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Sex & junge Eltern

Sex & junge Eltern

Titel: Sex & junge Eltern
Autoren: Dorette Guehlich , Claudia Bodin , Sonja Weißmann , Christiane Boerger
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ausgeharrt. Wir haben uns dann zusammengesetzt und ein langes Gespräch geführt, bei dem alles auf den Tisch kam: seine Verunsicherung. Meine Angst vor Schmerzen und davor, mich fallen zu lassen und die Kontrolle aufzugeben. Und der ganze Frust über die Schwangerschaft, die viel zu früh für uns kam. Am Ende haben wir beschlossen, es mit dem Sex noch einmal zu versuchen. Ganz schön unromantisch, oder?
    CONNY: Ja. Aber es ist auch ein Irrtum zu glauben, dass es mit dem Sex automatisch irgendwie läuft. Gerade in einer längeren Partnerschaft muss man manchmal mit dem Kopf ran. Ich frag mich beispielsweise ab und zu: Sage ich jetzt nein zum Sex, weil ich todmüde bin – oder ist da doch noch ein Fünkchen Lust? Oft probier ich es dann einfach aus. Und die Lust kommt mittendrin.
    DORIT: Wir haben nach mehr als einem Jahr wieder so getan als sei ich Jungfrau und müsste mich langsam rantasten. Ganz schön krampfig, aber ein Anfang.
    JULIA: Und wie läuft’s heute bei euch?
    DORIT: Richtig versöhnt mit mir und dem Erlebten bin ich eigentlich erst seit der Geburt meiner zweiten Tochter. Als sie sich ankündigte und auch später bei ihrer Geburt fühlte ich mich weder überrollt noch entmündigt. Die Entbindung war für mich ein selbstbestimmter und unglaublich kraftvoller Akt: Ich konnte aufmachen – und das hat mir geholfen, mein Kind leichter zur Wellt zu bringen.
    CONNY: Sich öffnen können – das ist auch eine wichtige Voraussetzung für guten Sex.
    CAMILLA ENGELSMANN-PETZ:
    Es gibt immer wieder Phasen, in denen man nicht begehrt. Das kann nach einer Geburt sein, weil man sich müde und ausgepowert fühlt oder, wie Dorit, verletzt und fremd im eigenen Körper. Aber auch zu anderen Zeiten, in denen man sich beispielsweise neu sortiert oder besonders anstrengen muss. Etwa die Hälfte der Menschen, die zu uns kommen, sagen, sie hätten so oft keine Lust auf Sex. Überall ist Sex ein Riesenthema – in Filmen, auf Plakaten -, aber in immer mehr Partnerschaften verdorrt die Sexualität. Dass Dorit ihr Problem lösen konnte, hatte sicher viel damit zu tun, dass sie die ungewollte Schwangerschaft und die dramatische Geburt zusammen mit den Kolleginnen von der Stillberatung bearbeitet hat. Und dass sie und ihr Mann dann ehrlich miteinander sprechen konnten. Paare, denen das nicht gelingt, entwickeln häufig ein fatales Muster: Einer drängelt und besteht auf Sex, der andere entzieht sich. Das nimmt der sexuellen Beziehung jede Lebendigkeit. Bevor Erotik und Intimität in einer Partnerschaft ganz verloren gehen, sollte man sich unbedingt professionelle Hilfe holen. Es ist, wie Conny sagt: Ein erfüllendes Sexleben fällt nicht einfach vom Himmel. Man muss etwas dafür tun.
    „Guter Sex passiert nicht einfach. Manchmal muss man da auch mit dem Verstand ran“

14. Welche Rolle spielt der Sex für eine gute Partnerschaft?
    Und warum erleben junge Eltern oft flaue Zeiten im Schlafzimmer? Ein Gespräch mit lan Kerner. Der 42-jährige Psychologe ist in Amerika ein führender Sextherapeut, Vater von zwei kleinen Söhnen
    Eine Studie Ihres Kollegen John Gottman ergab, dass 70 Prozent der Paare nach der Geburt ihrer Kinder deutlich unzufriedener mit ihrer Beziehung sind. Liegt das auch am Sex?
    Ian Kerner: Ja, mit einem Kind ändert sich die Dynamik in einer Beziehung. Ein Großteil der Energie, die vorher für die Partnerschaft da war, fließt jetzt zum Kind. Oft driften die Lebenswelten beider Partner auseinander. Und dabei gehen dann schnell auch Intimität und Sexualität verloren. Das macht eine Beziehung verletzbar.
    Was genau passiert denn mit der Lust?
    Wie Sigmund Freud glaube ich, dass die Erotik ein Teil unserer Vitalität, unserer Lebenskraft ist. Ich meine das nicht nur physisch: Lust motiviert uns, bringt uns in Balance. Gerade nach der Geburt eines Kindes ist das erotische Interesse bei Frauen und Männern aber sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ich will keine Klischees bedienen, doch häufig ist es so, dass die Frauen wenig Lust auf Sex haben, weil sie so viel Liebe und Fürsorge an ihr Kind weitergeben. Ihre Partner hingegen wünschen sich mehr Nähe. Denn für viele Männer bedeutet Sex, sich mit ihrer Frau emotional verbunden zu fühlen.
    Sex als Form von Kommunikation?
    Bildlich gesprochen würde ich es so ausdrücken: Der Mann ist wie ein Astronaut, der den Weltraum erkundet und über ein langes Kabel mit dem Raumschiff – der Frau, der Familie – verbunden ist. Sex ist ein Teil dieser Verbindung. Wird
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