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Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke

Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke

Titel: Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke
Autoren: Bernhard Moestl
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freue.
    Das war der Moment, in dem ich Achtsamkeit gelernt habe. Natürlich können Sie jetzt sagen, das ist alles Unsinn. Die Blumen duften und leuchten, weil es die Evolution im Laufe der Entwicklung einfach so eingerichtet hat. Es ist das alte Prinzip von der Erhaltung der Art. Womit Sie freilich recht haben. Ohne Besuch der Bienen könnten die Blumen ganz einfach nicht überleben.
    Achtsamkeit schafft Freude
    Aber erklärt das auch, warum wir uns darüber freuen können? Genau genommen könnte uns das nämlich alles ziemlich egal sein. Nichts würde sich durch unsere Gleichgültigkeit ändern. Die Sonne würde farbenprächtig auf- und wieder untergehen, die Blumen würden blühen und duften, die Vögel zwitschern und das Leben seinen gewohnten Lauf nehmen. Alles würde ablaufen, wie es die Evolution eben vorgesehen hat. Trotz allem haben wir die Möglichkeit, zu beobachten, zu staunen und uns zu freuen. Wenn nun diese Möglichkeit der Freude schon da ist und unser Leben um so vieles schöner macht, warum sollten wir sie dann nicht auch nutzen? Wie es denn wirklich ist, werden wir in diesem Leben ohnehin nicht mehr erfahren.
    Jemand, der gezeigt hat, wie man aus diesem Prinzip seine ganze Lebenskraft schöpfen kann, war Franz von Assisi. Im fortgeschrittenen Alter, von schwerer Krankheit gezeichnet, die Wundmale Jesu als offene Wunden an Händen und Füßen, die ihm das Greifen und das Gehen unmöglich machen: In dieser Situation entsteht eine der schönsten Hymnen an die Achtsamkeit. »Gesang der Schöpfung« nennt Franz seinen Text, den wir heute als »Sonnengesang« viel zu oft mit einem Lächeln abtun. Nichts entgeht seiner Achtung. Nicht Sonne, Mond oder Sterne, die uns mit ihrem Licht erst das Sehen ermöglichen, nicht die Tiere, nicht die bunten Blumen, aber auch nicht die Menschen und deren aller Schöpfer. In seiner größten, unabänderlichen körperlichen Not findet Franz von Assisi durch die Achtsamkeit auch seine größte Freude.
    Das Shaolin-Prinzip der Achtsamkeit lehrt uns zu verstehen, dass nichts, also wirklich nichts, selbstverständlich ist, sosehr es auch selbstverständlich aussieht und wir es als selbstverständlich hinnehmen.
    Diese Freude ist übrigens eine Idee, die auch Ihnen früher selbstverständlich war. Stundenlang können Kinder in der Natur stehen und einen Wasserfall, eine »Pusteblume« oder einen Ameisenhaufen beobachten. Still und voller Faszination ob des gerade neu Entdeckten, das beim nächsten Besuch genauso neu und faszinierend sein wird wie dieses Mal. Ein Weg zur inneren Ruhe, der uns zwar unterwegs zum Erwachsenwerden irgendwann verlorengegangen ist, den wiederzufinden sich aber durchaus lohnt. Das Shaolin-Prinzip lehrt uns, alles auf dieser Welt als etwas Besonderes zu sehen. Es lehrt uns, so sagen Mönche von Shaolin, dass Achtsamkeit zu tiefer Einsicht führt und zum Erwachen.
    Einmal, so erzählt man sich im Kloster, wollte ein junger Mönch von seinem Meister wissen, was Achtsamkeit denn eigentlich bedeute.
    »Achtsamkeit«, antwortete der Meister, »bedeutet Achtsamkeit.«
    Nicht urteilen
    Achtsamkeit bedeutet Aufmerksamkeit und Achtung. Aufmerksamkeit im Moment und Achtung vor allem, was uns umgibt. Aber, und das haben wir schon im Prinzip der Gegenwart gesehen, es bedeutet eines nicht: zu beurteilen. Ein Urteil vernebelt unseren Geist und macht die Klinge dieses so mächtigen Schwertes augenblicklich stumpf. Doch wir sollen nicht Achtung haben vor dem, wie die Dinge sind, sondern davor, dass sie sind.
    Wir sollen nicht unterscheiden, wem wir wie viel Respekt zuteilen. Wir müssen vielmehr unterschiedslos jene achten, die vermeintlich unter uns stehen, als auch jene, zu denen wir glauben, aufblicken zu müssen. Unsere Freunde müssen wir genauso achten wie alle, die wir als unsere Gegner empfinden, und uns selbst im gleichen Maß wie alle anderen.
    In China findet man die Achtsamkeit in den Ritualen des täglichen Lebens. Beobachtet man zwei Menschen, die einander zum ersten Mal begegnen, so sieht man, dass sie als erste Handlung ihre Visitenkarten tauschen. Sie geben und nehmen die Karte jeweils mit beiden Händen, stehend und mit einer leichten Verbeugung. Ohne zu wissen, wem genau sie gegenüberstehen, zollen sich die Menschen gegenseitig Respekt.
    Auch die jungen Mönche in Shaolin müssen vor ihren Meistern immer wieder ihr Können beweisen. Den Beginn jeder Vorführung des Prüflings macht eine tiefe Verbeugung in Richtung seiner Prüfer. Dass diese um ein
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