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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute
Autoren: Bernard Cornwell
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Seite an Seite und starrten den Armeeoffizier im grünen Rock jenseits des Tisches an. Weder Mister Belling noch Mister Brown gefiel, was sie sahen. Ihr Besucher war ein großer Mann mit schwarzem Haar, hartem Gesicht und einer Narbe an der rechten Wange und wirkte wie ein Mann, für den Narben nichts Fremdes waren. Mister Brown seufzte und wandte sich ab, um den Regen zu betrachten, der auf Londons Eastcheap niederging.
    »Es wird eine schlechte Ernte werden, Mister Belling«, sagte er schwer.
    »Das befürchte ich auch, Mister Brown.«
    »Juli!«, sagte Brown. »Wir haben tatsächlich Juli! Dabei ist es mehr wie im März!«
    »Ein Feuer im Juli!«, sagte Mister Belling. »Kaum zu glauben!«
    Das Feuer, ein schäbiger Haufen glühender Kohlen, brannte in einem Kamin, über dem ein Kavalleriesäbel hing. Es war die einzige Dekoration in dem getäfelten Raum und deutete auf die militärische Natur des Büros hin. Die Herren Belling und Brown von Cheapside waren Armee-Agenten, und ihr Aufgabengebiet bestand darin, sich um die finanziellen Angelegenheiten von Offizieren zu kümmern, die in Übersee dienten. Sie arbeiteten auch als Makler für Soldaten, die ein Offizierspatent kaufen oder verkaufen wollten, doch in diesem feuchten, kalten Juli verdienten sie nicht viel an Gebühren.
    »Leider können wir nichts für Sie tun.« Mister Brown breitete entschuldigend die Arme aus. Seine Hände waren gepflegt, sehr weiß und makellos manikürt. Er entspannte die Finger als sei er im Begriff, Cembalo zu spielen. »Leider«, wiederholte er und schaute den Offizier im grünen Rock an, der ihn von der anderen Seite des Tisches finster anblickte.
    »Es liegt an der Natur Ihres Patents«, erklärte Mister Belling.
    »In der Tat«, pflichtete ihm Mister Brown bei, »sozusagen in der Natur Ihres Patents.« Er lächelte kläglich.
    »Es ist so gut wie jedes andere Patent«, sagte der Offizier angriffslustig.
    »Oh, besser«, beteuerte Mister Brown heiter. »Meinen Sie nicht auch, Mister Belling?«
    »Weitaus besser«, stimmte Mister Belling begeistert zu. »Ein Schlachtfeld-Patent, Mister Sharpe. Das ist eine seltene Sache. Sehr selten!«
    »Bewundernswert!«, fügte Mister Brown hinzu.
    »Äußerst bewundernswert«, stimmte Mister Belling zu. »Ein Schlachtfeld-Patent! Für jemand von den Mannschaften! Das ist ...« Er überlegte, wie er es ausdrücken sollte, »... einmalig, eine sensationelle Leistung!«
    »Aber es ist ...« Mister Brown überlegte genau, was er sagen sollte, und seine plumpen Hände öffneten und schlossen sich wie die Flügel eines Schmetterlings. »... nicht verhandelbar.«
    »Genau.« Mister Bellings Stimme verriet Erleichterung darüber, dass sein Partner das richtige Wort gefunden hatte, um das Problem zu beenden. »Es ist nicht verhandelbar, Mister Sharpe.«
    Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Im Kamin knisterte das Feuer, Regen prasselte gegen das Fenster des Büros, und auf der Straße knallte ein Fuhrmann mit der Peitsche.
    »Nicht verhandelbar?«, fragte Lieutenant Richard Sharpe.
    »Das Patent kann nicht zu Bargeld gemacht werden«, erklärte Mister Belling. »Sie haben es nicht gekauft, also können Sie es auch nicht verkaufen. Sie haben es geschenkt bekommen. Was der König Ihnen schenkt, mögen Sie zurückschenken, aber Sie können es nicht verkaufen. Das ist nicht ...«, er legte eine Pause ein und fand das Wort, »... verhandelbar.«
    »Man hat mir gesagt, ich könnte es verkaufen!«, sagte Sharpe ärgerlich.
    »Da hat man Ihnen etwas Falsches gesagt«, sagte Mister Brown.
    »Das war eine Fehlinformation«, fügte Mister Belling hinzu.
    »Eine schlimme«, sagte Mister Brown, »leider.«
    »Die Bestimmungen sind einfach«, fuhr Mister Belling fort. »Ein Offizier, der ein Patent kauft, kann es verkaufen, aber ein Mann, der ein Patent verliehen bekommt, kann das nicht. Ich wünschte, es wäre anders.«
    »Wir beide wünschten das«, sagte Mister Brown.
    »Aber man hat mir gesagt ...«
    »Man hat Ihnen was Falsches gesagt«, erwiderte Mister Belling heftig und bereute im selben Augenblick, dass er so brüsk gewesen war, denn Sharpe erhob sich von seinem Stuhl, als wolle er die beiden Männer angreifen.
    Sharpe brachte seinen Zorn unter Kontrolle. Er schaute vom dicken Mister Brown zum dünnen Mister Belling. »Sie können also nichts für mich tun?«
    Mister Belling starrte ein paar Sekunden zur vom Rauch gebräunten Decke des Büros, als hoffe er auf eine Eingebung, dann schüttelte er den
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