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Sex & junge Eltern

Sex & junge Eltern

Titel: Sex & junge Eltern
Autoren: Dorette Guehlich , Claudia Bodin , Sonja Weißmann , Christiane Boerger
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Störung zum echten Problem wird, hängt vom persönlichen Empfinden ab. Was dem einen behandlungsbedürftig erscheint, ist für den anderen eine vorübergehende Laune der Natur. Den einen Mann versetzt es vielleicht in Panik, wenn er beim Sex zu früh kommt. Er hat Angst, dass ihm das immer wieder passieren könnte und dass seine Partnerin ihn für einen schlechten Liebhaber hält. Solche Unsicherheiten wirken sich auf die Sexualität aus und können am besten mit Hilfe eines Thearpeuten behoben werden. Ein anderer, selbstbewussterer Mann verbucht dieselbe Schwäche vielleicht unter „kann passieren“. Er stellt sich nicht selbst in Frage, leidet nicht unter der Situation und hat folglich auch kein behandlungsbedürftiges Problem. Vor dem Hintergrund der großen Therapiefreudigkeit in Deutschland muss man nämlich aufpassen, dass nicht Dinge zu Problemen gemacht werden, die keine sind.
    Beispiel „Lustlosigkeit“: In keiner Partnerschaft haben Mann und Frau immer genau gleich viel Lust auf Sex, geschweige denn zur gleichen Zeit. Mal ist der eine zu müde, weil die Nacht davor kurz war, mal ist der andere in Gedanken noch bei der Arbeit. Das stellt die Beteiligten vor die Aufgabe, miteinander zu „verhandeln“. Am besten funktioniert das, wenn jeder zu seinen Bedürfnissen steht und der jeweils andere sie respektiert.
    Ist eine Beratung nur sinnvoll, wenn beide Partner daran teilnehmen?
    Grundsätzlich ist sie sinnvoll, wenn das Problem von beiden Beteiligten ernst genommen wird und man gemeinsam nach Lösungen sucht. Denn: Für alles, was in einer Beziehung geschieht, sind zu 100 Prozent beide Partner verantwortlich. Einen ‚Schuldigen‘ gibt es in den meisten Fällen nicht. Selbst wenn sich ein Paar zu Beginn vorwurfsvoll gegenübersitzt, kommt oft Bewegung in die verfahrene Situation. Wenn zwei sich erst einmal aufeinander eingelassen haben, sich zuhören und ihre Beziehung kritisch beleuchten, werden die Probleme nach und nach kleiner. „Ich hatte keine Ahnung, was du denkst und fühlst!“ – ein Satz, der in der Paarberatung immer wieder fällt. Und zeigt, wie wenig Partner voneinander wissen, obwohl sie seit Jahren zusammenleben. Gerade beim Sex glauben viele Menschen, der andere spüre, was einem gefällt. Natürlich ist das zu viel verlangt. Die Frau, die sich über das lieblose und viel zu kurze Vorspiel ihres Partners ärgert, muss das sagen. Anderenfalls wird es sich nicht ändern. Den Partner zu einer Beratung zu zwingen, ist in den meisten Fällen sinnlos. Für viele ist der Gang zu einem Fachmann immer noch gleichbedeutend mit „nicht ganz richtig im Kopf“. Wenn eine gemeinsame Therapie nicht in Frage kommt, sollte aber zumindest die Bereitschaft da sein, das Problem zu zweit nachzubesprechen und über Lösungsmöglichkeiten nachzudenken.
    Was steckt hinter den Problemen?
    Häufig sind sexuelle Nöte Ausdruck tiefer liegender, größerer Probleme. In drei Viertel der Fälle verbergen sich dahinter handfeste Paarkonflikte. Wenn eine Frau ihrem Mann beispielsweise die körperliche Nähe verweigert, kann dahinter ein partnerschaftliches Machtspiel stecken. Nach dem Motto: „Du hörst mir nie zu, wenn ich über meine Sorgen sprechen möchte, dann gebe ich dir eben auch nicht, was du so gern möchtest.“ Wenn Paare Eltern werden, gehen sie häufig zu sehr in der neuen Rolle auf. Sie vergessen, dass sie auch noch Mann und Frau sind. Was sich ebenfalls negativ auf die Sexualität auswirkt, ist mangelnde Gesprächsbereitschaft. Paaren fällt es nicht nur schwer, über sexuelle Wünsche und Vorlieben zu sprechen, sondern auch über Meinungsverschiedenheiten oder Verletzungen. Aber genau das ist nötig, um Nähe und Vertrauen in der Partnerschaft zu schaffen oder zu erhalten. Wer alles schluckt, zieht sich immer weiter zurück und verliert irgendwann ganz den Kontakt zum Partner.
    Was passiert in einer Therapie?
    Wer hofft, in einer Therapie zu lernen, wie „richtiger“ Sex funktioniert, wird sicher enttäuscht. In den Therapiestunden geht es darum, die Ratsuchenden für ihre eigenen Bedürfnisse zu sensibilisieren. Welche Sehnsüchte und Wünsche gibt es – und wie könnten sie erfüllt werden? Der häufigste Wunsch von Paaren: begehrt und geliebt werden. Da unterscheiden sich Frauen und Männer nicht. Fast alle Paare haben anfangs keine Ahnung, was bei ihnen schief läuft. Warum ihr Körper streikt, obwohl ihr Kopf ihnen etwas anderes sagt. Mit Hilfe des Therapeuten kommen sie den
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