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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII
Autoren: Terry Brooks
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täuschen, allerdings vermochte er niemanden mit Magie zu erfüllen, und insbesondere nicht mit einer Magie dieser Art.
    Wer also war dieser Junge in Wirklichkeit?
    Sie wusste, was sie zu tun hatte; genau das, weswegen sie den weiten Weg hierher zurückgelegt hatte. Sie musste den Schatz finden, der in Castledown versteckt war. Sie musste den Druiden finden und vernichten. Und danach musste sie zur Schwarzen Moclips zurückkehren und so schnell wie möglich nach Hause fahren, um so diese gefährliche Reise zu Ende zu bringen.
    Aber der Junge interessierte und beunruhigte sie, so sehr, dass sie, ohne es zu merken, ihre Pläne neu bedachte. Obwohl sie um seine - ob nun willige oder erzwungene - Falschheit wusste, war sie abgeneigt, die Lösung dieses Rätsels aufzugeben, weil diese großen Einfluss auf ihre Pläne haben könnte. Gewiss würde ihr Leben davon nicht verändert, darüber war sie sich bereits im Klaren. Dennoch würde es kleinere und doch wichtigere Auswirkungen geben.
    Wie schwierig würde es werden, die Wahrheit über ihn zu enthüllen, nachdem sie sich erst an die Arbeit gemacht hätte? Wie viel Zeit mochte es beanspruchen?
    Der Morgawr würde nicht einverstanden sein, allerdings war er mit dem wenigsten einverstanden, das sie in jüngster Vergangenheit tat. Die Beziehung zu ihrem Mentor war seit einiger Zeit gestört.
    Die Schüler-Lehrer-Verbindung von einst bestand nicht mehr. Inzwischen war sie genauso sehr ein Meister wie er, und sie ärgerte sich über die Beschränkungen, die er ihr ständig auferlegen wollte. Zwar hatte sie nicht vergessen, was sie ihm schuldete, und war auch nicht undankbar, denn er hatte sie über die Jahre hinweg eine Menge gelehrt. Doch ihr missfielen seine Bemühungen, sie weiterhin als Untergebene zu behandeln, als Handlanger, als Schützling, der zu tun hatte, was ihm aufgetragen wurde. Er war alt, und vielleicht konnte er sich aus diesem Grund nicht mehr so gut anpassen wie früher. Für ihn zählte allein Selbsterhaltung. Sie dagegen strebte nicht danach, tausend Jahre zu leben. Unsterblichkeit stellte für sie keine Wohltat dar. Aus diesem Grunde war es ihr wichtiger voranzukommen, anstatt dazusitzen und zu warten und Ränke zu schmieden, wie er es gewöhnt war.
    Nein, er würde nicht einverstanden sein, und in diesem Fall war es falsch von ihr, sich einfach darüber hinwegzusetzen. Das Geheimnis des Jungen lösen zu wollen diente allein ihrer eigenen Neugier. Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie alles Zaudern mit einer Geste abtat. Diese Entscheidung musste sie allein treffen, es war ihre Entscheidung, ob sie Zeit vergeudete oder nicht. Der Junge besaß etwas, das wichtig für sie war, mochte der Morgawr ihr nun zustimmen oder nicht. Außerdem war er gar nicht hier und konnte ihr keinen Rat geben. Cree Bega würde sich erdreisten, für ihn zu sprechen, aber die Meinung des Mwellrets bedeutete ihr nichts.
    Trotzdem würde sie rasch handeln müssen. Der Ret war nicht weit hinter ihr zurück und holte mit seinen zwei Dutzend Begleitern rasch auf. Er hatte den Vormarsch lediglich verzögert, weil sie hatte allein vorgehen wollen, um einen Blick auf das zu werfen, was sie erwartete, und ihm daher befohlen hatte zu warten. Vielleicht, fügte sie in Gedanken hinzu, um sicherzugehen, dass er sich nicht in eine Entscheidung einmischte, die sie persönlich zu treffen hatte. Oder einfach nur, um ihn auf seinen Rang zu verweisen.
    Sie ging hinüber zu Ryer Ord Star, bückte sich und prüfte, ob die Seherin aus ihrer Trance erwacht war. Aber das Mädchen bewegte sich nicht, saß still und reglos in der Nacht, mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen. Sie atmete ruhig und regelmäßig, daher war ihre Gesundheit offenbar nicht gefährdet. Nur, was tat sie? Wohin in ihr Innerstes hatte sie sich verkrochen?
    Die Ilse-Hexe kniete vor dem Mädchen. Sie hatte keine Zeit zu warten, bis die Seherin ihre Meditation beendete. Antworten brauchte sie, und zwar sofort. Also legte sie Ryer Ord Star die Finger auf die Schläfen, wie bei dem Schiffbrüchigen, mit dessen Enthüllungen die ganze Sache begonnen hatte, und begann zu suchen. Dies bedeutete keine besondere Anstrengung für sie. Ryer Ord Stars Gedanken öffneten sich vor ihr wie eine Blüte in der aufgehenden Sonne, ihre Erinnerungen fielen heraus wie herabschwebende Blütenblätter. Ohne die anderen Geschehnisse zu beachten, konzentrierte sich die Ilse-Hexe auf die jüngsten Ereignisse, auf jene, die ihr das Schicksal des Druiden
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