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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ist ein Mann, der seine Geister gebannt hat. Ich wollte, ich könnte meine ebenso bannen! Eine undeutliche Erinnerung stieg in ihm auf an eine Zeit, als er mehr als menschlich gewesen war und vom Mittelpunkt der Welt bis zum Himmel reichte, ungeheuerliche Macht in Händen haltend … und jetzt war er von neuem nichts weiter als menschlich und kam sich klein und hilflos vor, so eingeschlossen in ein einziges Gehirn und einen einzigen Schädel …
    »Ein Mann, der Darkover und Terra kennt«, sagte Regis leise, »Lewis-Kennard Montray-Alton von Armida, erster Abgeordneter von Cottman Vier, bekannt als Darkover, im Reichssenat.« Und Lew kam und verbeugte sich vor Lord Hastur.
    »Mit Eurer Erlaubnis, Sir, ich verlasse Darkover auf dem Schiff, das sich bei Sonnenuntergang zu den Sternen erhebt, zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter. Ich will Euch gern so lange dienen, bis Ihr das Volk von Darkover dazu erzogen habt, seine Vertreter selbst zu wählen …«
    Danvan Hastur reichte ihm die Hand. »Gern hätte ich Euren Vater auf diesem Posten gesehen, Dom Lewis. Das Volk von Darkover – und ich persönlich – haben allen Grund, den Altons dankbar zu sein.«
    Lew verbeugte sich. »Ich hoffe, es ist mir vergönnt, Euch gut zu dienen«, und Hastur antwortete: »Alle Götter mögen Euch segnen. Ich wünsche Euch eine gute Reise.« Regis ließ seinen Großvater im Gespräch mit Lawton allein – er war überzeugt, irgendwann würden sie Sympathie und Achtung füreinander empfinden, wenn sie es nicht bereits taten – und begleitete Lew ins Vorzimmer. Er umarmte ihn als Verwandten. »Wirst du zurückkommen, wenn deine Zeit vorbei ist, Lew? Wir brauchen dich auf Darkover …«
    Ein schmerzlicher Ausdruck überzog Lews Gesicht. »Ich glaube nicht. Da draußen – an der Grenze des Imperiums – liegen neue Welten. Ich … ich kann nicht zurückblicken.«
    Es hat hier zu viele Tote gegeben …
    Regis wollte ausrufen: »Warum willst du von neuem ins Exil gehen?« Doch er schluckte schwer und senkte den Kopf. Dann hob er ihn wieder. »Ich verstehe dich, Bredu . Und wohin du gehen magst, die Götter seien mit dir. Adelandeyo .«
    Er wusste, er würde Lew niemals wieder sehen, und sein Herz war bei dem Scheidenden, der jetzt das Zimmer verließ. Das Imperium ist sein und tausend Millionen Welten auf Welten.
    Aber meine Pflicht liegt hier. Ich bin – Hastur .
    Und das war genug. Beinahe.
    Als die rote Sonne hinter dem Bergpass versank, stand Regis mit Danilo auf einem Balkon, von dem aus sie zur terranischen Zone hinüberblicken konnten. Sie sahen zu, wie das große terranische Schiff sich in den Himmel erhob, den Sternen entgegen. Wohin ich niemals gelangen werde. Und er nimmt meine letzten Träume von Freiheit und Kraft mit …
    Willst du die Liebe zur Macht oder die Macht der Liebe?
    Und plötzlich erkannte er, dass er Lew nicht wirklich beneidete. Nie hatte ihn eine Frau geliebt, wie Lew geliebt wurde, das nicht. Aber Dyan hatte ihm sterbend eine andere Art der Liebe als Erbe hinterlassen. Plötzlich fiel ihm etwas ein, das er in seinen Jahren in St.-Valentin-im-Schnee gehört und halb vergessen hatte.
    »Dani, wie lautet dieser Spruch, den die C ristoferos haben … niemand hat größere Liebe …«
    Danilo antwortete im ältesten Dialekt der casta , den sie im Kloster gesprochen hatten:
    »Niemand hat größere Liebe, als wer sein Leben gibt für seine Freunde.«
    Dyan hatte sein Leben für sie alle hingegeben, und sein Tod hatte Regis eine neue Erkenntnis geschenkt: Liebe war Liebe, ganz gleich, woher und in welcher Form sie kam. Eines Tages mochte er eine Frau auf diese Weise lieben, aber sollte das nicht geschehen, würde er ohne Scham und Reue die Liebe annehmen, die sein war.
    »Ich will nicht König sein«, sagte er. »Ich bin Hastur, das ist genug.« Ein Echo hallte durch seine Gedanken, eine Erinnerung, die niemals mehr ganz an die Oberfläche steigen würde.
    Wer bist du?
    Hastur … Es war verschwunden wie eine sich glättende Welle in einem Teich. Regis sagte: »Ich werde viel Hilfe brauchen, Dani.«
    Und Danilo erklärte, immer noch in dem uralten Dialekt von Nevarsin: »Regis Hastur, ich bin dein Friedensmann im Leben und im Tod.«
    Regis wischte sich das Gesicht ab … Der Abendnebel kondensierte sich zu den ersten Regentropfen, aber auf seinen Augen fühlten sie sich warm an. »Komm«, bat er, »wir dürfen meinen Großvater nicht zu lange allein lassen, und wir müssen uns beraten, wie wir unsere Söhne
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