Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shadow Touch

Titel: Shadow Touch
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
hätte genauso gut gegen Stahlbänder ankämpfen können. Graves hob die Hand ihrer Kusine und legte sie auf Elenas Kopf.
    Es war, als dringe die Dunkelheit der Nacht in ihren Kopf und überziehe ihre Gedanken mit einem glänzenden, engen Netz, bis in ihre tiefste Seele hinein. Elena setzte sich mit aller Macht dagegen zur Wehr und fühlte, wie etwas ihr Gehirn kitzelte. Wie ein suchender Mund.
    Sie konnte ihre Macht nicht in Beatrix hineinschicken. Noch während sie es versuchte, wurde ihr Widerstand schwächer, und dieser Mund, dieser schreckliche Mund in ihrem Kopf, kam näher und festigte sich, bis sie das Kratzen von Zähnen spürte.
    Die Barriere zwischen ihr und Artur erzitterte, und sie schrie seinen Namen, laut und in ihrem Kopf. Er schlug die Augen auf. Die Barriere barst. Kraft strömte in sie, so viel Kraft, wie sie selbst besaß, und sie schleuderte den Wurm weg, durchdrang den Schatten in ihrem Geist, schlug und kratzte mit den Nägeln das Licht herein. Beatrix schrie auf; ihre Hand fiel von Elenas Kopf, als Graves zur Couch hastete, den Griff ihrer Pistole hoch über den Kopf erhoben. Elena hörte einen dumpfen Aufprall, dann verschwand Artur aus ihrem Geist. Die Barriere war zwar nicht mehr da, aber sie spürte nur eine diffuse Ruhe, Stille, nur von einer leisen Vibration unterbrochen, mit der ihre Verbindung summte.
    Aber das genügte. Beatrix lehnte den Kopf gegen die Stütze des Rollstuhls. Sie war leichenblass.
    »Bemerkenswert«, flüsterte sie. »Zu schade, dass dieser Gestaltwandler den Arzt getötet hat. Ich hätte gern mehr über dieses Phänomen erfahren.«
    »Sie hätten fragen können«, antwortete Elena.
    »Damit Sie nein sagen konnten?« Beatrix lächelte. »Ich ziehe ein Ja vor, und zwar immer. Ich schätze meine sicheren Garantien.«
    »Sie sind pervers.«
    »Aber ja, sehr sogar.« Beatrix bediente einen kleinen Hebel an ihrem Rollstuhl und rollte zurück. »Geh und bereite meine Sachen vor«, sagte sie zu Graves. »Greta ist bereits verlegt worden, oder? Gut. Charles wird dies hier erledigen.«
    Graves zögerte. »Ich finde nicht, dass Sie allein mit ihr bleiben sollten. Sie wissen, wozu sie fähig ist.«
    »Wir kommen schon zurecht«, murmelte sie und sah Charles an. Dieser ließ Elenas Hand los und trat zu Artur. Plötzlich tauchte ein Messer in seiner Hand auf, das er zwischen den Fingern wirbeln ließ. Vor dem bewusstlosen Russen blieb er stehen und sah Beatrix abwartend an. Elenas Herz hämmerte heftig.

»Geh«, wiederholte Beatrix, und diesmal widersetzte sich Graves nicht. Sie schloss die Tür hinter sich. Die Stille lastete schwer in dem Raum, nur untermalt von Atemzügen und dem leisen Ticken einer antiken Uhr.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind?«, fragte Beatrix schließlich.
    »Ja«, gab Elena zurück.
    »Und jetzt wissen Sie auch, was passiert, wenn Sie nicht gehorchen oder versuchen, mich zu töten. Nein, ersparen Sie es sich, Ihre Gefühle für ihn zu leugnen. Ich konnte Sie in seinem Herzen spüren, als ich ihn dieses eine Mal berührt habe. Auch damals liebte er sie schon. Sie müssen ihn ebenfalls lieben. Liebe ist ein wunderbarer Hebel.«
    »Das stimmt wohl«, erwiderte Elena und sah von Artur zu Charles hinüber. Er beobachtete jetzt sie, nicht mehr Beatrix. Elena fragte sich, ob seine Herrin seine Aufmerksamkeit wahrnahm, ob sie die Gedanken ihres Schoßhündchens fühlen konnte.
    »Charles wird Mr. Loginov die Kehle durchschneiden, wenn Sie mir wehtun«, sagte Beatrix. »Und dann werde ich ihm erlauben, Sie mit seinem Messer zu bearbeiten.«
    »Wirklich?« Elena starrte Charles an. »Nur bearbeiten? Wie schade für ihn, dass Sie ihm nicht noch mehr erlauben.«
    Beatrix runzelte die Stirn. Elena spürte ihre Verunsicherung, aber sie hatte noch keinen Verdacht geschöpft. »Manchmal muss man seine Schoßhunde kontrollieren. Charles neigt dazu, ohne seine Leine ein wenig über die Stränge zu schlagen.«
    Elena lächelte. »Ich mag Enthusiasmus. Ich mag auch die Erregung. Das weiß Charles. Ich glaube, es gefällt ihm an mir.«
    Beatrix’ Stirnfalten vertieften sich. Sie blickte zwischen Elena und Charles hin und her, und was immer sie sehen mochte, die Gedanken, die sie jetzt in ihrem Schoßhund wahrnahm, verwirrten sie ... und erregten anschließend ihr e Eifersucht. »Sie sind ein sehr unpassendes Paar.« Ihre Stimme klang kalt und hart.
    »Aber nein«, widersprach Charles leise. »Wir sind vollkommen.«
    »Vollkommen«, wiederholte Elena. »Ich möchte Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher