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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch
Autoren: Marjorie M. Liu
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etwas fragen, Miss Weave. Was würde wohl mit Ihrer Verbindung zu Charles geschehen, wenn ich Sie töte? Würde ihn das nicht sofort befreien?«
    »Das würde es«, antwortete Charles, bevor seine Herrin antworten konnte. Er lächelte und drehte sein Handgelenk ein wenig, sodass das Licht die Klinge seines Messers berührte, wie ein langer Kuss. »O ja, das würde es.«
    »Gut«, sagte Elena, machte einen großen Schritt und schlug ihre Hand auf Beatrix’ Kopf. Sie rammte ihre ganze Macht in ihr Gehirn. Beatrix versuchte zurückzuschlagen, aber Elena hatte den Schwung und die Überraschung auf ihrer Seite, und sie kannte den menschlichen Körper sehr gut. Beatrix’ Blick zuckte zu Charles hinüber; Elena fühlte, wie er reagierte, und wusste, dass sie nur wenige Sekunden hatte, bevor er gezwungen wäre, sie zu töten. Sie grub ihre mentalen Finger in Beatrix’ Geist, in die Wurzel ihres Kortex, und ... Die Macht hatte ich immer, ich brauchte nur einen Lehrer, ich habe nach ihm gesucht, ich habe nach meinem Ururgroßvater gesucht, dem Unsterblichen, und ich konnte ihn nicht finden, aber ich fand einen anderen, einen anderen und ...
    »Ich bin nur eine«, zischte Beatrix, während das Blut über ihre Lippen sprudelte. Charles tat noch einen Schritt auf sie zu, aber er schien gleichzeitig gegen ihre Kontrolle anzukämpfen. Jetzt konnte er sich wehren, ergriff die Gelegenheit, sich von dem Wurm zu befreien. »Aber ich bin nur der Anfang. Ich habe die Pforten geöffnet. Ich habe sie aufgeweckt.«
    Ihre Zähne blitzten. Sie waren sehr scharf. Die Schneidezähne waren zu scharfen Spitzen gefeilt. Elena starrte in die schwarzen Augen, in das gähnende Loch eines reißenden
    Mauls, schrie auf vor Furcht, vor Ekel - und landete den endgültigen Schlag. Elena fühlte, wie s äm tliche Blutgefäße in Beatrix Weaves Hirn explodierten, fühlte auch, wie ihr Herz aufhörte zu schlagen. Dann sackte die Frau in ihrem Rollstuhl zusammen, tot.
    Charles kniete vor Beatrix. Er roch an ihrem Haar und liebkoste ihr Gesicht. Er stand auf, ohne den Blick von der toten Frau zu nehmen. Er rieb sich mit der flachen Klinge den Hals. »Erschreckend. Ich hätte nicht gedacht, dass man sie so leicht umbringen könnte. So gefällt sie mir jedenfalls viel besser.«
    »Das habe ich mir gedacht«, erklärte Elena und nahm seine Hand. Er sah sie erschreckt an, aber selbst Charles konnte nicht so schnell reagieren wie ein Gedanke. Elena presste sein Herz zusammen, schloss seine Lungen. Er versuchte, sie zu erstechen, taumelte jedoch und stürzte zu Boden. Das Messer glitt aus seinen Fingern.
    Elena hockte sich neben ihn, hielt immer noch seine Hand in der ihren, tötete ihn ganz langsam, beinahe behutsam. Er starrte sie staunend an.
    »Sie haben mich schon wieder überrascht«, keuchte er. »Wie ... entzückend. Danke für ... die Jagd.«
    »Gern geschehen«, erwiderte Elena. »Und jetzt, bitte, fahren Sie zur Hölle.«
    »Aber selbstverständlich«, erwiderte er, schloss die Augen und starb.

17
    Elena konnte Artur nicht allein bewegen, dafür war er zu schwer. Sie beschränkte sich darauf, ihn zu ohrfeigen, drang dann in seinen Kopf ein, um sein Bewusstsein wachzurütteln. Es gelang besser, als sie erwartet hatte. Artur öffnete die Augen, sein Blick war weder benommen noch verwirrt. Er drehte den Kopf herum und betrachtete die Leichen von Beatrix Weave und Charles Darling. Dann berührte er ihre Hand.
    »Du bist sehr fleißig gewesen«, sagte er. Sie war dankbar, dankbarer, als sie sich hätte vorstellen können, dass sie in seinem Herz keine Verurteilung oder Enttäuschung spürte.
    »Wie hast du dir nur vorstellen können, ich würde von dir enttäuscht sein?« Er setzte sich auf und schwankte etwas.
    »Immerhin wolltest du nicht, dass ich meine Gabe dafür benutze zu töten.« Aber sie hatte getötet, und sie empfand, im Augenblick jedenfalls, auch nicht die leisesten Gewissensbisse. Elena wusste nicht, ob das gut oder schlecht war oder ob die Erinnerung an diesen Tag sie in der Zukunft mit Macht verfolgen würde. Möglich war es.
    Artur nahm ihr Gesicht fest zwischen seine Hände. Er wirkte ausgezehrt, mitgenommen, aber da regte sich auch etwas in seinem Herzen, das sich fast wie Stolz anfühlte. Warmer, heftiger, dabei aber liebevoller Stolz. Er liebte sie trotz allem immer noch, und er war ungeheuer erleichtert, dass sie lebte.
    »Ich hätte es nicht zu sagen brauchen«, meinte er. »Du weißt, was ich empfinde.«
    »Ja«, flüsterte sie und
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