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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute
Autoren: Bernard Cornwell
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beeindruckt von der Beobachtungsgabe des Gardisten, ließ sich das jedoch nicht anmerken. »Vielleicht habe ich nur Glück gehabt.« Er war bescheiden, denn er hatte den Ruf, der beste Fechter im »Dreckigen halben Hundert«, vermutlich in der gesamten Armee und vielleicht im ganzen Land zu sein, doch er stellte sein Licht unter den Scheffel, genauso wie er seine Fähigkeiten bei denjenigen herunterspielte, die ihn für den besten Pistolenschützen in Kent hielten. Ein Soldat, pflegte Willsen zu sagen, sollte ein Meister seiner Waffen sein, und so übte er fleißig und hoffte inständig, dass seine Fähigkeiten eines Tages für den Dienst seines Landes nützlich sein würden. Bis dahin verdiente er den Sold eines Captains und, weil das nicht reichte, um Frau und Kind zu unterhalten und die Rechnungen in der Messe zu begleichen, lehrte er Fechten und Pistolenschießen in Horace Jackson's Hall of Arms. Jackson, ein ehemaliger Profiboxer mit platt geschlagener Nase, wollte, dass Willsen die Armee verließ und in Vollzeit für ihn arbeitete, doch Willsen liebte es, Soldat zu sein. Es verschaffte ihm eine Position in der britischen Gesellschaft. Es mochte keine sehr hohe sein, aber sie war ehrenvoll.
    »So etwas wie Glück gibt es nicht«, sagte der Gardist, und jetzt sprach er Dänisch, »nicht, wenn man kämpft.«
    Willsen hatte sich abgewandt, doch der Wechsel der Sprache ließ ihn zu dem blonden Gardisten-Captain zurückblicken. Sein erster flüchtiger Eindruck von dem Gardisten war der eines privilegierten Jungen gewesen, doch jetzt sah er, dass der Captain Anfang dreißig war und bei seinem gut aussehenden Äußeren ein zynisches, wissendes Lächeln hatte. Dies ist ein Mann, dachte Willsen, der sich sowohl in einem Palast als auch bei einem Preiskampf heimisch fühlt. Auch ein ernstzunehmender Mann, und einer, der für ihn von besonderer Wichtigkeit war. Er deutete eine Verbeugung an.
    »Sie, Sir, müssen der Ehrenwerte Major John Lavisser sein«, sagte er respektvoll.
    »Ich bin Captain Lavisser«, bestätigte Captain und Major Lavisser. Die Gardisten gaben ihren Offizieren zwei Dienstränge, der niedrigere zeigte ihre Verantwortlichkeit im Regiment an, während der höhere ein Hinweis darauf war, dass jeder Gardisten-Offizier eine vorgesetzte Person war, besonders im Vergleich zu den ärmeren Kämpfern des »Dreckigen halben Hundert«. »Ich bin Captain Lavisser«, wiederholte der Ehrenwerte John Lavisser, »aber Sie sollten mich John nennen.«
    »Ich dachte, Sie wären erst am Samstag zu sprechen«, sagte Willsen, streifte seine Fechtschuhe ab und zog Stiefel an.
    »Wir werden für eine ziemlich lange Zeit Gefährten sein ...«, Lavisser ignorierte Willsens Feindseligkeit, »... und ich finde, wir sollten Freunde sein. Außerdem, sind Sie nicht neugierig auf unsere Befehle?«
    »Meine Befehle lauten, Sie nach Kopenhagen zu begleiten und dafür zu sorgen, dass Sie sicher wieder von dort fortkommen«, erwiderte Willsen steif, während er seinen roten Rock anzog. Die Wolle des Rocks war verblichen, die schwarzen Aufschläge verschlissen. Er schnallte seinen Sieben-Guinea-Degen um, neidisch, weil an Lavissers Hüfte eine wertvolle Klinge hing, aber Willsen hatte seit Langem gelernt, seinen Neid auf die Ungleichheiten des Lebens zu zügeln, auch wenn er sie nicht ganz vergessen konnte. Er wusste nur zu gut, dass sein Captainsposten im »Dreckigen halben Hundert« tausendfünfhundert Pfund wert war, genau so viel, wie es kostete, sich den Rang eines Lieutenant bei den Gardisten zu kaufen, aber was sollte es. Sein dänischer Vater und seine englische Mutter hatten ihn gelehrt, auf Gott zu vertrauen, seine Pflicht zu tun und das Schicksal zu akzeptieren. Das Schicksal hatte ihn jetzt dazu bestimmt, der Gefährte eines Mannes, des Sohns eines Earls, eines Gardisten und Adjutanten von Prinz Frederick, dem Duke of York, dem zweiten Sohn von George III. und Oberbefehlshaber der britischen Armee, zu sein.
    »Aber möchten Sie nicht wissen, warum wir nach Kopenhagen gehen?«, fragte Lavisser.
    »Ich bezweifle nicht, dass ich zu gegebener Zeit darüber informiert werde«, sagte Willsen immer noch steif.
    Lavisser lächelte, und sein schmales, düsteres Gesicht spiegelte Charme wider. »Die gegebene Zeit, Willsen, ist jetzt«, sagte er. »Kommen Sie, erlauben Sie mir wenigstens, Ihnen das Abendessen zu spendieren und Ihnen die Geheimnisse unseren Botengangs zu enthüllen.«
    In Wirklichkeit war Captain Willsen fasziniert. Er
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