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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zu stehen und sich zu den Sternen zu sehnen. Meine Welt liegt hier . Er trat in das Vorzimmer der Hastur-Suite, gerade als einer der Diener auf der Suche nach ihm erschien.
    »Dom Danilo Syrtis, Erbe und Herr von Ardais«, meldete er, und Danilo kam herein, ein schlanker, hübscher junger Mann mit dunklen Haaren und Augen. Regis wollte ihn mit der offiziellen, unter Verwandten üblichen Umarmung begrüßen, sah jedoch über Danilos Schulter, dass der Diener den Raum verließ, und irgendwie verwandelte sich die förmliche Geste dazu, dass der eine Freund den anderen begeistert an sich drückte.
    »Dani! Ich freue mich so, dich zu sehen! Du kannst dir nicht vorstellen, wie langweilig die Stadt im Winter ist!«
    Danilo lachte und blickte liebevoll auf Regis nieder. Er war jetzt ein bisschen größer als sein Freund. »Mir wäre die Stadt lieber gewesen. Ich schwöre dir, das Klima von Ardais hat viel mit Zandrus kältester Hölle gemein. Lord Dyan im Nevarsin-Kloster kann es nicht kälter gehabt haben.«
    »Ist Dyan immer noch in Nevarsin?«
    »Nein, er hat das Kloster Anfang des Winters verlassen. Wir waren die ganze Zeit zusammen in Ardais; er hat mich vieles gelehrt, was ich, wie er sagt, als Regent der Domäne wissen sollte. Dann reisten wir gen Süden nach Thendara … Seltsam, ich hätte nie gedacht, dass mir seine Gesellschaft Vergnügen bereiten könnte, aber er hat sich so viel Mühe gemacht, mich für meine zukünftige Aufgabe richtig zu erziehen …«
    »Das tut er schon der Ehre seines eigenen Hauses wegen«, bemerkte Regis trocken.
    »Aber als mein armer Vater starb, war er die Freundlichkeit selbst.«
    »Auch das überrascht mich nicht«, sagte Regis. »Du bist hübsch geworden, Dani, und Lord Dyan hat immer ein Auge für Schönheit bei Jungen gehabt …«
    Danilo lachte. Jetzt konnten sie gemeinsam darüber lachen, obwohl es vor drei Jahren gar nichts Lustiges gewesen war. »Oh, ich bin mittlerweile zu alt für Dyan geworden – er bevorzugt Jungen, denen noch kein Bart wächst, und wie du siehst …« Ein nervöser Finger drehte den kleinen dunklen Schnurrbart auf seiner Oberlippe.
    »Dann frage ich mich, warum du dir keinen Vollbart stehen lässt!«
    »Nein«, widersprach Danilo mit merkwürdiger, stiller Entschlossenheit. »Ich kenne Dyan heute besser. Und ich versichere dir, nicht einmal hat er mir mit einem Wort oder einer Geste ein zwischen Vater und Sohn unziemliches Angebot gemacht. Als mein eigener Vater starb, erwies er ihm alle Ehren. Er sagte, es sei ihm eine Freude, jemandem Ehre zu erweisen, der es verdiene, vielleicht sei das ein gerechter Ausgleich für die Ehren, die er denjenigen seiner Verwandten habe erweisen müssen, die sie nicht verdienten.« Der alte Lord Ardais war vor drei Jahren nach einem langen Leben in Liederlichkeit und Schande wahnsinnig und senil gestorben.
    »So etwas Ähnliches hat Dyan auch einmal zu mir gesagt«, räumte Regis ein. »Aber genug davon – ich bin froh, dass du hier bist, Bredu . Wie ich annehme, wirst du dies Jahr im Rat unter den Ardais sitzen?«
    »Das hat Dyan gesagt«, stimmte Danilo zu. »Aber die Sitzungen beginnen erst morgen, und heute Abend – nun, ich bin jahrelang nicht mehr in Thendara gewesen.«
    »Ich gehe selten durch die Straßen«, sagte Regis so leise, dass es nicht bitter klang. »Ich komme keine halbe Meile weit, ohne dass mir eine Menschenmenge folgt …«
    Danilo setzte zu einer oberflächlichen Antwort an und hielt sie zurück. Die alte Sympathie baute sich zwischen ihnen auf, eine bessere Verständigung als durch Worte, die telepathische Verständigung des Laran , der geschworenen Brüderschaft, und mehr als das.
    Ja, du bist Erbe von Hastur, Regis. Das gehört mit zu der Bürde deiner Stellung. Ich würde sie dir erleichtern, wenn ich könnte, aber das kann kein lebender Mensch. Und du würdest es gar nicht anders haben wollen.
    Du erleichterst mir die Bürde durch dein Verständnis, und jetzt, da du hier bist, bin ich doch nicht mehr ganz allein …
    Gesprochene Worte waren unnötig. Nach einer Weile meinte Danilo leichthin: »Es gibt hier eine Wirtschaft, die von Garde- Offizieren besucht wird. Wenigstens hat man sich dort an Comyn gewöhnt und hält uns nicht für Missgeburten oder Ungeheuer oder glaubt von uns, dass wir gehen, ohne den Boden zu berühren, wie einige Helden aus alten Sagen. Wir könnten dort etwas trinken, ohne dass uns die Leute anstarren.«
    Die Burgwachen von Thendara wissen wenigstens, dass wir
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