder ihren eigenen Angelegenheiten. Das war keine Unhöflichkeit, sondern ihre Art, dem Hastur-Erben das bisschen an Privatleben und Anonymität, das er in dieser Zeit haben konnte, nicht zu schmälern. Den Jungen im Vorderzimmer machte der Gedanke Spaß, dass sogar der mächtige Hastur-Lord durch Gesetz und Sitte gezwungen war, ihre Grüße zu erwidern und ihre Existenz zur Kenntnis zu nehmen. Doch diese Offiziere wussten von Regis’ Bürde und waren bereit, ihn in Ruhe zu lassen, wenn er es wünschte.
    Der Wirt, der ihn auch kannte, brachte seinen üblichen Wein, ohne zu fragen. »Was möchtest du trinken, Dani?«
    Danilo zuckte die Schultern. »Das, was er gebracht hat.«
    Regis begann zu protestieren, dann lachte er und goss Wein ein. Das Trinken war sowieso nur ein Vorwand. Er hob seinen einfachen Becher, nahm einen Schluck und bat: »Und nun erzähl mir alles, was du während deiner Abwesenheit erlebt hast. Das mit deinem Vater tut mir Leid, Dani. Ich mochte ihn gern und hoffte, ihn eines Tages in den Rat zu bringen. Hast du die ganze Zeit in den Hellers verbracht?«
    Stunden vergingen, während sie sich unterhielten. Der Wein stand halb vergessen zwischen ihnen. Schließlich hörten sie das Trommeln von der Wachhalle, das die Gardisten ins Quartier rief. Regis zuckte in die Höhe, dann lachte er, sich erinnernd, dass ihn das nichts mehr anging. Er setzte sich wieder.
    »Was für ein Soldat du geworden bist!«, neckte Danilo ihn.
    »Mir hat das Soldatenleben gefallen«, erwiderte Regis nach einer Pause. »Ich wusste immer genau, was von mir erwartet wurde, wer es erwartete und was ich diesbezüglich zu tun hatte. Wenn wir Krieg gehabt hätten, wäre es etwas anderes gewesen. Aber ich habe an nichts Gefährlicherem teilgenommen, als Aufruhr in den Straßen niederzuschlagen, Betrunkene, die Ärgernis gaben, ins Gewahrsam abzuführen, oder nachzuforschen, wenn in ein Haus eingebrochen worden war. Manchmal musste ich auch irgendwen dazu bringen, einen bissigen Hund anzubinden. Im letzten Jahr gab es einen Aufstand auf dem Marktplatz – also, das war wirklich komisch, Dani. Die Frau eines Viehtreibers hatte ihren Mann verlassen, weil sie ihn, wie sie sagte, in ihrem eigenen Bett mit ihrer eigenen Cousine erwischt hatte. Daraufhin schlich sie sich in seinen Pferch und brachte die Tiere zum Durchgehen, die er hatte verkaufen wollen. Auf dem ganzen Platz waren Stände umgeworfen und Geschirr zerbrochen … Zufällig war ich an dem Tag Offizier vom Dienst, also fing ich mir die Aufgabe ein. Einer der Kadetten beklagte sich, er habe sein Vaterhaus verlassen, um nicht mehr den ganzen Tag hinter Kühen herjagen zu müssen! Na, schließlich trieben wir sie wieder zusammen, und ich musste vor Gericht eine Zeugenaussage machen. Die Cortes belegten die Frau mit einer Geldstrafe von zwölf Reis für all den Schaden, den die Tiere angerichtet hatten, und der Mann musste die Strafe bezahlen. Er protestierte, er sei das Opfer gewesen, und seine Frau habe die Tiere losgelassen. Die Richterin – es war eine Entsagende – antwortete, das werde ihn
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